113 Punkte zum Schutz des Amazonas: Rettet das den Regenwald?

Es war höchste Zeit: Zum ersten Mal seit 14 Jahren trafen sich die acht Staaten, über die sich der größte Regenwald der Erde erstreckt, wieder zu einem Amazonas-Gipfel. Vertreter:innen von Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela berieten darüber, wie der bedrohte Regenwald geschützt werden kann. Mit dabei waren Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Anführer:innen indigener Völker.
Gemeinsame Ziele aber keine verbindliche Zusage
Ihnen gelang ein augenscheinlicher Durchbruch: Die acht Anrainer-Staaten beschlossen einen 113-Punkte-Plan, den sie gemeinsam umsetzen wollen. So soll beispielsweise eine Beobachtungsstelle eingerichtet werden, um die Datenlage über wirtschaftliche und illegale Aktivitäten im Amazonas zu verbessern. Sie wollen polizeilich und kriminalistisch stärker zusammenarbeiten. Eine verbindliche Zusage, die Abholzung zu stoppen, fehlt aber.
Umweltschützer:innen kritisieren das Ergebnis des Amazonas-Gipfel
Das kritisieren Umweltschutzorganisationen. „Um den Amazonas vor dem Kipppunkt zu bewahren, braucht es konkrete Zusagen”, sagte Roberto Maldonado, Südamerikareferent des WWF am letzten Tag des Gipfels. Die Entwaldung müsse gestoppt und 80 Prozent des Amazonas gehörten unter Schutz gestellt. “Ein lebendiger Amazonas ist elementar für die Zukunft der indigenen Völker, zum Erhalt der Biodiversität und zur Abschwächung der Klimakrise”, sagte Maldonado. Umweltschützer:innen und indigene Völker fordern auch, dass im Amazonas nicht mehr nach Öl gebohrt wird. Auch darauf konnten sich die Staaten nicht einigen.
Auch andere Industrieländer tragen Verantwortung
Die acht Länder haben unterschiedliche Vorstellungen, wie und wie stark der Wald geschützt werden soll. Dabei geht es für sie auch um ihren eigenen Wohlstand, den sie gefährdet sehen. Helfen würde, wenn die wohlhabenden Industrieländer sie unterstützen. Das forderten die Teilnehmerstaaten auch ein.
Denn vor allem die wohlhabenden Länder sind für die Klimakrise verantwortlich. Sie verursachen die meisten klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Das sollten sie ausgleichen. Dabei geht es vor allem um Geld. Schon bei der Pariser Klimakonferenz 2015 sicherten die Industrieländer den Entwicklungs- und Schwellenländern zu: Ab 2020 und bis 2025 sollten jährlich 100 Milliarden US-Dollar Unterstützung fließen. Gehalten haben sie dieses Versprechen nicht.
Die grüne Lunge droht zu kollabieren
Die grüne Lunge der Erde, wie der Amazonas-Regenwald auch genannt wird, ist extrem wichtig im Kampf gegen die Klimakrise. In den Urwäldern dort werden große Mengen an Kohlendioxid gebunden. Ein beachtlicher Teil des Regenwaldes ist jedoch bereits zerstört.
Der Amazonas steht vor einem Kipppunkt. Steigen die Temperaturen weiter an, drohe das System zu kollabieren, warnen Wissenschaftler:innen. Bäume sterben dann ab und das gespeicherte CO2 gelangt wieder in die Atmosphäre. Die Klimakrise einzudämmen, wird dann noch schwieriger.
In Brasilien hat sich unter dem sozialistischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva einiges verbessert. Dort wird seit seinem Amtsantritt im Jänner deutlich weniger Wald gerodet als zuvor. Lula kündigte an, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu stoppen. Dass die Länder des Amazonas-Regenwaldes eine Vereinbarung getroffen haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen folgen und die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Andere Länder müssen sich beteiligen und ihre Zusagen einhalten. Die grüne Lunge zu schützen, muss im Kampf gegen die Klimakrise unser aller Ziel sein.