Black Voices im Interview: “Von diesem Volksbegehren profitiert die ganze Gesellschaft.”
Noomi, warum braucht es das Black Voices Volksbegehren?
Um Rassismus in Österreich nachhaltig zu bekämpfen und zu thematisieren. Rassismus passiert ja nicht nur im Alltag, sondern ist auch strukturell verankert. Vor allem struktureller Rassismus hat bis zur Black Lives Matter Bewegung vor zwei Jahren kaum an medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Teilweise ist er versteckt und normalisiert, sodass er uns gar nicht auffällt. Wir von Black Voices wollen gegensteuern: mit gesetzlichen Maßnahmen, Workshops, Demos, Aktionen und individuellen Reflexionsprozessen.
Wie sieht ein Österreich nach euren Vorstellungen aus?
Vor allem verantwortungsbewusst. Auch bei unangenehmen Dingen, wie der Aufarbeitung von Kolonialgeschichte, Rassismen in der Politik und im Bildungssystem. Und auch handlungsbewusst. Weg von: “Das ist blöd, na schau ma mal,” hin zu: “Ok, da sind Probleme, wir hören den Menschen zu, die schon seit Jahrzehnten die Arbeit machen und packen mit an. Wie können wir gemeinsam im Kampf gegen Rassismus einen Schritt vorankommen?”
Wofür stehe ich ein, wenn ich das Black Voices Volksbegehren unterzeichne?
Wer unterzeichnet, solidarisiert sich als Mitstreiter:in und Wegbegleiter:in im Kampf gegen Rassismus. Mit einer Unterschrift ist es aber nicht getan. Es ist eine Solidarisierung, die über einmalige Aktionen hinausgeht. Man bekennt sich aktiv dazu, Rassismus zu bekämpfen: im eigenen Kopf, am Esstisch mit der Familie oder in Form von Zivilcourage auf der Straße. Damit leistet man ganz aktiv den eigenen Beitrag dazu, dass diese Vision einer besseren Welt auch Realität wird.
Es ist eine Solidarisierung, die über einmalige Aktionen hinausgeht. Man bekennt sich aktiv dazu, Rassismus zu bekämpfen.
Wie ist Black Voices entstanden?
Auf den Black Lives Matter Demos in Österreich waren über 100.000 Menschen: so viele wie es braucht, damit ein Volksbegehren erfolgreich ist. Wir haben gespürt, dass es sehr viele Leute gibt, die Rassismus und rassistische Polizeigewalt nicht leiwand finden und etwas dagegen tun wollen. Das haben wir als Auftrag gesehen, diese Power zu nutzen und sie in eine Bewegung mit aktiven Forderungen umzuwandeln. Ein Volksbegehren ist ein gutes Format dafür. Es gab nur bisher noch nie eines zu Antirassismus.
Würden andere Minderheitengruppen auch von den Forderungen des Black Voices Volksbegehren profitieren?
Ich glaube, die ganze österreichische Gesellschaft würde von den Forderungen profitieren. Wir heißen Black Voices, weil wir aus der Black Lives Matter Bewegung entstanden sind, aber wir stehen in engem Austausch mit anderen Communities. In unserem Aktionsplan geht es darum, Rassismus jeglicher Art an der Wurzel zu packen – das hilft allen, die davon betroffen sind. Wenn beispielsweise das Wahlrecht geöffnet wird, dann profitieren alle von mehr Teilhabe.
Das Thema Antirassismus darf aber nicht nur an den Betroffenen hängenblieben. Alle müssen ihre individuelle Verantwortung wahrnehmen und sollten das geben, was sie können: Mut, Zeit, Geld – oder eben eine Unterschrift.
In unserem Aktionsplan geht es darum, Rassismus jeglicher Art an der Wurzel zu packen – das hilft allen, die davon betroffen sind.
Was ist deine persönliche Motivation?
Eigene Betroffenheit und der Wille, die Welt ein bisschen besser zu machen. Schon meine ersten Lebenserinnerungen haben mit beispielsweise ungerechten Festnahmen zu tun. Ich habe viele Geschichten von meinen Eltern gehört, die selbst rund um den Tod von Markus Omufuma antirassistisch aktiv waren. Bei uns war das von klein auf Thema, meine Eltern mussten mich darauf vorbereiten, was mich erwartet, weil ich anders aussehe.
Die Hauptforderungen des Black Voices Volksbegehren auf einen Blick:
Hier findet ihr alle Infos und könnt unterschreiben: https://blackvoices.at/