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Gesundheit

Stille Nacht – bis es kracht

Unterm Weihnachtsbaum liegen nicht nur Geschenke, sondern oft auch die Nerven blank. Fünf Tipps von einer Familientherapeutin, wie Feiertagsstreitereien vermieden werden können – und was getan werden muss, wenn die Fetzen fliegen.
Es beginnt schon vor Weihnachten. Familientherapeutin Natascha Vittorelli bemerkt jedes Jahr bereits mit dem Beginn der Adventszeit ein verstärktes Aufkommen von Paaren und Familien, die dringend den Rat einer Expertin suchen. „In keiner Jahreszeit klaffen Erwartungshaltung und Realität so weit auseinander wie jetzt,“ meint die Therapeutin.

Fünf Tipps, wie du die Feiertage ohne gröbere zwischenmenschliche Grabenkämpfe überstehst.

 

#1 Erwartungshaltung zurückschrauben

Die Harmonie leuchtet von jeder Plakatwand: Die glückliche Familie im Festtagslook, die den perfekten Braten anschneidet und mit Freudentränen in den Augen die Geschenke unter dem leuchtenden Christbaum entgegennimmt. Doch der Freund will keinen romantischen Winterspaziergang machen, sondern lieber seinen ersten freien Tag am Computer abzocken? Das Kind fadisiert sich und quengelt permanent? Die Weihnachtsgans schmeckt nach Gummi und schon wieder gabs einen faden, selbstgebastelten Gutschein für irgendwas, was schon im letzten Jahr nicht eingelöst wurde? Enttäuschungen sind zu Weihnachten vorprogrammiert. Sei trotzdem dankbar, meint Vitorrelli: „Nimm nichts als selberverständlich hin. Die Verwandten haben sich die Mühe gemacht und sind von weit her zur Familienfeier angereist. Und auch wenn du das Geschenk daneben findest – da hat sich vielleicht jemand im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht, sich was überlegt und Zeit und Geld investiert.“

 

#2 Sag deinem Perfektionismus adé

In der Adventszeit übernehmen wir uns gerne selbst – obwohl wir schon genug um die Ohren haben. „Viele haben beruflich zum Jahresende hin noch viel Stress, oder sie machen sich persönlichen Druck, weil sie unbedingt noch Dinge erledigen oder zum Abschluss bringen wollen,“ so die Therapeutin. Die einen übernehmen sich finanziell für das „perfekte“ Geschenk oder wollen vor der Schwiegermutter mit einem selbstgekochten, fünfgängigen Menü protzen, obwohl kaum Zeit für den Einkauf dafür ist, weil die Buchhaltung noch den Jahresabschluss braucht. Viele tun sich schwer, um Hilfe zu bitten, Aufgaben abzugeben – oder einfach „Nein“ zu sagen, ist die Therapeutin überzeugt: „Muss es wirklich der aufwendige Braten sein, der einen Tag im Rohr brutzeln muss, oder kann nicht auch einfach etwas bestellt werden? Warum die Arbeit nicht aufteilen? Oder vielleicht können sich wirklich einmal alle daran halten, sich nichts zu schenken.“

 

#3 Familienkonflikte sind bereits vorprogrammiert

Streit mit gewissen Familienmitgliedern gibt es nur zu Weihnachten? Wirklich? Oder eher, weil es an den Feiertagen zu einem sonst vermeidbaren Zusammentreffen kommt? „Die Haltungen und Reibepunkte mit gewissen Personen und Verwandten sind ja meist schon  zuvor bekannt. Da gilt es zu hinterfragen, ob ich mich überhaupt auf eine Konfrontation einlassen will und wenn ja, warum mir das so ein großes Anliegen ist,“ so Vitorelli. Wenn du Oma zuliebe den Frieden am Esstisch nicht zerstören willst, vielleicht schaffst du es deine Argumente gegenüber deiner impfkritischen Tante hinunter zu schlucken. Wenn aber nicht, so wappne dich inhaltlich gut – und warte keinesfalls bis dir der Kragen platzt. Damit es nicht so weit kommt, achte vor allem auf die nächsten zwei Punkte.

 

#4 Alkohol ist nicht die Lösung

Homer Simpson meinte einst: „Auf den Alkohol – den Ursprung und die Lösung sämtlicher Lebensprobleme!“ Vor allem zu Weihnachten glüht der Punsch, sprudelt der Sekt, fließen die Liköre und Schnäpse – und sie alle sind zwischenmenschliche Brandbeschleuniger. Und das kann in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Da artet das Schmähführen mit dem Kollegen auf der Weihnachtsfeier sofort in eine Schmuserei aus, die am nächsten Tag eine besondere Katerstimmung garantiert. Oder wir knallen nach dem dritten Bier dem Onkel, der den Klimawandel leugnet, eine argumentative Faustwatschen ins Gesicht. Wer wirklich der Meinung ist, das öde Familienfest nicht ohne Alkohol über die Bühne zu bringen, sollte sich vielleicht doch lieber mit Kopfweh entschuldigen. Lieber vorgetäuschte Schmerzen, als sich später über die eigenen verbalen Eskalationen das Hirn zu zermartern.

#4 Entzieh dich der Konfrontation

Die Tante fängt schon das dritte Mal an: „Aber diese ganzen Chemtrails machen uns schon krank …“ Und jetzt platzt dir aber wirklich gleich der Kragen. Atme durch. Und wenn das auch nicht hilft, dann entzieh dich der Situation, rät die Therapeutin: „Geh in ein anderes Zimmer oder einfach an die frische Luft.“ Du kannst sie ja vielleicht ohnehin nicht überzeugen, auch nicht mit kühlem Kopf und guten Argumenten. Schreiend, mit hochrotem Kopf und Kraftausdrücken aber mit Sicherheit nicht. Deshalb: Such lieber das Weite, bevor es zu spät ist.

 

In diesem Sinne wünschen wir dir ein friedliches und harmonisches Weihnachtsfest. Mögest du unsere Ratschläge gar nicht erst brauchen.

 

 

 

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