Die Preise ziehen den Löhnen davon
Seit 2019 sind die Preise um 21,7 Prozent gestiegen. Die Mindestlöhne in den Kollektivverträgen hingegen nur um 15,5 Prozent. Die Preise sind im selben Zeitraum also um mehr als ein Drittel stärker gestiegen als die Löhne. Die Menschen können sich weniger leisten für ihr Geld.
Kaufkraft so niedrig wie zuletzt vor 11 Jahren
Die Kaufkraft der Mindestlöhne ist seit 2019 laut Momentum Institut um 5,1 Prozent eingebrochen. Während der Pandemie stieg die Kaufkraft noch leicht an. 2021 fiel sie wieder auf das Niveau von 2019 zurück. Durch den Krieg stieg danach die Teuerung rasant an. Die Kaufkraft nahm ab.
Im Oktober 2022 war die Kaufkraft am niedrigsten. Die Mindestlöhne waren um 8,1 Prozent weniger wert als 2019. Die Kaufkraft lag auf dem Niveau von 2005. Darauf folgten starke Herbstlohnrunden.
Die konnten einen Teil der Teuerung ausgleichen. Doch längst nicht alles. “Die Löhne können so schnell nicht mithalten, weil sie erst auf Basis der Inflationsrate des Jahres zuvor erhöht werden. Die Löhne folgen den Preisen somit zeitverzögert. Von einer Preiserhöhung der Unternehmen bis zur Lohnerhöhung können bis zu eineinhalb Jahre vergehen”, erklärt Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut.
Es braucht starke Lohnrunden
Der Finanzminister, Vertreter:innen der Wirtschaft und Wirtschaftsforschungsinstitute warnen vor der Lohn-Preis-Spirale. Sie meinen: Die hohen Löhne würden die Preise in die Höhe treiben. Lohnzurückhaltung sei gefragt.
Berechnungen zufolge gehen aber zwei Drittel vom hausgemachten Teil der Inflation auf die gestiegenen Gewinne der Unternehmen zurück. Die Lohnerhöhungen machen wesentlich weniger aus.
“Die Teuerung hat für Beschäftigte am unteren Ende der Lohnskala den Einkommensgewinn eines ganzen Jahrzehnts vernichtet. Ohne eine ordentliche Lohnrunde im Herbst bleiben sie auf dem Großteil ihrer Verluste sitzen”, fügt Sturn hinzu. Es braucht deswegen starke Lohnrunden.