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Demokratie

Wer war Marietta Blau? Eine österreichische Kernphysikerin

Wer war Marietta Blau? Eine österreichische Kernphysikerin

Marietta Blau war eine Pionierin der Kernphysik und wurde sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen. Eine Würdigung ihrer Taten erfuhr sie aber erst spät.

 

Auch diesen März machen wir wieder zum #Herstory Monat! Jeden Tag stellen wir bedeutende Frauen und ihre historischen Leistungen vor. Heute: Die Kernphysikerin Marietta Blau.

Marietta Blau war eine der ersten Frauen in Österreich, die Physik und Mathematik studierte. Ihr gelang eine für die Teilchenphysik wegweisende Entdeckung. Sie wurde sogar für den Physiknobelpreis vorgeschlagen. Doch Marietta Blau starb 1970 einsam und verarmt in einem Wiener Krankenhaus. Sie erhielt nicht einmal einen Nachruf in einer wissenschaftlichen Publikation, die ihre Entdeckungen würdigte.

Marietta Blau wurde in Wien in eine jüdisch-liberale Familie geboren. Dank der Unterstützung ihrer Familie konnte sie Physik und Mathematik studieren – zu einer Zeit, in der Frauen einige Studienrichtungen noch verwehrt waren. 1919 promovierte sie als Doktorin der Philosophie. Blau war danach als unbezahlte Mitarbeiterin bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und an der Universität Wien tätig. 

Pionierin der Kernphysik

Marietta Blau gilt als eine der Pionierinnen der Kernphysik. Gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Hertha Wambacher gelang ihr in den 1930er-Jahren unter anderem der Nachweis sogenannter “Zertrümmerungssterne”. Beide erhielten für ihre Arbeit mehrere wissenschaftliche Preise.

Der Anschluss an Nazi-Deutschland beendete Blaus wissenschaftliche Karriere in Österreich abrupt. Sie floh 1938 zuerst nach Norwegen, ein Jahr darauf ging sie an die Technische Hochschule in Mexico City. 1944 konnte sie, auch dank der Hilfe Albert Einsteins, in die USA auswandern. Sie erhielt dort 1950 die Staatsbürgerschaft und konnte weiterhin ihre Forschung betreiben. Im selben Jahr hatte Erwin Schrödinger Blau und Wambacher für den Nobelpreis vorgeschlagen, den sie jedoch nicht erhielten. 

Späte Würdigung

1960 kehrte Blau im Ruhestand zwangsweise nach Österreich zurück. Jahrzehntelange Strahlenforschung hatten ihre Gesundheit stark beeinträchtigt, sie litt zudem an grauen Star. Ihre geringe Pension reichte jedoch nicht für eine Behandlung in den USA. In Österreich war sie als freie Mitarbeiterin am Institut für Radiumforschung tätig. Zu mehr reichte es, trotz jahrzehntelanger Erfahrung, jedoch nicht. In den wissenschaftlichen Institutionen waren zum Teil immer noch ihre ehemaligen nationalsozialistischen Kolleginnen und Kollegen beschäftigt.

1969 erkrankte Blau, die wegen ihres Gesundheitszustandes schon länger nicht mehr arbeiten konnte, an Krebs. Wenige Wochen später verstarb sie. Erst lange nach ihrem Tod wurden ihre Verdienste gewürdigt. In Wien wurde 2004 eine Gasse nach ihr benannt, ein Jahr später wurde ein Saal der Hauptuniversität nach Marietta Blau benannt. Seit 2009 gibt es außerdem das “Marietta Blau-Stipendium”, das Doktorand:innen eine Unterstützung für die Auslandsforschung bietet.
 

 
HerStory: Wer war Marietta Blau?
 

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