Wer war Adelheid Popp? Sozialdemokratische Vorkämpferin für Frauenrechte
Wir stellen berühmte Österreicherinnen vor: Die Sozialdemokratin Adelheid Popp kämpfte für Frauenwahlrecht, Arbeiterinnen und Gleichberechtigung.
Adelheid Popp wird heute auch als die erste Berufspolitikerin Österreichs bezeichnet. Die Sozialdemokratin setzte sich für die Rechte von Arbeiterinnen und für die Teilhabe von Frauen in der Politik ein.
Sie wurde 1869 als Adelheid Dwořak in Inzenhof bei Wien in eine sehr arme Familie geboren. Der Vater war Alkoholiker, die Mutter abgekämpft. Popp hatte 14 Geschwister. Zehn von ihnen starben sehr früh. Sie selbst ging nur drei Jahre lang in die Volksschule. Schon mit zehn Jahren musste sie arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Zuerst als Dienstmädchen, später als Heim- und dann als Fabrikarbeiterin.
Adelheid Popp hielt glühende Reden über die unerträgliche Situation der Arbeiterinnen
Durch die Arbeit nahm sie an ihrer ersten Arbeiterversammlung teil. Sie war begeistert und lernte nach der Arbeit Lesen und Schreiben. Mit 17 Jahren hielt sie vor lauter Männern eine Rede über die unerträgliche Situation der Arbeiterinnen. Ab 1890 sprach sie in allen Teilen der Monarchie. Ihr Engagement für Gleichberechtigung stoß innerhalb der Partei auf viel Widerstand. Doch Adelheid Popp und die Sozialdemokratinnen in ihrem Umkreis gründeten Bildungsvereine für Arbeiterinnen und organisierten Boykotte von Parteitagen. Mit Erfolg: 1893 wurde sie Chefredakteurin der Arbeiterinnen-Zeitung, die sie mitbegründet hat.
Der erste Frauenstreik und andere Forderungen
Sie organisierte auch gemeinsam mit anderen den ersten Frauenstreik mit. Arbeiterinnen forderten in einem dreiwöchigen Streik bessere Arbeitsbedingungen. Sie wurde mehrmals verhaftet. Doch ihre Forderungen setzte sie oft durch. 1919 erkämpfte eine Gruppe von Frauen in Deutschland und Österreich das Wahlrecht. Sie kamen aus unterschiedlichen politischen Lagern, doch arbeiteten für Gleichberechtigung zusammen. Popp hatte dabei eine entscheidende Rolle.
Adelheid Popp im Parlament der Ersten Republik
Sie gehörte dann auch zu den ersten Frauen, die ins Parlament einzogen. Als Abgeordnete engagierte sich weiterhin vor allem für ‚Frauenthemen‘ wie der Reform des Eherechts, wollte Abtreibung straffrei gestalten und forderte gleiche Löhne für Männer und Frauen.
1933 hatte sie gesundheitliche Probleme und zog sich vom Parteivorstand zurück. Damals war sie bereits 64 Jahre alt. Während der Februarkämpfe befand sich Adelheid Popp im Spital und entging so der Verhaftung durch die austrofaschistisches Dollfuß-Regime. Ihre Partei war verboten worden. Adelheid Popp starb in Wien, knapp ein Jahr nach der Machtergreifung der NationalsozialistInnen in Österreich.
Schon 1909 schrieb sie ihre eigene Geschichte auf. Die anonym veröffentlichte Autobiografie „Jugend einer Arbeiterin. Von ihr selbst erzählt“ wurde in viele Sprachen übersetzt. Sie erzählt davon, wie sie Verhältnisse nicht akzeptieren wollte und sich für die junge Arbeiterbewegung begeistert.
Dieser Text entstand in der Serie #HerStory während des Women’s History Month im März 2021. Weil Frauen in der Geschichtsschreibung oft übersehen oder kleingeredet werden, stellt MOMENT Österreicherinnen vor, deren Wirken wir in zeitgenössischer oder historischer Hinsicht bemerkenswert finden.