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Klimakrise

Die "Erde brennt": Studierende besetzen die Uni Wien zum politischen Protest

Studierende der Bewegung "Erde brennt" besetzten einen Hörsaal der Universität Wien. Sie fordern Gerechtigkeit für Klima, Bildung und Soziales. Wir waren für euch vor Ort.

Im einen Moment spricht ein Vortragender im Hörsaal am Alten AKH in Wien über die Aktivität verschiedener Gehirnareale, im nächsten laufen vier bunt gekleidete Studierende auf die Bühne und hängen ein Banner an die Tafel. „Die Uni ist besetzt!“ steht auf dem Stoff.

Warum wollen Studierende ihre Universität besetzen? Die Gründe sind Vielfältig. Die Klimakrise, der Zustand der Universitäten und die wachsende soziale Ungerechtigkeit gehören dazu. „Seit Jahren demonstrieren wir mit verschiedenen Methoden und nichts funktioniert. Die Uni ist unser Ort. Als Studierende haben wir das Recht, ihn auch selbst gestalten zu können“, spricht Bruno Sanzenbacher durch die Lautsprecher – der Vortragende hat den Studierenden sein Mikrofon übergeben. Die Studierenden unterbrechen die Rede immer wieder mit Applaus und Zurufen.

Uni als Ort für gesellschaftliche Lösungen

Durch die Veränderungen der letzten Jahre haben sich die Verhältnisse an der Universität entgegen ihrer Wünsche entwickelt. „An der Uni sollen wir uns auf die Zukunft vorbereiten und Lösungen für unsere Gesellschaft finden“, meint Sanzenbacher. Diese Möglichkeit sieht sie für viele nicht mehr gegeben.

Die Novellierung des Universitätsgesetzes, die 2022 in Kraft getreten ist, erhöht mit Mindestleistungen den Druck auf Studierende und schränkt ihre demokratischen Mitbestimmungsrechte ein. Hinzu kommt, dass Österreichs Universitäten in einer finanziellen Krise (Moment.at berichtete) befinden. 

„Wegen der Teuerungen und einer Sparpolitik, die vollkommen rückschrittlich ist, fehlen den Universitäten und Hochschulen in den nächsten zwei Jahren 1,2 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass massiv an unserer Bildung, unserer Lehre und der Forschung gespart werden muss“, sagt Sanzenbacher in ihrer Rede.

 

 
 
 
 
 
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„Erde brennt“ knüpft breites Bündnis

Die Aktion wurde von der „Erde brennt“-Bewegung initiiert, einem Bündnis verschiedener Interessensgruppen. Sie fordern einen radikalen Systemwandel: Gerechtigkeit für Klima, Bildung und Soziales. Konkret bedeutet das unter anderem mehr Geld für Hochschulen, ein Aus für fossile Energieträger und eine Steuer auf Vermögen und Übergewinne.

Die Besetzung ist die Antwort der Studierenden auf die Krisen, die aktuell ineinander greifen. Sie fordern Mitsprache an den Entscheidungen, die für ihre Zukunft getroffen werden. 

Noch sind die Forderungen sehr breit aufgestellt, damit die Studierenden die Möglichkeit haben, diese mitzugestalten. Im Laufe des Protests sollen sie konkretisiert werden. „Dieser Protest soll die breite Stimme der Studierenden miteinbeziehen“, sagt Amina Guggenbichler, Sprecherin von „Erde brennt“ zu MOMENT.at. „Wir müssen jetzt reagieren. Veränderung wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Wie diese Veränderung aussieht, können wir jetzt entscheiden.“

Dauer der Besetzung an Uni Wien noch nicht absehbar

Als die Redebeiträge zu Ende sind, sind bereits alle Wände des Hörsaals mit Plakaten und Bannern bedeckt. Das Programm der Besetzung geht weiter: Am selben Abend ist eine Podiumsdiskussion geplant. Dort sprechen Professor:innen, Lehrende und Studierende darüber, was sich an Hochschulen ändern muss und über zivilen Ungehorsam.

Wie lange die Besetzung dauern wird, ist noch nicht klar. 2009 breiteten sich unter dem Slogan „Uni brennt“ vergleichbare Proteste und Besetzungen auf ganz Europa aus und dauerten mehrere Monate. Illegal sind sie nicht – eine offene Besetzung gilt als Versammlung und ist somit geschützt. Erst wenn die Leitung der Universität eine Räumung fordert, kann die Versammlung durch die Polizei aufgelöst werden. 

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