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Gesundheit

Als Patientin sagt mir niemand, was passiert

Bei einer Magenspiegelung ist mir klar geworden, wie selten ÄrztInnen mich aufklären und das ich öfter meinen Mund aufmachen muss, wenn es um meine Gesundheit geht.

In den vergangenen Monaten hatte ich viele aufregende Untersuchungen bei ÄrztInnen. Eine Computer-Tomographie, zum Beispiel. Ich habe in Maschinen hineingeatmet, ÄrztInnen haben mir tief in die Augen geschaut und in die Nase.

Zuerst die gute Nachricht: Trotz Pandemie habe ich überall schnell einen Termin bei KassenärztInnen bekommen.

Die schlechte: Niemand sagt mir jemals, was passiert. Wie groß dieses Problem ist, habe ich dann bei einer Magenspiegelung verstanden.

Nur Formalität

Mit Überweisung rufe ich in der Ordination an, die nur ein paar Minuten von meinem Zuhause entfernt ist. Ich bekomme in der darauffolgenden Woche einen Termin, soll davor nicht essen oder trinken. Zur Sicherheit sehe ich im Internet nach, wie so eine Magenspiegelung normalerweise abläuft. Schlauch rein, paar Minuten warten, fertig. Die Leute im Forum raten zu keiner Narkose, geht ja ganz schnell.

Ich sage also in der Arbeit Bescheid, dass ich eventuell ein bisschen später im Chat auftauche. In der Ordination fülle ich die üblichen Formulare aus, Vorerkrankungen, Allergien, Sozialversicherungsnummer. Auf ein paar weiteren Seiten steht erklärt, wie so eine Magenspiegelung abläuft. Am Ende steht dort, ich solle unterschreiben, dass mein Arzt mich aufgeklärt hat. Einen Arzt habe ich aber noch nicht gesehen, sage ich der Ordinationshilfe. „Das ist nur eine Formalität, unterschreiben Sie das einfach.“

Dann bin ich weg

Fast eine Stunde dauert es, da holt mich eine Frau aus dem Wartezimmer, sie möchte ein EKG machen, klebt mir die Elektroden an den Körper. Dann setzt sie an, mir Venenkatheter zu legen. Aber wieso eigentlich? „Für die Schlafspritze.“ Davon weiß ich zwar nichts und beraten hat mich auf niemand, aber sie rät mir ausdrücklich zur Sedierung.

Nächste Station. Hinlegen. Ein paar Menschen wuseln um mich herum, bereiten wohl alles für die Magenspiegelung vor. Der Arzt betritt den Raum, stellt sich kurz vor und kündigt die Schlafspritze an. Dann bin ich schon weg.

Keine schweren Maschinen

Als ich wieder aufwache, bin ich ziemlich benommen, mir ist schwindelig. Sonst ist alles gut gelaufen. Zur Arbeit bin ich zu spät, für den restlichen Tag darf ich keine schweren Maschinen bedienen und keine Geschäfte abschließen. Beides hatte ich zum Glück nicht vor.

Auch wenn am Ende alles in Ordnung war, denke ich auch Wochen später noch darüber nach. Mir ist klar geworden, dass ich großen Respekt vor ÄrztInnen habe, mich kaum traue, mehr als unbedingt nötig nachzufragen oder die Behandlung sogar zu hinterfragen.

Im Nachhinein hätte ich vor dem Unterschreiben des Formulars nach einem Beratungsgespräch verlangen sollen. Ich wollte nicht unangenehm sein, der Ordinationshilfe die Arbeit nicht schwerer machen.

Yoga gegen Asthma

Genau das ist der Grund, wieso manche Menschen wohl nicht die Behandlung bekommen, die sie brauchen. Während des Studiums hat mich eine hartnäckige Erkältung monatelang geplagt. Eine Ärztin riet mir zu Yoga, die andere wollte meine Nase operieren. Erst die vierte Ärztin diagnostizierte Asthma. Eine Privatärztin.

Das ist vielleicht Zufall. Natürlich gibt es auch viele KassenärztInnen, die sich Mühe geben. Mein Zahnarzt nimmt sich zum Beispiel immer viel Zeit. Deshalb an dieser Stelle ein großes Danke an alle Menschen in der Medizin, die nicht müde werden, die Abläufe zu erklären und denen das Wohlergehen ihrer PatientInnen ein Anliegen ist.

Wer bleibt zurück?

Aber in den wenigen Fällen, in denen ich in einer Privatordination war, glaube ich, einen Unterschied bemerkt zu haben. Und das ist der große Vorteil, den ich habe. Wenn es brenzlig wird, zahle ich den Arztbesuch ausnahmsweise eben selbst.

Ich frage mich aber, was mit all jenen Menschen ist, die auch keine Ausnahme bezahlen können oder vielleicht nicht perfekt Deutsch sprechen. Bekommen sie die richtige Behandlung?

 

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