
Die Reichen in Österreich sind noch reicher geworden. Forderungen nach einer Vermögenssteuer werden laut. Warum ist die Industriellenvereinigung (IV) vehement dagegen? Politologin Natascha Strobl analysiert die Argumente der Industriellenvereinigung.
Leere Argumente der Industriellenvereinigung
Die Vertreter des Kapitals rotieren wieder einmal: Eine Studie der Nationalbank zeigt, dass die Reichen in Österreich noch reicher sind als gedacht. Nun rückt die Industriellenvereinigung aus, um die naheliegende Forderung nach einer Vermögenssteuer schnellsten vom Tisch zu wischen. Dabei verwenden sie die immer gleichen Argumente:
- Die Vermögenssteuer ist ein „Bürokratiemonster“. Fakt ist: Die Kosten fürs Einheben der Steuer liegen bei zwei bis fünf Prozent der Einnahmen.
- Zweitens scheint Bürokratie immer nur dann ein Problem. Da gründet man gleich auch noch eine Taskforce. Nicht, dass auch nur ein Cent zu viel ausbezahlt wird. Steuereinnahmen in Milliardenhöhe dank Vermögenssteuern, die sollen wir uns nicht holen, weil „zu bürokratisch“? Ernsthaft?
- Die Vermögenssteuern treffen den Mittelstand. Fakt ist: Es gibt keinen Mittelstand beim Vermögen. 1 % der Reichen besitzt so viel Vermögen 1 % besitzt die Hälfte des ganzen Vermögens, so viel wie die anderen 99% zusammen. Es gibt keine Mitte.
- Vermögenssteuern machen arm: Elternhaus oder Familienbetrieb sind dann weg. Fakt ist: Jede Vermögenssteuer sieht einen Netto (!) Vermögensbetrag von etwa 1 Million Euro vor. Das heißt, vom Vermögen werden alle laufenden Kredite abgezogen, erst dann greift die Steuer überhaupt. Und das völlig zurecht, da wer soviel Geld hat, eben vermögend ist.
Ein Rechenbeispiel: Wer 1,5 Millionen Euro Nettovermögen besitzt, zahlt für die 500.000 Euro über der Million 1 Prozent Steuer. Das sind heiße 5.000 €. Im Jahr. Niemand, wirklich niemand muss für reichsten Menschen in diesem Land deshalb sammeln gehen.
Industriellenvereinigung gegen Vermögenssteuern
Klar ist die Industriellenvereinigung gegen Vermögenssteuern: 100 Prozent ihrer Mitglieder müssten eine bezahlen. Für schwerreiche Industrielle und ihr Anliegen, mit Steuern lieber nicht behelligt zu werden, erwärmt man sich aber nicht so leicht, da braucht es geschicktes Marketing: Die Oma mit dem kleinen Haus, der kleine Unternehmer, der so hart arbeitet: All jene, für die die Industriellenvereinigung vermeintlich kämpft, sind meilenweit davon entfernt Vermögenssteuern zahlen zu müssen.
Mehr dazu:
- Vermögenstool: So reich sind Österreichs Überreiche