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Kapitalismus
Ungleichheit

Die Richtwertmieten steigen schon wieder: Aufwachen, Österreich

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Schon wieder steigen die Mieten in Österreich. Weil der Richtwertmietzins in eine toxische Mietpreisspirale führt. Moment mal! Gegen den Mietenwahnsinn kann man etwas tun - und andere Länder tun auch was, erklärt Barbara Blaha. 

Wir haben es geschafft. Wir haben in Österreich das Perpetuum Mobile erfunden. Die Mieten, die erhöhen sich nämlich hierzulande … von selbst! Ja, wirklich, in wenigen Wochen folgt die nächste Miet-Peitsche.

Ja, richtig gehört! Mit 1. April steigen die Richtwertmieten schon wieder. Das betrifft alle, die im Altbau leben – und viele andere. Insgesamt zahlt ab April fast eine Million Menschen dann noch mehr Miete. 

Richtwertmieten steigen im Schnitt um 500 Euro pro Jahr

8,6 Prozent werden die Mieten nach oben schnalzen. Also um durchschnittlich fast 500 Euro pro Jahr.

Dabei ist Wohnen schon JETZT sauteuer: Analysen des Momentum Instituts zeigen, dass die privaten Hauptmieten seit 2010 um ganze 50 Prozent gestiegen sind. 

Zum Vergleich: die sonstigen Preise für Essen und Leben sind im selben Zeitraum um 33 Prozent gestiegen. Und die Löhne? Um knapp 32 Prozent
Zwei Faktoren treiben die Mieten so an: 

Warum steigt der Richtwertmietzins?

Zwei Faktoren treiben die Mieten so an: 

Einerseits die befristeten Mietverträge. Die werden nämlich immer mehr, mittlerweile werden 2 Drittel nur mehr befristet vermietet. Und das macht einen großen finanziellen Unterschied: 

Im Altbau ist eine befristete Miete im Schnitt um 1 Euro 90 pro Quadratmeter höher; im Neubau sogar um 3 Euro 30.

Die toxische Mietpreisspirale

Und der zweite Faktor ist der eingangs erwähnte Mechanismus: Denn die Mieten peitschen sich selbst unaufhörlich nach oben. Und zwar so: 

Jede Mieterhöhung wirkt zurück auf die allgemeine Teuerung – denn die Mieten werden in die Inflationsrate gerechnet. 

Höhere Miete bedeutet höhere Teuerung bedeutet höhere Miete

Und was ist die Basis für die nächste automatische Erhöhung der Miete? 

Erraten – natürlich die Inflationsrate! 

Das heißt: Die Erhöhung der Mieten von heute befeuert die Erhöhung der Mieten von morgen. 

Die Mieten wandern zu den reichsten Menschen

Ein komischer Mechanismus, oder? Wer daaaaa wohl davon profitiert? WIEDER erraten: 80 Prozent aller Miet-Zahlungen gehen an die reichsten 10%. Umverteilung nach oben, mitten in der Krise. 

Aber das müsste alles nicht so sein. Dieser Mechanismus ist kein Naturgesetz, die explodierenden Mieten keine Naturkatastrophe, der wir hilflos ausgeliefert sind. 

Schottland, Spanien, Frankreich, Dänemark: Andere Länder machen es besser

Die Politik kann – äh, logisch?! – was dagegen tun und die Mieten wieder runterbringen. Andere Länder machen es vor: Schottland hat alle Mieten eingefroren, in Spanien durften sie letztes Jahr nur um 2 Prozent steigen, in Frankreich um 3,5 Prozent. Dänemark ist jetzt nachgezogen und bremst die Mieterhöhungen wenigstens bei 4 Prozent ein.

Es wird Zeit, dass wir auch in Österreich aufwachen. 

Was es braucht

  1. Die Erhöhung des Richtwertmietzinses muss ausgesetzt werden. Und zwar jetzt! So sparen wir uns eine Mietpreisspirale, wo die Mieten die Inflation anheizen, die Inflation dann wieder die Mieten, die Mieten die Inflation … und so weiter und so weiter. 
  2. Auch für alle anderen Mieter:innen braucht es eine Mietpreisbremse.
  3. Und: Das Mietrecht muss GRUNDLEGEND reformiert werden. Das Grundbedürfnis Wohnen muss in einer sozialen Marktwirtschaft mehr wert sein als fette Gewinne, mitten in der Krise, für die reichsten zehn Prozent des Landes. Befristungen gehören abgeschafft: Sie müssen die – gut begründete – Ausnahme sein … und nicht die Regel.
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