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Demokratie
Gesundheit

Wie Krisenkommunikation (nicht) funktioniert

Warum schafft es die österreichische Bundesregierung nach 2,5 Jahren Pandemie noch immer nicht, die richtige Sprache zu finden? Wie Krisenkommunikation (nicht) funktioniert - Politologin Natascha Strobl analysiert. 
 

Eigentlich ist es ja ganz einfach: Sagen was ist, ohne Angst zu machen oder falsche Hoffnungen zu schüren. Das ist der Kern von Krisenkommunikation. 

Zu sagen: „Ja, die Lage ist ernst“ oder „Die Lage hat sich verschlechtert/verbessert“. Und davon Ableitungen treffen, die einem wissenschaftlichen Erkenntnisstand entsprechen und politisch machbar sind. Dabei aber immer bei einer grundsätzlichen Linie bleiben. 

Das „situationselastische“ Virus

Also was man zum Beispiel in einer weltweiten Pandemie nicht tut, ist einmal zu behaupten es sei alles furchtbar, dann behaupten, dass das Virus 0 gefährlich sei und dann wieder zurückspringen. 

Besser: Ja, das Virus ist gefährlich und deswegen Maßnahmen A, B und C. Bei niedrigen Inzidenzen gibt es aber viel größere Spielräume und dann braucht es nur noch A und C.

Wir haben das schon x-mal durchgekaut. Und trotzdem stellt sich der österreichische Gesundheitsminister wieder hin, schafft ALLE Maßnahmen ab und spricht von „Atempause“. Wo soll man da anfangen? Etwa dabei, dass genau dasselbe die letzten Jahre auch gemacht wurde und es eigentlich genügend Material zur Auswertung gibt, wie sinnvoll das war? Oder dass dieselben Fehler immer wieder zu machen, bedeutet, dass es immer schwieriger wird zu kommunizieren, warum man dann im Herbst wieder A, B und C braucht? 

Die FFP2-Maske als Belastung

Am Problematischsten ist sicherlich der Frame, der Maßnahmen als unglaubliche Belastung darstellt, von der man befreit werden muss. Regierungsmitglieder überschlagen sich dabei, wer die frohe Kunde mitteilen darf. Anstatt klarzumachen, dass eine FFP2-Maske für die Dauer einer Öffi-Fahrt oder eines Supermarkteinkaufs wirklich eine minimale Einschränkung darstellt, die aber viel bringt, wird öffentlich Abneigung gegen die Maßnahmen geschürt. 

Und es werden Strohleute vorgeschoben – ja für das Personal im Supermarkt ist es etwas anderes als für Kund:innen. Ja, hier könnte man darüber reden, ob für die Beschäftigten die Maske fällt. Oder, ob es mehr Pausen gibt. Oder ob mehr gewechselt werden kann zwischen Leuten mit oder ohne Kundenkontakt. Menschen, die 10 Minuten einkaufen gehen, sind aber nicht in derselben Situation.

Nach der „geilen Zeit“ kommt die Ernüchterung

Wir kennen dieses Spiel. Im Jahr 2020 war es die Wiederauferstehung und im Jahr 2021 die „geile Zeit“. In beiden Jahren folgte im Herbst die große Ernüchterung und tausende Tote, Kranke und chronisch Kranke mit Long Covid. Eigentlich gäbe es genug zu erklären, evaluieren, Vergleiche zu ziehen und aufzuzeigen für die Leute, die diese Pandemie managen. Sie könnten ja auch die Pläne für Herbst, etwa an den Schulen, offen legen. Nein, man hat sich wieder einmal für den „Pandemie beendet“-Weg entschieden. Wie in den vergangenen beiden Jahre, wird es dem Virus aber egal sein, was österreichische Regierungspolitiker:innen verkünden. Es wäre gut, sich in der Botschaft nicht alles daraufzusetzen, dass es einfach weggeht.

 

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