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Arbeitswelt
Ungleichheit

Wann uns der Lifestyle von PolitikerInnen etwas angeht

Wann uns der Lifestyle von PolitikerInnen etwas angeht

Handtaschen, Urlaube, Autos und teurer Wein sind bei PolitikerInnen oft ein mediales Thema. Das sollten sie aber nicht sein.

Wir befinden uns in einer Zeit der Personalisierung von Politik: Gewählt werden weniger ideologische Positionen und politische Programme, als vielmehr Personen und vertraute Gesichter. Dieser Fokus zeigt sich auch in der zunehmenden Relevanz und Bewertung persönlicher Lebensstile von PolitikerInnen. „Wie die Spitzenkandidaten wohnen“, erzählte uns auch der Standard. Darüber hinaus gab es laute „Kritik“ an deren Urlauben, Handtaschen und Autos.

Eines steht fest: Wenn eine Handtasche von einem Spesenkonto bezahlt wird, ist das skandalös. Spesenkonten sind für Kosten, die beruflich aus dem Amt entstehen. Es ist verwerflich, persönlich bereichernde Warenkäufe als Spesenersätze unterzubringen. Nicht anders ist das, wenn eine Handtasche zwar nicht über Spesen finanziert wurde, aber mit dem Teil des Einkommens, den jemand nur hat, weil er oder sie andere Lebensbereiche über Spesen abgerechnet hat – z.B. die Miete. Dann muss das selbstverständlich auch öffentlich gemacht und kritisiert werden. 

Aber dabei geht es darum, dass der Lebensstil nicht privat finanziert wurde. Es geht nicht um die Art des Lebensstils selbst. Der Skandal liegt nicht darin, dass mit €5000 eine Markenhandtasche gekauft wurde, anstatt das Geld in ein Fahrrad zu investieren oder für die eigenen Kinder zu sparen. Der Skandal ist, dass dieses Geld illegitimerweise zur Verfügung stand. 

Eine Frage der Werte?

Warum sollte die Kritik auch an den spezifischen Konsumgütern liegen, statt an der illegitimen Handlung selbst? Manche meinen, weil PolitikerInnen durch bestimmte Lebensstile an Glaubwürdigkeit verlieren. Teure Markenprodukte würden nicht den Werten von jenen weniger Privilegierten entsprechen, die sie vorgeben zu vertreten. 

Aus der soziologischen Forschung wissen wir aber seit über 100 Jahren, dass es vor allem Menschen aus (ursprünglich) weniger privilegierten Milieus sind, die es sich zum Ziel machen, andere sichtbar materiell zu übertreffen. Sie wollen ein größeres Haus bauen und schnellere Autos fahren, weil sie sich erhoffen, dadurch Anerkennung zu bekommen und von anderen als einer höheren sozialen Schicht zugehörig wahrgenommen zu werden. Statussymbole und Markenprodukte dienen dem Versuch, sich von jener Gruppe abzugrenzen, aus der sie kommen und die sie hinter sich lassen möchten.

Arbeit statt Lifestyle bewerten

Warum sollte es ein Problem sein, wenn PolitikerInnen privat gerne teuren Wein trinken? Wäre es nicht im Gegenteil lächerlich, wenn sie so täten, als würden sie kein Spitzengehalt verdienen und Wein vom Discounter trinken oder einen schlecht sitzenden Anzug von der Stange anziehen? Wem würde das etwas bringen? Bringen muss doch die politische Arbeit etwas. Und deshalb sollte auch diese bewertet werden.

Wichtig ist es also, den engen Fokus zu behalten, wenn es um PolitikerInnen und deren Lebensstile geht. Der Lebensstil selbst sollte nicht zum Skandal gemacht werden. Die Kosten und die Wahl einer Frisur, eines Cocktails, eines Anzugs oder einer Uhr sind für die Öffentlichkeit nicht relevant, sofern sie aus privaten Mitteln bezahlt werden – und nicht aus öffentlichen Mitteln.

 

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