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Klimakrise

Die Show-Politik der Auspuff-Apostel: Wie Karl Nehammer es Sebastian Kurz nachmacht

Karl Nehammer klammert sich an Verbrenner-Autos. Seine E-Fuels sind Ausdruck einer Show-Politik, die er bei Sebastian Kurz gelernt hat. Barbara Blaha sagt: Moment mal.

Wir sollten die Stinker endlich von der Straße holen. Das Zeitalter der Verbrenner ist vorbei … je schneller, desto besser. Das scheinen langsam die meisten begriffen zu haben … bis auf den Herrn Kanzler. Der ist jetzt nämlich auf Auto-Tour: Kein Tag vergeht, wo er uns nicht mit Herzerln in den Augen erklärt, wie sehr er das Auto liebt. Moment mal!

 

Auf EU-Ebene ist das Aus für Verbrenner bereits beschlossene Sache. Ab 2035 dürfen keine Autos mehr zugelassen werden, die mit Benzin oder Diesel laufen.

Außer natürlich man ist sehr reich: Dann kann man sich sehr gern weiterhin einen Benziner kaufen. Also, wenn man das nötige Kleingeld hat, um sich einen Ferrari oder einen Maserati zu leisten. Luxus-Marken, die so teuer sind, dass sie eh nur wenige Autos herstellen können, dürfen weiter verkaufen – und die Besitzer dürfen sie weiter fossil betanken.

Wer glaubt an Autos mit E-Fuels? Karl Nehammer

Alle anderen müssen umsteigen: auf E-Autos – oder auf Autos, die mit CO2-neutralen Kraftstoffen fahren.Also “grüne” Verbrenner.

Auf die soll Österreich sich jetzt konzentrieren, sagt Nehammer. Denn in diesen sogenannten “E-Fuels” sieht der Kanzler die Rettung des Autos. Er will deshalb der oberste Auspuff-Apostel sein, der Retter der Verbrenner … und hat gleich einmal zum Auto-Gipfel geladen. Das Problem an der Sache: Außer Nehammer glaubt niemand daran.

“Grundsätzlich ist die Entscheidung eigentlich insofern gefallen, als sämtliche großen europäischen Automobilhersteller einhellig auf Elektromobilität setzen.“ – Forscher Wilfried Sihn

Hm. Die Entscheidung ist schon gefallen? Tja: In der Autoindustrie setzen alle auf E-Autos. BMW steckt in den nächsten Jahren eine Milliarde in E-Autos im Steyrer Werk; zu E-Fuels forscht man dort eigentlich gar nicht. 

Volkswagen setzt ebenfalls auf E-Autos. Und sagt: Für den Massenmarkt sind E-Fuels keine Option. Mercedes? Setzt ebenfalls auf den Elektroantrieb. 

“Da setzt man wirklich auf einen lahmen Gaul. Nischenthema, bei einem Gros der Fahrzeuge ist der Batteriebetrieb das Maß der Dinge.” Ferdinand Dudenhöffer

Expert:innen, Auto-Industrie, Europäische Union: Alle sagen: E-Fuels sind bestenfalls ein Nischenthema, mit den E-Fuels geht es Richtung Zukunft. Aber Nehammer klammert sich an den Auspuff wie ein Firmling an seine Kerze – und marschiert stur in die andere Richtung. 

Ok, statt also die Auto-Industrie auf dem Weg zu supporten, den alle Experten und die EU für richtig halten; statt zum Beispiel die Entwicklung besserer Batterien voran zu treiben, führt Nehammer sinnlose Debatten und fordert sinnlose Dinge. Kommt uns bekannt vor? 

Show-Politik wie Sebastian Kurz

Da hat wohl wer das alte Playbook von Altkanzler Kurz im Kanzleramt auf’m Dachboden gefounden?

Ein Geheimnis seines Erfolgs war es, die Medien zu dominieren.Wie er das gemacht hat? Mit Ankündigung und Show. Und sehr oft war das einfach: eine Maßnahme mit Symbolwirkung anzukündigen. Ob sie tatsächlich zur Problemlösung beitragen oder überhaupt umgesetzt werden – ist völlig wurscht. 

Die Medien dominieren

Ein Beispiel. Frühling 2021 – noch mitten in der Corona-Pandemie kündigt Sebastian Kurz an, nun aber Tempo zu machen bei der Impfung. 

Der Kauf von 1 Mio. Impfdosen aus Russland, sollte uns “zurück in die Normalität helfen. 

Im Wochenrhythmus jagt damals eine Schlagzeile die nächste. 

Nur: Der russische Impfstoff, der kam irgendwie nie daher. Die Neos haben damals nachgefragt, der Kanzler ließ ausrichten: Er ist für Impfstoff einkaufen doch gar nicht zuständig!

“Darüber hinaus ersuche ich um Verständnis, dass Fragen betreffend die Impfstoffbeschaffung(…)  nicht Gegenstand meines Vollzugsbereiches sind und somit von mir nicht beantwortet werden können.“ – Sebastian Kurz

Nehammer spielt Kurz nach

Sebastian Kurz war der Verbrennungsmotor unter den Kanzlern: Am Ende bleiben nur ein bissl heiße Luft und ein vergiftetes Klima übrig. Nehammer versucht nun, genau das nachzuspielen. 

Auf das gerade aktuelle Thema – das europaweite Aus von Verbrenner-Motoren – reagiert er mit Nebelgranaten.

“Es gibt deswegen einen Automobil-Gipfel. Hier bei uns im Bundeskanzleramt. Mit dem Ziel EFuel-Einsatz, grüner Verbrenner, Innovationsstandort Österreich.“ – Karl Nehammer

Und warum? Aus dem gleichen Grund wie Kurz: Wer die Nachrichten dominiert, bestimmt die Themenlage. Unangenehmes (EU verurteilt Österreich weil kein Energie-Effizienz-Gesetz) rückt in den Hintergund – und der Kanzler ist in der Gunst der Wähler – so die Hoffnung – wieder nach vorn. 

„ÖVP: Mit Vollgas aus dem Umfragetief.“ – Krone

 

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