Wer war Hannie Schaft? Niederländische Widerstandskämpferin und Gerechte unter den Völkern
Hannie Schaft war den Nazis als "Mädel mit dem roten Haar" verhasst. Sie konnte einige jüdische Mitbürger:innen retten und deswegen als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet.
Bei den deutschen Besatzern war Hannie Schaft als “das Mädchen mit dem roten Haar” gefürchtet und verhasst. Die Niederländerin führte bis zu ihrer Verhaftung 1945 mehrere Anschläge gegen die Nazis und deren Kollaborateure durch. Als sie kurz vor Kriegsende gefangen genommen wurde, gab es eigentlich eine Übereinkunft, keine Frauen hinzurichten. Für Schaft sollte diese allerdings nicht gelten.
“Hannie” war eigentlich ein Tarnname, den sie erst im Untergrund wählte. Geboren wurde sie 1920 als Jannetje Johanna in Haarlem bei Amsterdam. Ihre politische Einstellung wurde durch ihren sozialistischen Vater geprägt. Schaft war allerdings nie Teil einer politischen Partei.
Als die Nazis 1940 die Niederlande besetzen, ahnte Schaft bereits, was auf das Land zukommen sollte. In ihrem Studium hatte sie von jüdischen Kommilitoninnen über die Verfolgung der Jüd:innen in Nazi-Deutschland erfahren. Bald wurden auch in den Niederlanden Jüdinnen und Juden verhaftet und deportiert. Als zwei ihrer Freundinnen, die sie vor den Nazis versteckt hatte, in ein KZ gebracht werden, entschloss sich Schaft dazu, in den Untergrund zu gehen.
Im Sommer 1943 trat Hannie Schaft der Widerstandsgruppe RVV bei. Hatte sie davor noch vereinzelt Menschen geholfen oder Geld und Lebensmittel gesammelt, wurde ihr Widerstand ab diesem Zeitpunkt militanter. Die Gruppe begann, Sabotageakte und Attentate auf Nazis und Kollaborateure zu planen.
Hannie Schaft half gegen die Nazis
In den kommenden Jahren beteiligte sich Schaft immer wieder an militanten Aktionen. So sollte sie etwa deutsche Militäranlagen auskundschaften, was ihr dank ihrer Deutschkenntnisse und einem gefälschten Ausweis gelang. Ihre Informationen dienten der britischen Air Force als Grundlage für verheerende Luftangriffe. Sie war auch persönlich an Anschlägen auf mehrere Personen beteiligt. Und sie schmuggelte in den Taschen ihres Fahrrads jüdische Kinder in Sicherheit, die sich jahrelang in Kellern versteckt hielten. 1944 erlitt sie bei einer Aktion einen Durchschuss des Oberschenkels, konnte aber fliehen. Auf deutschen Fahndungsbefehlen wurde sie als “das rothaarige Mädel” bezeichnet – ihren Namen kannten die Besatzer nicht.
Am 21. März 1945 kam Schaft mit Satteltaschen voller illegaler Zeitungen in eine Kontrolle und wurde festgenommen. Im Gefängnis wurde sie gefoltert und gab ihre Beteiligung an mehreren Attentaten zu. Mitstreiter:innen verriet sie jedoch nicht.
Obwohl es ein Abkommen gab, keine Frauen umzubringen, wurde Hannie Schaft am 17. April, wenige Wochen vor Ende des Krieges, erschossen. Im November 1945 wurde sie in einem Ehrengrab beigesetzt. 20 Jahre später wurde sie unter die “Gerechten unter den Völkern aufgenommen” – ein Ehrentitel für jene Menschen, die ihr eigenes Leben einsetzten, um Jüdinnen und Juden vor der Ermordung zu retten.