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Gesundheit
Demokratie

Impfpflicht? Das kann man doch nicht machen?

Die Corona-Zahlen steigen rasant. Die Lockdown-Maßnahmen für Ungeimpfte kosten uns alle 41 Millionen Euro täglich. Wäre eine Corona Impfpflicht in Österreich nicht schlauer? Das neue Moment Mal mit Barbara Blaha.

 

 

Wohin soll unser Blick gehen? Auf mehr als 200 Tote in der letzten Woche? Auf 13.000 Neuinfektionen täglich?

Lockdown für Ungeimpfte

Gehen wir die Sache mal andersrum an: Schauen wir mal auf die Maßnahmen. Wir haben jetzt den Lockdown für Ungeimpfte. Die Maßnahme lassen wir uns ordentlich was kosten: 41 Millionen Euro kostet uns alle der Lockdown für jene, die sich noch immer nicht geimpft haben.

Denn: Wer nur das Allernötigste einkaufen darf, aber nicht ins Kino geht, nicht Essen geht, nicht auf Urlaub fährt, der oder die fehlt der Wirtschaft. Ein halber Lockdown, der volle Länge kostet, aber uns keinen Zentimeter weiterbringen wird, fürchten Expert:innen. Denn die Neuinfektionen rasen durch die Decke, wie gesagt: 230 Menschen sind  in den letzten sieben Tagen an der Seuche gestorben. Das ist so, als würde jede Woche ein Flugzeug voller Menschen vom Himmel krachen.

In Salzburg entscheidet nun ein Triage-Team darüber, um welchen Patienten noch gekämpft wird, und wer aufgegeben wird. Die Plätze und das Personal reichen einfach nicht mehr aus, um für alle alles zu tun. Aber gut, da kann man halt nichts machen.  Wer sich schützen will, kann das ja, wer nicht will, will eben nicht. Das ist schon deren freie Entscheidung?

Impfpflicht in Österreich?

Die Freiheit des Einzelnen endet also dort, wo sie zum Schaden aller Unverantwortliches anrichtet. Wer in Salzburg heute einen schweren Autounfall, einen Herzinfarkt oder akut Krebs hat, wird nicht ordentlich behandelt werden können. Ob geimpft oder nicht.

Das Ego des Einzelnen steht hier der Freiheit von uns allen entgegen: Denn nur wenn genügend Leute geimpft sind, erreichen wir „Herdenimmunität“: Und die Herde sind wir alle. Wir brauchen einander, denn einige von uns können sich durch Impfung nicht schützen: sehr kleine Kinder zum Beispiel. Die jüngste Patientin auf der Intensivstation in Oberösterreich ist erst 15 Monate alt. 

Oder Menschen, deren Immunsystem gerade extrem geschwächt ist, während einer Chemotherapie oder nach einer Organtransplantation zum Beispiel. Für die wäre eine Infektion lebensgefährlich. Und eine Impfung unmöglich.

All diese Menschen werden erst geschützt, wenn mindestens 85 Prozent der Bevölkerung einen Impfschutz haben. Erst dann findet das Virus zu wenige Leute, die es infizieren könnte, um sich richtig weiterzuverbreiten. Sind ja fast alle geimpft.

Das hatten wir übrigens schon einmal genau so. Ab 1948 war die Impfung gegen Pocken verpflichtend. Aber nur bis 1980: Denn seit damals gilt die Erde als pockenfrei. Geimpft wird also seither niemand mehr. Weil ein mal alle gemeinsam für den nötigen Schutz gesorgt haben, um die Pockenviren zu besiegen.

Prämie für Booster-Impfung

Wer sich seinen Impf-Booster holt, oder schon längst geholt hat, bekommt 500 Euro. Das würde uns österreichweit knapp 4 Milliarden Euro kosten, klar. Aber: Ein Teil fließt postwendend in die gemeinsame Staatskasse zurück, denn wer für 500 Euro einkaufen geht, zahlt ja Steuern an der Kassa. Und es ist günstiger als die Folgen eines Weiterwurschtelns mit Lockdowns:  Wirtschaftshilfen, Kurzarbeit und Co haben uns allein in diesem Jahr mehr als 12 Milliarden Euro gekostet.

Ein Impfbonus von 500 Euro für den Drittstich wäre also nicht nur sinnvoll, um die Impfquote Richtung 85 % zu heben, sondern würde auch ökonomisch vor allem jenen Menschen zugutekommen, die wegen der Pandemie nur mehr schlecht als recht über die Runden kommen: Leute, die ihren Job verloren haben, die sich schwertun, in der Pandemie Arbeit zu finden oder Menschen, die sowieso mit niedrigen Einkommen auskommen müssen.

Österreich hat noch nicht einmal ansatzweise alles getan, um die Impfquote auf das notwendige Niveau anzuheben.

Also, mehr Mut, mehr Ideen und vor allem: endlich echte Entscheidungen.

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