Afrika-Klimagipfel: “Afrika will raus aus der Opferrolle”
Wichtiges Thema beim dreitägigen Spitzentreffen ist die Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Afrika ist nur für einen geringen Teil der Erderhitzung verantwortlich, zahlt aber den höchsten Preis. Dürren, Lebensmittelunsicherheit, Extremwetter: Schon heute sind die Lebensgrundlagen in Afrika teilweise bedroht. Verantwortlich dafür sind vielmehr die westlichen Industrienationen, die in der Vergangenheit und auch heute noch viel mehr Emissionen verursachen.
Wer (be)zahlt für die Klimakrise?
Deswegen haben sich die reichen Industriestaaten verpflichtet, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von Klimaprojekten im Globalen Süden zur Verfügung zu stellen. Gehalten haben sie sich an dieses Versprechen bislang nicht. „Dabei sind bereits die 100 Milliarden US-Dollar nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Johannes Wahlmüller von Global 2000.
Die OECD schätze, dass allein die Kosten für die Anpassung an die Klimakrise um ein Vielfaches höher sind. Maßnahmen, um sie einzudämmen, kosten noch einmal. Außerdem stellen die reichen Staaten die versprochenen Mittel nicht einfach zur Verfügung: “Es sind Kredite, die die Länder des globalen Südens inkl. Zinsen zurückzahlen müssen. Nicht alles hat einen Unterstützungscharakter“, erklärt Wahlmüller. Forderungen nach Schuldenerleichterungen dürften auf dem Gipfel deswegen auch eine wichtige Rolle spielen. Diese waren bereits bei vergangenen UN-Weltklimakonferenzen ein Thema.
Afrika: Optimale Voraussetzungen bei erneuerbaren Energieträgern
Es geht also einerseits um die Anpassung an die Folgen der Erderhitzung, die wir bereits haben. Andererseits geht es aber auch um Maßnahmen, um die Klimakrise einzudämmen. Großes Thema dabei sind erneuerbare Energien. Der afrikanische Kontinent hat ideale Bedingungen für die Produktion von Sonnen- und Windenergie. Außerdem sind dort für die Energiewende wichtige Bodenschätze wie Lithium, Kupfer oder Silizium zu finden.
Es gebe bereits fortschrittliche Staaten wie Kenia. Etwa 90 Prozent der Energie stamme dort aus erneuerbaren Energieträgern, erzählt Wahlmüller. Doch die meisten Länder setzten immer noch stark auf Fossile.
Postkoloniale Strukturen im Kampf gegen die Klimakrise
Für den Umstieg brauchen die Länder Geld, das die reichen Staaten zugesagt, aber nicht zur Verfügung gestellt haben. Und zeitgleich reisen Politiker:innen wie Karl Nehammer nach Afrika, um sich beispielsweise Wasserstoff zu sichern. Noch ehe die Technologie dazu ausgereift wäre, oder die afrikanische Bevölkerung mit ausreichend erneuerbaren Energien versorgt wäre.
Wahlmüller macht auf postkoloniale Strukturen aufmerksam: „Es scheint wie eine Selbstverständlichkeit, dass westliche Nationen das Recht haben, sich diese Ressourcen zu nehmen.“
“Afrika will raus aus der Opferrolle”
Deswegen sieht der Experte in diesem Klimagipfel mehr als ein Treffen, in dem über Klimaschutzmaßnahmen und Anpassungen sowie deren Finanzierung gesprochen wird. „Diese Konferenz ist ein Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Afrika will raus aus dieser Opferrolle und stärker als Akteur wahrgenommen werden. Der betroffen ist, aber auch aktiv werden und mitbestimmen will.“ Durch den Afrika-Klimagipfel versuchten die afrikanischen Staaten ihre Position bei der Weltklimakonferenz zu stärken. Ob das erfolgreich ist, bleibt abzuwarten.