Ein Windrad auf grüner Wiese, dahinter ein Berg im Sonnenuntergang

Laut einer neuen Studie helfen grüne Investitionen der Wirtschaft in der Krise am besten. Credit: Pixabay.com

/ 7. Mai 2020

Eine Studie der Oxford-Universität kommt zu dem Schluss, dass Programme zur Unterstützung der Wirtschaft am besten helfen, wenn sie auch auf die Umwelt achten. Auch immer mehr ForscherInnen und Organisationen in Österreich fordern: Beim Wiederbeleben unserer Wirtschaft muss der Umweltschutz die oberste Priorität haben.


Eine wissenschaftliche Arbeit sorgt derzeit weltweit für Aufmerksamkeit. Sie wurde nicht nur von der renommierten Oxford-Universität publiziert und von prominenten Forschern wie Nobelpreisträger Joseph Stiglitz mitverfasst, auch die Untersuchung an sich ist beeindruckend: Zuerst wurden 700 Konjunkturpakete untersucht, die nach der Finanzkrise 2008 verabschiedet oder zumindest vorgeschlagen wurden. Dann ließen die Wissenschaftler mehr als 230 FinanzexpertInnen, etwa von Zentralbanken oder Finanzministerien, diese wirtschaftlichen Hilfspakete nach verschiedenen Blickpunkten beurteilen: Ist dieses Hilfspaket klimafreundlich? Wie rasch bringt es einen Wirtschafsaufschwung? Hat es auch langfristige Effekte?

Studienergebnis: Klimafreundliche Hilfspakete am sinnvollsten

Das Ergebnis war eindeutig: Langfristig angelegte, staatliche Konjunkturpakete, die auch den Klimaschutz fördern, helfen der Wirtschaft oft mehr als gewöhnliche Konjunkturpakete, die nur den Wirtschaftsaufschwung im Fokus haben. Zum Beispiel: Wer eine Wind- oder Solarfarm baut, schafft viele Arbeitsplätze, weil solche Anlagen komplex im Aufbau und betreuungsintensiv sind. Diese bringen dafür aber höhere, kurzfristige Renditen und sparen langfristig viele Kosten. Und natürlich sind alle Investitionen in erneuerbare Energie gut für das Klima. 

Am Schlechtesten wurden von den Experten übrigens Rettungsprojekte für Fluglinien bewertet - nicht nur im Hinblick auf das Klima, sondern auch wirtschaftlich.

Die besten Konjunkturpakete sind laut den Oxford-Forschern folgende:

 

  • Nachhaltiger Um- und Ausbau: Neubauten müssen klimafit sein, das steht außer Frage. Aber Konjunkturpakete müssen auch Betrieben helfen, bestehende Anlagen entsprechend um- und auszubauen und Gebäude zu sanieren. Förderprojekte sollten einen Anreiz für derartige Investitionen geben.

 

  • Ausbildung und Training: 571.477 Personen waren im April in Österreich arbeitslos, das ist ein historischer Höchststand. Außerdem wird in Zukunft auch die Digitalisierung viele Arbeitsplätze kosten, aber neue bringen. Jetzt ist die Möglichkeit da, um viele Personen darauf vorzubereiten und entsprechend umzuschulen.

 

  • Ausbau digitaler Netze: Der Ausbau selbst schafft Arbeitsplätze, außerdem treibt ein schnelles Internet Innovation und Effizienz voran. Die weltweite Vernetzung wird einfacher und spart auch Treibhausgase: Wer daheim gut arbeiten kann, muss nicht unnötig mit dem Auto ins Büro fahren.

 

  • Klimafreundliche Forschung: Was ist wirklich sinnvoll und was nicht? Um genau solche Fragen wissenschaftlich zu klären ist es auch wichtig, genau die Forschung zu fördern, mit der sich zum Beispiel das Team aus Oxford mit ihrer Studie beschäftigt.

 

Auch Österreich wird viele Konjunkturpakete brauchen

In Österreich kam die Wirtschaft nach der Finanzkrise 2008 nur durch zahlreiche Hilfspakete wieder in Schwung. Und es wird auch nach der Corona-Krise viele brauchen. Vor allem Gemeinden und Städte brauchen jetzt schon dringend Geld - sie sind ein wichtiger Investor und Auftraggeber lokaler Projekte.

Viele Unterstützer für Klima-Corona-Deal

Dass die Konjunkturpakete Hand in Hand mit dem Klimaschutz gehen müssen, dessen sind auch hierzulande viele Wissenschaftler und Organisationen überzeugt. Ein Bündnis von 94 Organisationen und Gruppen sowie mehr als 500 WissenschaftlerInnen fordert von der Regierung einen „Klima-Corona-Deal für Österreich“. Darunter finden sich nicht nur Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, der WWF oder Global 2000, sondern auch katholische Netzwerke, Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Ihre Forderungen sind denen der Oxford-Forscher nicht unähnlich. Sie lauten:

 

  • Klimafreundliche Arbeitsplätze: Es muss neue und langfristig sichere Arbeitsplätze geben. Dazu müssen Beschäftigungsinitiativen und Ausbildungsprogramme ins Leben gerufen werden.

 

  • Grüne Konjunkturpakete: Die Hilfsgelder sollen verwendet werden um Investitionen und Projekte zu unterstützen, die helfen, dass das Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht wird - die globale Erwärmung darf maximal 1,5 Grad betragen. Für Öl, Kohle und Gas soll es kein Geld geben.

 

  • Kontrolle: Es muss Transparenz über die Verteilung der Hilfsgelder geben. Diese müssen so vergeben werden, dass wir unser Klimaziel erreichen können.

 

  • Internationale Solidarität: Österreich muss Ländern helfen, die von der Corona-Krise noch schlimmer betroffen sind. Für die ärmsten Staaten muss es einen Schuldenerlass geben. Die Handels- und Investitionspolitik muss sich an Menschenrechte halten, darf keine ArbeiterInnen ausbeuten und soll auch Umweltstandards in anderen Länder setzen.

Umweltschutz muss sofort beginnen

Aufgrund der Corona-Krise darf es keinesfalls Einsparungen im Umweltschutz geben. Öko-Konjunkturpakete sind im Gegenteil sogar die bessere Lösung für die Wirtschaft. Dafür gibt es klare wissenschaftliche Belege. Auch, dass die grünen Konjunkturpakete schnell kommen müssen. 

Die Oxford-Forscher kommen zum Schluss, dass die Politik mit ihrem Handeln in den nächsten sechs Monate darüber entscheidet, ob mit dem Aufarbeiten der Corona-Krise auch das Einläuten des umfassenden Klimaschutzes beginnt.

 

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