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Gesundheit
Ungleichheit

Armut: Corona macht Kinder trauriger, aggressiver und noch ärmer

Armut: Corona macht Kinder trauriger, aggressiver und noch ärmer

Corona verschärft die Situation von durch Armut gefährdeten Kindern. Die Lebensqualität wird schlechter, für die Unterstützung beim Homeschooling fehlt das Wissen der Eltern. Die Kinder sind aggressiver und haben Angst davor, dass sie in der Schule nicht mehr mitkommen.

 
Die Lebensqualität wird schlechter, für die Unterstützung beim Homeschooling fehlt schlicht und einfach das Wissen. Die Kinder sind aggressiver und haben Angst davor, dass sie in der Schule nicht mehr mitkommen. Der Hälfte aller durch Armut gefährdeten Familien geht es finanziell und emotional wegen der Coronakrise noch schlechter – das hat eine Umfrage der Volkshilfe ergeben.

So schätzen von Armut bedrohte Familien ihr Leben ein

Die Eltern wurden unter anderem nach ihrer allgemeinen Lebensqualität, der Gefühlslage ihrer Kinder, den Herausforderungen des Homeschoolings und ihren Zukunftssorgen befragt. Dabei haben sie ihre Situation mit Schulnoten bewertet oder die Fragen mit Ja oder Nein beantwortet. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse in 4 Grafiken zusammengefasst.

#1 Vierer und Fünfer für die Lebensqualität

Die Hälfte der armutsgefährdeten Familien benotet ihre Lebensqualität mit „Nicht genügend“ oder „Genügend“ – vor Corona waren das nur 7 Prozent. Die Krise hat sie finanziell und emotional schwer getroffen.

 

#2 Kinder sind trauriger, einsamer und aggressiver

Während der Corona-Krise haben Eltern bei ihren Kindern einen Anstieg an negativen Gefühlen bemerkt. Der Großteil der Kinder hat sich wieder auf die Schule gefreut, hatte aber Angst davor, nicht mehr mitzukommen.

 

#3 Die Schulaufgaben sind zu schwer

Das Homeschooling ist vor allem für armutsgefährdete Familien eine große Herausforderung: das Geld für Laptops und Internetzugänge fehlt, die Wohnungen sind zu klein für eigene Lernräume. Vielen Eltern fehlt außerdem das Wissen, um ihren Kindern beim Lernen unter die Arme zu greifen. Fast 60 Prozent der Befragten waren mit den Schulaufgaben ihrer Kinder selbst überfordert.

 

#4 Ein pessimistischer Blick in die Zukunft

8 von 10 Befragten gaben an, dass sie sich seit der Coronakrise mehr Sorgen um ihre und die Zukunft ihrer Kinder machen.

 

Und jetzt?

Auch Bildungsforscher wie Mario Steiner und Aladin El-Mafaalani befürchten eine dauerhafte Benachteiligung von armutsgefährdeten Kindern durch die Coronakrise. Die Bildungslücke zwischen Arm und Reich würde sich immer weiter öffnen, kurzfristige Lösungen wie eine zweiwöchige Sommerschule könnten das nicht ändern.

Um den Einfluss der Coronakrise auf die Kinderarmut einschätzen zu können, hat die Volkshilfe 100 armutsgefährdete Familien in Österreich befragt – das Umfrageergebnis soll nicht repräsentativ, sondern als Indikator und Denkanstoß gewertet werden. Weil die Selbsteinschätzung negativ ausgefallen ist, fordert die Volkshilfe jetzt Konsequenzen von der Regierung.

Nachhaltige Unterstützung statt Einmalbonus, eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 75%, eine staatliche Kindergrundsicherung – außerdem müsse sich Österreich dem UN-Ziel „Hochwertige Bildung“ verpflichten, so die Volkshilfe. Für sie bedeutet das: die Sozialarbeit an Schulen muss ausgebaut, der mittlere Bildungsabschluss für alle Kinder garantiert und die Schul- und Kindergartenpädagogik armutssensibel gestaltet werden.

 

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