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Ungleichheit

Tinder fürs Ehrenamt

Diana Kretschmann und Marianne van der Linden von der Possible Today Foundation haben eine App entwickelt, die Freiwillige mit Arbeit matcht. Wie das funktionieren soll und wie es ums Ehrenamt in Österreich steht.

Es ist gar nicht so einfach, ein Ehrenamt zu finden, das Spaß macht und sich mit dem restlichen Leben gut vereinbaren lässt. Viele wollen die Welt verbessern, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Dafür gibt es bald eine App.

Diana Kretschmann und Marianne van der Linden von der Possible Today Foundation lernten sich über ein Hilfsprojekt für Geflüchtete in Griechenland kennen. Dort kamen sie auf die Idee für eine Freiwilligen-App, die auf einer Kryptowährung basiert.

 
Marianne van der Linden und Diana Kretschmann von der Possible Today Foundation

Marianne van der Linden und Diana Kretschmann von der Possible Today Foundation. Foto: Lisa Wölfl für MOMENT

Das ist die Idee: Du registrierst dich auf der Plattform “Community Coins Eindhoven” und wirst mit einer Einrichtung gematcht, die zu dir passt und gerade Hilfe braucht. “Wie bei einer Dating-App”, sagt Kretschmann. Für jede Stunde Freiwilligenarbeit bekommst du eine Münze, mit der du Rabatte in Geschäften in deiner Nähe bekommst. Du kannst die Münzen auch weiterverschenken. “So kannst du doppelt helfen.” Ein wichtiges Anliegen für die Gründerinnen war auch, Freiwilligenarbeit flexibler zu gestalten. “Manche wollen sich nicht dazu verpflichten, sich jede Woche beim selben Projekt zu engagieren.”

Das Pilotprojekt starteten Kretschmann und van der Linden im April 2018 im niederländischen Eindhoven. Bei der Testversion sind 150 BenutzerInnen angemeldet. Die Freiwilligen geben beispielsweise Nachhilfe, betreuen Kinder oder servieren Kaffee und Tee bei einem Nachbarschaftsprojekt. Der Pilot läuft bis zum Frühling 2020. Danach wollen Kretschmann und van der Linden die Plattform in weiteren Gemeinden etablieren und ausbauen.

Wie ist es in Österreich?

Knapp 46 Prozent aller Menschen in Österreich engagieren sich ehrenamtlich. Drei Millionen Menschen leisten damit jede Woche fast 15 Millionen Stunden an Freiwilligenarbeit. Das ist eine Menge. Warum tun sie das? Um anderen zu helfen, Gutes zu tun, etwas beizutragen.

https://app.23degrees.io/embed/MxUaXtnZqsOozsGI-bar-horizontal-wieso-sich-menschen-freiwillig

Allerdings heißt das im Umkehrschluss, dass sich 54 Prozent nicht freiwillig engagieren. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zu viel los im Job, keine Zeit wegen Kinder, manchmal auch Krankheit und Alter. Bei einer großen Studie gaben aber zumindest 61 Prozent derer, die sich nicht engagieren als Grund an, sie wären nie gefragt worden. Hier könnte eine App Wunder wirken.

https://app.23degrees.io/services/public/embed-code/BatL9NqbwQcLPPXu-bar-horizontal-wieso-sich-menschen-nicht

Die Gründerinnen von Possible Today wollen Arbeit, Erfolg und Kapital neu definieren und weg vom Wettbewerb. Deswegen ist jede geleistete Stunde auch gleich viel wert. Langfristig soll die Plattform dazu führen, dass ehrenamtliches Engagement mehr geschätzt wird und Menschen Freiwilligenarbeit finden, die sie für wichtig empfinden.

 

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