Wer war Alice Schalek? Österreichs erste Kriegsberichterstatterin
Wer war Alice Schalek?
Alice Schalek war Autorin, Journalistin und Kriegsberichterstatterin. Sie wurde 1874 in einer jüdischen Familie geboren, konvertierte aber 1904 zum Protestantismus.
Im Ersten Weltkrieg war sie die erste Österreicherin und nach der Ungarin Margit Veszi die zweite Frau der Monarchie Österreich-Ungarn, die von der Front berichten durfte. Sie bekam für ihre Arbeit eine Tapferkeitsmedaille. Mit ihrer (der Zensur unterliegenden) Berichterstattung machte sie sich aber nicht nur Freunde. Sie galt als kriegsbegeisterte, sensationslüsterne Reporterin. Karl Kraus widmete ihr in seinem Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ eine sehr unschmeichelhafte Figur. Die Akkreditierung von der Front verlor Schalek aber nicht nur wegen dieser inhaltlichen Kritik, sondern auch, weil sie Ziel von Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit wurde.
Als Autorin erschienen ihre ersten Bücher zur Jahrhundertwende unter einem männlichen Pseudonym (Paul Michaely). Ihre Themen dabei waren unter anderem die Situation bürgerlicher Frauen und von Juden und Jüdinnen. Schalek war nicht die erste Journalistin in Österreich, wird aber oft so bezeichnet, weil sie die erste Frau war, die im Presseclub Concordia aufgenommen wurde. Sie war außerhalb des Krieges vor allem für ihre internationalen Reiseberichte bekannt. Auch hier waren Frauenrechte immer wieder ein wichtiges Thema für ihre Arbeit. In den 20er-Jahren wandte sich Schalek dem Kommunismus zu.
Dass sie zum Protestantismus konvertierte, ersparte ihr auch später im Leben nicht, mit Antisemitismus konfrontiert zu werden. Wegen ihrer Abstammung wurde ihr etwa 1921 die Mitgliedschaft im Alpenverein aufgekündigt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich wurde Schalek wegen „Greuelpropaganda“ von der Gestapo verhaftet. Dank guter Verbindungen kam sie frei, konnte über die Schweiz nach London fliehen und lebte schließlich bis zu ihrem Tod zurückgezogen in New York.