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Klimakrise

IPCC Bericht: Wie wir das Klima retten können (noch)

Es ist spät, aber noch nicht zu spät, sagt der Weltklimarat im IPCC Bericht. Foto: Pexels/Monstera
Der Weltklimarat hat seinen großen Abschlussbericht präsentiert. Der ist eine Bestandsaufnahme der Klimakrise sowie eine Warnung. Und eine Anleitung, wie wir unsere Lebensgrundlage retten.

Mehrere Jahre haben Hunderte Klimaforscher:innen an den aktuellen Berichten des Weltklimarats IPCC gearbeitet. Sie haben die wichtigsten Forschungen und Erkenntnisse zur Klimakrise bewertet und studiert. Der IPCC-Bericht ist die größte und wichtigste Metastudie zum Klimawandel. Tausende Studien zum Thema werden dafür ausgewertet und eingebunden.

Mit der Veröffentlichung des sogenannten “Syntheseberichts” (das heißt: dieser Bericht fasst die bereits veröffentlichten, anderen Teilberichte zusammen) erfährt die Welt, wie es um sie bestellt ist. Wo wir derzeit stehen und worauf wir zusteuern. Und es ist gewissermaßen eine Anleitung, wie wir uns retten.

Der IPCC macht deutlich: Wir können das Klima und unsere Lebensgrundlage retten – noch. Die Zeit drängt aber. Und zwar sehr. Wortwörtlich steht in dem Bericht: „Es gibt ein sich schnell schließendes Fenster, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern“. 

#1 Klimaschutz mehr, schneller, besser

Wenn wir die Klimaschutzziele des Pariser Klimaabkommens noch erreichen wollen, müssen wir den Ausstoß von Treibhausgasen (“Emissionen”) also drastisch verringern. Und zwar sofort. Schon jetzt stehen wir bei 1,1 Grad Erderhitzung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Je länger wir warten, desto schwerer wird es, die Ziele einzuhalten. Und es ist bereits knapp.

Mit dem Pariser Klimaabkommen haben sich 195 Staaten darauf geeinigt, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad, höchstens 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Diese 1,5-Grad-Grenze wird bereits in den 2030er Jahren überschritten, wenn wir nicht schnell, tiefgreifend und anhaltend die Emissionen verringern.

#2 CO2-Emissionen verringern

Diese Info ist nicht neu. Doch die konkreten Zahlen schon. Um die Klimaziele zu erreichen, dürfen die weltweiten CO2-Emissionen 2030 nur noch die Hälfte von 2019 ausmachen. Bis 2050 müssen wir Netto-Null erreichen. Dann dürfen wir nur noch so viele Treibhausgase in die Atmosphäre ausstoßen, wie an anderer Stelle entzogen werden können.

Davon sind wir weit entfernt. Noch immer steigen die weltweiten Emissionen an. Das ist die völlig falsche Richtung.

#3 Technologie: ja, aber nicht nur

Der IPCC zeigt auch, wie wir die Emissionen entsprechend verringern können und macht klar: die vielbeschworene Technologie reicht nicht aus. Wir brauchen Technologie, müssen aber auch unser Verhalten ändern, effizienter werden, Ökosysteme schützen und zerstörte Natur wiederherstellen.

In den verschiedenen Lebensbereichen zeigt der IPCC unterschiedliche Maßnahmen und unterschiedliches Potential auf. Besonders effizient sind Einsparungen im Energiesektor. Denn an vielen Standorten ist Wind- und Solarenergie bereits günstiger als Strom aus fossilen Quellen. Nur diese zwei Energieformen könnten bis 2030 mehr als 8 Milliarden Tonnen CO2 einsparen. Im gesamten Energiesektor sind es mehr als 13 Milliarden Tonnen.  (Der gesamte, menschengemachte CO2-Ausstoß lag 2021 bei 37 Milliarden Tonnen.)  

Das können wir durch den Ausbau von Wind-, Solar-, Nuklear- und Bioenergie sowie Wasserkraft, Geothermie, die Abscheidung und Speicherung von CO2, die Verringerung von CO2 beim Kohleabbau und des Methanausstoßes bei Öl- und Gasförderung. 

Bei der Landnutzung könnten rund 14,5 Milliarden Tonnen eingespart werden, indem in der Landwirtschaft CO2 gespeichert und Methan und Lachgas verringert werden. Außerdem die Verringerung bei Umwandlungen von natürlichen Ökosystemen, Wälder müssen aufgeforstet werden, Lebensmittelverschwendung und -verluste vermieden sowie die Ernährung umgestellt werden. 

Bei den Gebäuden können durch effizientere Gestaltung, erneuerbare Energien und mehr Holzprodukte knapp 4 Milliarden Tonnen eingespart werden. Im Transport ist es dieselbe Menge. Sie kann durch sparsamere und elektrische Transportmittel, mehr öffentlichen Verkehr, mehr Effizienz in Logistik und der Luftfahrt sowie Biokraftstoffe erreicht werden. In der Industrie gibt es ein Potenzial von fast 5 Milliarden Tonnen. Energie und Material müssten dafür besser genutzt werden. Mehr Recycling und modernere Technologien sorgen für den Rest.

#4 Mehr Geld für’s Klima statt für fossile Brennstoffe

Noch immer wird mehr Geld – private wie auch öffentliche Finanzströme – in fossile Brennstoffe investiert als in die Klimaanpassung und den Klimaschutz. Es müsse drei bis sechs Mal so viel in Klimaanpassung und -schutz investiert werden wie heute, heißt es. 

Das Geld für Anpassungsmaßnahmen fehlt vor allem in den Entwicklungsländern. Global gesehen wäre das nötige Geld aber vorhanden.

#5 Klimakrise gerecht und inklusiv bekämpfen

Verwundbare Gruppen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, sind am stärksten von ihr betroffen. Diese Anfälligkeit wird durch Ungerechtigkeit und Marginalisierung verschärft. Das pasiert zum Beispeil aufgrund des Geschlechts, ethnischer Zugehörigkeit, niedrigem Einkommen, Behinderung und des Alters. Außerdem sind historische und anhaltende Muster der Ungleichheit wie Kolonialismus ein Problem – insbesondere für indigene Völker und lokale Gemeinschaften. Der Weltklimarat spricht dabei von 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen.

Wohlhabende und reiche Menschen verursachen deutlich mehr CO2. Dementsprechend können sie auch am meisten Emissionen vermeiden. Dass jene die Emissionen stärker verringern, ist effizient und fördert die Gerechtigkeit. 

Die Taten dieses Jahrzehnts bestimmen die kommenden Jahrtausende. Die Zeit drängt – das macht der Bericht deutlich. Er macht aber auch deutlich, dass wir etwas tun können, sollen und müssen. Jetzt.

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