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Gesundheit

Corona-Krise: Wer spricht in den Medien?

Corona-Krise: Wer spricht in den Medien?

Wer bestimmt die Perspektiven, die wir auf die Corona-Krise in den Medien bekommen? Eine Auswertung.

Vor mittlerweile zwei Monaten wurde von der Regierung das erste Corona-Gesetz verkündet. Seitdem spricht zwar das ganze Land darüber, aber welche Menschen bestimmen in Österreich eigentlich den öffentlichen Diskurs dazu? Wir haben uns  genauer angesehen, wer in den wichtigsten politischen Talkshows des Landes zu Gast war.

Für die Auswertung haben wir die Gäste der wichtigsten politischen Talkshows kategorisiert – sofern sie zu einem Thema zu Gast waren, das mit der Corona-Krise im Zusammenhang stand. Entscheidend für die Einteilung war dabei, in welcher Funktion die Personen primär eingeladen wurden. Folgende Sendungen haben wir dabei analysiert: Im Zentrum, Pressestunde, Runder Tisch, Zeit im Bild 2/Zeit im Bild 2 spezial, Ö1 Journal zu Gast (alle ORF); Talk im Hangar-7 (ServusTV) sowie Pro & Contra und Corona-Gipfel (Puls 4).

Insgesamt waren im Zeitraum von 12. März bis 11. Mai 233 Personen in den von uns ausgewählten Polit-Talkshows zu Gast. Die Übersicht zeigt, dass dabei überwiegend PolitikerInnen und ExpertInnen zur Sprache kamen.

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Zwar wird in Nachrichtenbeiträgen durchaus über Betroffene berichtet, selbst zur Sprache kommen sie in diesen Formaten aber kaum, wie die Grafik zeigt. 

Betrachtet man die Bereiche, denen die Gäste zuzuordnen sind, zeigen sich deutliche Prioritäten. Von den insgesamt 128 Gästen wurden fast zwei Drittel wegen ihrer medizinischen oder wirtschaftlichen Expertise eingeladen. Alle anderen Bereiche waren bisher stark unterrepräsentiert.

Ein leider wenig überraschendes, aber dennoch schockierendes Bild zeigt sich, wenn man eine Auswertung der Gäste nach Geschlecht vornimmt. Der gesamtgesellschaftliche Trend, dass Männern in der Krise mehr Platz eingeräumt wird, zeigt sich auch hier: Nicht einmal jeder dritte Gast war eine Frau. Dass in politischen Talkshows mehr Männer als Frauen zu Wort kommen war in Österreich auch vor der Krise üblich. Allerdings ist dieser Wert in den letzten Monaten noch weiter auseinander gegangen, wie unsere Recherchen zeigen.

Besonders stark ist die Schieflage aktuell bei der Verteilung unter den ExpertInnen. Hier liegt der Anteil der weiblichen Gäste nur bei 25 Prozent.

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Auch bei den PolitikerInnen herrscht ein Ungleichgewicht, wenn es auch nicht ganz so groß ist. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, wie oft die – durchwegs männliche – Regierungsspitze zu Gast war: Alleine Rudi Anschober war beispielsweise zehnmal zu Gast. Der Gesundheitsminister ist in einer Gesundheitskrise natürlich ein gefragter Mensch. Er war sogar doppelt so oft wie Kanzler Sebastian Kurz dabei. Damit ist Anschober auch derjenige, mit den meisten Auftritten.
 

Dementsprechend verzerrt ist auch die Parteizugehörigkeit der politischen Gäste. Von den 93 PolitikerInnen, die in den Sendungen sprechen durften, entfällt die Mehrheit auf die Regierungsparteien.

Dass Regierungsparteien sehr stark präsent sind und davon auch profitieren, ist in Krisenzeiten nachvollziehbar. Doch dass Betroffene und Frauen kaum aktiv mitsprechen dürfen, stimmt bedenklich. Speziell das Zurückdrängen von Frauen aus der öffentlichen Sphäre ist ein Problem, dem man bewusst entgegenwirken sollte. Gerade Redaktionen von Sendungen, die so stark auf den öffentlichen Diskurs wirken, müssen sich dieser Verantwortung bewusst werden.

Korrektur, 15.05.2020: Wir danken Armin Wolf für den Hinweis, dass sich die Auswertung nur auf die tatsächlichen, nicht jedoch auf die eingeladenen Gäste bezieht und haben die Formulierungen im Beitrag entsprechend angepasst.

 

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