Steuern – Du zahlst, Reiche tricksen
Während du bei Lohnsteuer und Mehrwertsteuer zur Kasse gebeten wirst, sparen sich die Reichsten dank Schlupflöchern und Sonderregeln durch. Dieses System ist kein Naturgesetz, es ist gemacht. Und es kann geändert werden.
Beim Steuersystem zeigt sich Klassenkampf von oben ganz deutlich: Du zahlst, Reiche tricksen. In der Theorie sollen Vermögende mehr zum Gemeinwohl beitragen: Wer mehr hat, kann mehr beitragen. “Leistungsgerechtigkeit” nennt man das. Tatsächlich ist es oft umgekehrt. Österreich ist für normale Arbeitnehmer*innen ein Hochsteuerland, während Superreiche erstaunlich glimpflich davonkommen. Fast 80 von 100 Euro an Steuern nimmt der Staat aus Arbeit und Konsum ein– also Lohnsteuer, Sozialabgaben, Mehrwertsteuer, alles was du von deinem Gehalt und beim täglichen Einkauf zahlst. Aber nur 6 von 100 Euro kommen aus Steuern auf Unternehmensgewinne, und gerade 4 von 100 Euro aus Steuern auf Vermögen. Mit anderen Worten: Die breite Masse zahlt den Großteil, große Konzerne und Vermögende tragen vergleichsweise wenig bei.
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Ein durchschnittlicher österreichischer Arbeitnehmerhaushalt gibt rund 42 % seines Einkommens als Steuern und Abgaben ab. Und ein typischer Millionärshaushalt? Nur etwa 30 %. Bei Milliardären sinkt die effektive Quote sogar auf ungefähr 26 % – weniger als die Hälfte des Spitzensteuersatzes auf Arbeitseinkommen. Wie kann das sein? Nun, sehr Reiche erzielen ihr Einkommen nicht durch ein normales Gehalt wie du, sondern vor allem durch Kapital: Unternehmensgewinne, Aktienverkäufe, Dividenden. Solche Kapitalerträge werden in Österreich pauschal mit 27,5 % besteuert – egal, wie hoch der Gewinn ist. Erwirtschaftet eine Firma Millionen, zahlt sie zudem (nach weiteren Senkungen) nur noch 23 % Körperschaftsteuer. Durch Stiftungen, Holdings und andere Schlupflöcher lässt sich die Steuerlast weiter legal minimieren.
Die Schere geht weiter auseinnder
Das Resultat: Die Allerreichsten zahlen prozentual weniger vom Kuchen als jeder Durchschnittsverdiener. Während du jeden Monat Lohnsteuer abgezogen bekommst und beim Tanken oder Einkaufen brav Mehrwertsteuer zahlst, nutzen Vermögende teure Beratung, um Steuern zu sparen. Kaum ein anderes EU-Land besteuert Arbeit so stark und Vermögen so gering wie wir. Die Konsequenz? Die Schere geht weiter auf: Die reichsten 5 % besitzen in Österreich mehr als die Hälfte des Vermögens, während 4 Millionen Haushalte am unteren Ende zusammen nur 4,6 % besitzen. Ein Steuersystem, das diese Ungleichheit noch vergrößert, ist Klassenkampf von oben durch Steuergesetze – gemacht von jenen, die oft selbst zu den Profiteuren gehören.
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