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Gesundheit

Welche Maßnahmen gegen Corona helfen am meisten?

Welche Maßnahmen gegen Corona helfen am meisten?

Ein Studie hat die weltweiten Bemühungen von Staaten gegen die Corona-Pandemie beobachtet und nach ihrer Wirksamkeit gereiht.

Weltweit treffen Regierungen unterschiedliche Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Manche sind einschneidender, andere sind leichter zu ertragen. Aber welche Maßnahmen verhindern überhaupt die Verbreitung des Virus? Das hat sich eine Studie angesehen.

„Wir haben herausgefunden, dass keine Maßnahme eine Wunderwaffe ist“, heißt es im Fazit des Textes zur Studie. Aber es gibt einige Maßnahmen, die sich als wirksamer herausgestellt haben. Diese sollten bei weiteren COVID-Wellen oder anderen ähnlichen Epidemien herangezogen werden.

„Nukleare Option“: Wirksam aber hart

Die wirksamsten Maßnahmen waren demnach örtliche Beschränkungen: Ausgangsbeschränkungen, Lockdowns und das Unterbinden von größeren und kleineren Zusammenkünften über einen längeren Zeitraum – darunter fallen auch Schulen, Homeoffice, Handel und Gastronomie.

Die StudienautorInnen weisen natürlich darauf hin, dass diese Maßnahmen immer auch unerwünschte Auswirkungen haben, die gegen den Nutzen abzuwägen sind. „Die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung und Einschränkung der Bewegungen kann man als ’nukleare Option‘ betrachten. Sie sind sehr wirksam aber verursachen wesentliche Begleitschäden“, heißt es.

Wirksam aber ohne große Folgen

Es gibt auch Maßnahmen, die deutlich weniger negative Folgen haben, aber trotzdem gut wirken. Das heißt nicht, dass diese Maßnahmen alleine genügen würden, um die Pandemie einzudämmen. Aber ihr Einsatz scheint deutlich „günstiger“ zu sein. Dazu zählt die finanzielle Unterstützung für gefährdete Bevölkerungsteile, Jobsicherheit auch bei Selbstisolation zu schaffen und der kostenlose oder günstige Zugang zu Tests und Schutzausrüstung wie Masken. 

Außerdem ist es offenbar beinahe genauso wirkungsvoll, die Bevölkerung über die Vorteile von Maßnahmen wie „sozialer Distanzierung“ aufzuklären, wie diese Maßnahmen verpflichtend zu machen.

Nutzlos?

Die AutorInnen finden auch Maßnahmen, die offenbar wenig Nutzen haben. So lässt sich keine Beweise dafür finden, dass Abstandhalten im öffentlichen Verkehr etwas bringt. Die Maßnahmen seien allerdings weltweit enorm unterschiedlich gewesen (manche haben die Öffis gestoppt, andere die Takte erhöht) und deshalb schwer einzuschätzen. Und möglicherweise würde der Einfluss auch unterschätzt, weil die Menschen in Öffis ohnehin Masken tragen und auch anderes riskantes Verhalten vermeiden.

Zudem hat etwa das Desinfizieren von Oberflächen an öffentlichen und halböffentlichen Orten kaum genutzt. Gleichzeitig werde gerade Maßnahmen gegen Umwelteinflüsse auch schlecht erhoben, so die Einschränkung der ForscherInnen.

Nur auf den ersten Blick schlecht

Einen auf den ersten Blick negativen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung des Virus und Maßnahmen gibt es teilweise auch. Der ist allerdings oft auch erwünscht. So ist eine Ausweitung der Testkapazitäten und eine Verbesserung der Teststrategie, die Hilfe aus anderen Ländern und das Einführen von Checks auf Flughäfen und Grenzen meist mit einem Anstieg der Zahlen verbunden – logisch, man findet dann ja mehr Fälle.

Mehr Infos zur Studie

Die Studie wurde unter anderem von ForscherInnen der MedUni Wien durchgeführt und vergleicht über 6000 Maßnahmen aus 79 Gegenden – verglichen wurden die Ergebnisse mit weiteren 42.000 Maßnahmen aus 226 Ländern, die andere ForscherInnen erarbeitet haben. Ein ausführlicher, englischer Artikel zur Studie und ihren Methoden ist in Nature erschienen

Der Beobachtungszeitraum war der März und April 2020. Die Studienergebnisse wurden bereits im November veröffentlicht, als die zweite Welle an Lockdowns gerade erst begann oder noch im Laufen war. Eine Impfung gab es damals noch nicht, Medikamente ebenfalls nicht von deutlich anderen Mutationen wusste man zumindest noch nicht so viel. Es wurden also nur nicht-pharmazeutische Maßnahmen untersucht.

Gesucht wurde mit mehreren Methoden nach den Auswirkungen der Maßnahmen auf die Reproduktionszahl (R). Mit deren Hilfe wird geschätzt, wie viele andere Menschen eine erkrankte Person ansteckt. Steigt dieser Wert über 1, verbreitet sich das Virus immer schneller. Fällt sie darunter, sollten die Fallzahlen mit der Zeit sinken. 

Die Maßnahmen kann man natürlich nicht ganz genau einschätzen – ihre Wirkungen unterliegen einer Schwankungsbreite. Auch regionale Unterschiede bestehen – und manche Maßnahmen sind wirksamer oder wirkungsloser, je nachdem, wann sie getroffen werden.

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