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Arbeitswelt
Ungleichheit

Totalausfall durch Coronavirus: Große Verzweiflung aber auch Solidarität unter Selbstständigen

Viele Selbständige in der Eventbranche haben aufgrund der drastischen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie einen Totalausfall ihres Einkommens. Die Gastronomie- und Tourismusbranche erlebt seit Wochen einen Umsatzeinbruch. Die Regierung überlegt, wie sie ihnen helfen kann. Viele versuchen auch direkt, einander zu helfen.
Künstleragentin Alexa Oetzlinger hängt derzeit nur am Telefon. Sie muss Veranstaltungen absagen und ihren Künstlern ebenfalls Bescheid geben: “Ich habe extrem viel Arbeit, aber jedenfalls ab heute kein Einkommen mehr.” Wie sie die nächste Zeit finanziell durchsteht, weiß Ötzinger nicht: “Mein Freund hat schon angeboten, dass er mich unterstützt, aber das möchte ich eigentlich nicht.”

Ähnlich ergeht es Birgit Ottendorfer: “Mein Mann und ich führen erst seit kurzem das kleine Brötchencatering meiner Eltern weiter und seit heute hagelt es eine Auftragsstornierung nach der anderen. Selbst kleinere Firmenveranstaltungen werden abgesagt. Für uns natürlich grade am Beginn eine Katastrophe. Überhaupt, weil es ungewiss ist wie lange es dauert.”

Veranstaltungsabsagen wegen Coronavirus

Die Bundesregierung hat aufgrund der Coronavirus-Pandemie veranlasst, dass Veranstaltungen im Freien mit über 500 Teilnehmern abgesagt werden müssen, Innenraum-Events ab 100 Personen. Diese Maßnahme gilt nun mindestens bis Ende März. 

Wer in der Veranstaltungsbranche arbeitet, ist oft selbstständig. Viele Künstler, Tontechniker, Agenten oder Lokale erleben nun bis Ende März mitunter einen Totalausfall ihrer Einnahmen. Und bereits jetzt werden Veranstaltungen darüber hinaus abgesagt, bereits in den vergangenen Wochen hat die Gastronomie und die Tourismusbranche einen enormen Einbruch erlebt. Die Gäste und das Publikum blieben aus Angst vor dem Coronavirus auch ohne Erlass der Regierung aus.

Selbstständig und unverschuldet pleite – was tun?

Derzeit arbeitet die Regierung mit den Sozialpartnern “unter Hochdruck an punktuellen Maßnahmen für die einzelnen Branchen”. Mittwoch Abend oder Donnerstag sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. Neben finanziellen Spritzen wird etwa diskutiert, ob Sozialversicherungsbeiträge für Betroffene gesenkt werden. 2016 wurde das für LandwirtInnen nach Ernteausfällen gemacht. 

Die einzige konkrete Handlung der Regierung waren bislang günstige Überbrückungskredite für den Tourismus in der Höhe von 100 Millionen Euro nach der Stornowelle der letzten Wochen. Eine Entschädigung ist bisher nur für den Fall vorgesehen, dass ein gewerblicher Betrieb auf Basis des Epidemiegesetzes geschlossen wird.

Künstleragenten organisieren sich

Künstleragentin Oetzlinger zweifelt daran, dass es rasche und umfassende Hilfe seitens der Regierung geben wird. Sie hat eine Petition gestartet: “Wir zählen mehr! EPUs statt Banken retten!” Rund 3.000 Menschen haben den Aufruf zur Schaffung von Hilfs-Fonds bereits unterzeichnet – darunter auch prominente Kabarettisten wie Reinhard Nowak. Ötzlinger möchte den Druck auf die Politik weiter erhöhen und plant eine Aktion kommenden Montag gemeinsam mit Künstlern und anderen Agenten: “Damit wirklich etwas passiert.”

Große Solidarität

Währenddessen vernetzen sich Betroffene. In der Facebook-Gruppe “Wiener Wunderweiber”, die rund 9.800 Mitglieder hat, solidarisieren sich Frauen um sich gegenseitig zu unterstützen. Sie wollen etwa jene Restaurants und Cafes besuchen, die in den letzten Wochen große Umsatzeinbußen haben. Andere bieten sich als Tagesmütter an, da viele berufstätige Mütter nicht wissen, wie sie ihre Kinder betreuen sollen, nachdem manche Schulen und Kindergärten geschlossen wurden.

 

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