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Demokratie

"Ich bin kein Heiliger, aber auch kein Verbrecher."

"Ich bin kein Heiliger, aber auch kein Verbrecher." Sebastian Kurz ist raus. Er hat alle politischen Funktionen zurückgelegt. Ein - vielleicht - letztes Mal analysiert Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl die Rede von Kurz, seine Sprachbilder und Strategie. Natascha Strobl übersetzt die Abschiedsrede von Sebastian Kurz.

 

 

Die Analyse der Abschiedsrede von Sebastian Kurz

Sebastian Kurz verschwindet endgültig aus der Politik. Aber seine Art von öffentlichen Auftritten hat lange funktioniert. Grund genug sich ein letztes Mal anzuschauen, wie er auch zum Abschied spricht und welche Strategien und Sprachbilder er benutzt.

Sebastian Kurz wird in seiner Abschiedsrede sehr persönlich und hantiert mit sehr vielen Emotionen: Freude, Leidenschaft und Begeisterung nehmen einen zentralen Platz ein. Er möchte zeigen, dass er Positives und Richtiges bewegen wollte.

Fast unmerklich fügt er in diese Beschreibungen der positiven Emotionen ein, dass er sicher auch Fehlentscheidungen getroffen hat. Er relativiert das. Es seien Dinge, die eben so passieren in der Politik, weil man ebenso viele Entscheidungen treffen muss. So sind Menschen eben. Außerdem bleibt er sehr vage und erklärt nicht weiter, was er mit den Fehlern überhaupt meint.

Bei seinen Anliegen und Überzeugungen wiederum wird er sehr deutlich: Die „Fleißigen“ gehören entlastet und Migration darf nicht ungesteuert stattfinden. Hier hat man also ganz schnell die entsprechenden Bilder vor Augen. Das Negative wird generalisiert, das Positive individualisiert.

Kurz legt auch in dieser Rede wieder eine sich selbst lobende „Bescheidenheit“ an den Tag. „Er durfte dienen“ und führt im nächsten Atemzeug aus, wie viele tolle und wichtige Persönlichkeiten er getroffen hat. Den Papst, den amerikanischen Präsidenten, den Dalai Lama – Sebastian Kurz auf du und du mit den wichtigsten Menschen der Welt. Sebastian Kurz gehört da dazu, er ist wichtig. Er verpackt es aber in Ausdrücke einer vermeintlichen Bescheidenheit.

Kurz macht aber sehr schnell die Kehrtwende und kommt von der großen Weltbühne auf die vielen Gespräche mit den Menschen im Land. Von ganz oben ganz schnell nach ganz unten. Vom Besonderen in den Alltag. Sebastian Kurz kann alles und ist überall.

Das ist das politische Vermächtnis, das Sebastian Kurz von sich selbst zeichnet: Jemand, der, angetrieben von positiven Emotionen, selbstlos und bescheiden gearbeitet hat und dabei die Nöte der „kleinen Leuten“ erkannt und gleichzeitig auch zum elitären Kreis der Entscheider auf globaler Ebene gehört hat. Er ist einer von uns und doch so viel mehr.

Eines davon wird die Justiz entscheiden.

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