Schnee Adé: Klimakrise und Wintertourismus verstehen sich nicht
Der Dezember hat nicht geliefert, was sich Österreichs Touristiker erwarteten: Schnee. Obwohl er kalt begonnen hat, war er am Ende ein Grad wärmer als der Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre und brachte 17 Prozent weniger Niederschlag. Das Skifahren wurde zum Balanceakt auf dünnen Kunstschneebändern auf der grünen Wiese.
Wie lange wird man noch Skifahren können?
Skifahren ist schon lange ein urösterreichischer Identifikationspunkt. Auch wenn es sich viele selbst gar nicht leisten könnten. Aber es war den meisten egal, ob es darum ging, kleinen Kindern das Wedeln beizubringen oder den Ski-Assen beim Meistern der Pisten zuzusehen. Aber das Skiglück ist nun vorbei. Die ikonischen Schneelandschaften weichen weißen Bändern auf grünem Untergrund. Nur mehr mit Mühe und viel Energie lassen sich in warmen Wintern die Pisten beschneien. Während viele Energie sparen, bläst es anderenorts Kunstschnee, als wären Klimakrise und Energiepreise nebensächlich.
Dabei sind die Dezember-Temperaturen ein wiederkehrendes Warnsignal. Diesen Winter lagen sie 1°C über dem dreißigjährigen Durchschnitt. Insgesamt sind Österreich und der Alpenraum besonders von der Klimakrise betroffen. 2022 belegt Platz drei unter den heißesten Jahren der Messgeschichte und war dazu noch eines der trockensten. Wie man in dieser Grafik sehen kann, ist das ein Trend, der sich auch nicht mehr so schnell umkehren lässt.
Bei 5 Grad Erderhitzung gibt’s keine Urlaube mehr
Während sich die Welt insgesamt um 1,2°C erhitzte, liegen die Temperaturen hierzulande mehr als 2°C höher. Das ist verglichen mit dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit. In den Alpen ist die Zahl sogar noch höher. Wenn wir die Klimakrise weiter anheizen, bedeutet das im schlimmsten Fall, dass die Temperaturen im Alpenraum bis 2100 um 5°C steigen. Dann heißt es: adé für den Schnee vieler Skigebiete. Doch wie wird der Tourismus in Zukunft aussehen und was kann die Branche gegen die Klimakrise tun?
Dass wir die 5°C vermeiden und überhaupt noch urlauben können, ist vor allem davon abhängig, was die Politik für die Senkung der Treibhausgasemissionen tut. Derweil hinken sowohl global als auch national alle Entscheidungstragenden hinterher. Neben einem Klimaschutzgesetz, einem Erneuerbaren-Wärme-Gesetz für den Tausch aller Öl- und Gasheizungen und einem Energieffizienzgesetz zum Energiesparen, kann aber auch im Urlaubssektor selbst einiges getan werden.
Runter mit dem CO2
Der größte CO2-Treiber im Tourismus ist die An- und Abreise der Gäste. Und da kommt aus unverhoffter Richtung ein Lösungsvorschlag. Franz Hörl, der Seilbahn-Kaiser im österreichischen Parlament fordert ein Werbeverbot für Flugreisen. Was er nicht dazu sagt: auch in seinen Seilbahnen sitzen viele Menschen, die mit dem Flugzeug gekommen sind. Das Werbeverbot ist aber trotzdem – oder gerade deshalb – keine schlechte Idee.
Ich lege aber noch eines drauf: ein Verbot für Flüge innerhalb Österreichs und eine Kerosinsteuer für den Flugtreibstoff wären wichtig. Daneben muss aber vor allem der Zug- und Bus-Verkehr ausgebaut werden, um die öffentliche Anreise in die Berge zu ermöglichen. Denn rund 75% der Urlauber:innen in Österreich nutzen den Pkw für die Anreise zu ihrem Urlaubsort, 10% das Flugzeug und nur 8% die Bahn.
Keine Ski-Geisterdörfer mehr
Außerdem wären ganzjährige Angebote zum Wandern, Schwimmen und Spazieren für die Auslastung der sonst monatelang leerstehenden Ski-Geisterdörfer entscheidend. Regionaler Bezug von Waren und Lebensmitteln sowie Energieeinsparungen – ja, auch bei Schneekanonen – würden den CO2-Fußabdruck noch weiter verringern. Aber von Tourismus-Staatsekretärin Susanne Kraus-Winkler scheint es keinerlei Bestrebungen zu geben, etwas gegen die Klimakrise und damit den Einbruch eines Sektors zu unternehmen.