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Klimakrise
Kapitalismus

Das schmutzige Geschäft mit schönen Blumen

Blumen machen glücklich. Nur nicht die Arbeiter:innen in Entwicklungsländern, die für die bunten Sträuße schuften. Denn konventionelle Schnittblumen kommen oft aus Entwicklungsländern in Afrika, Südamerika oder Asien. Dort werden für die hübschen Frühlingsboten Menschen und Natur ausgebeutet. Und auch europäische Blumen, meist aus den Niederlanden, haben eine schlechte Klimabilanz. Aber es gibt Alternativen: Faire Blumen machen es möglich.

Große Gewächshäuser, Monokulturen, Spritzmittel: In der konventionellen Schnittblumenproduktion ist das die Regel. Sowohl in Europa als auch in anderen Produktionsländern der Welt, beispielsweise Kenia. Etwa jede dritte Schnittblume in Europa kommt aus Kenia. Schnittblumen sind damit eines der wichtigsten Exportgüter Kenias und das Land zählt zu den größten Blumenproduzenten der Welt. Das Klima ist ideal für die Produzent:innen. Es ist das ganze Jahr über so warm, dass die Blumen auf Plantagen und Farmen in unbeheizten Gewächshäusern angebaut werden können. Doch die Bedingungen sowohl für die Natur als auch für die Arbeiter:innen sind alles andere als ideal.

Ausbeutung in der Blumenindustrie

Die Arbeit auf den Blumenfarmen ist anstrengend. Lange Arbeitstage ohne geregelte Arbeits- oder Pausenzeiten, kein Kündigungs- oder Mutterschutz, keine soziale Absicherung. Die Arbeiter:innen, viele davon Frauen, sind aber oft auf die Jobs angewiesen. Dabei gefährden sie für diesen Hungerlohn ihre Gesundheit. Denn in Blumenfarmen des Südens werden riesige Mengen an Pestiziden eingesetzt. In Kolumbien sind es mit 200 kg Pestiziden pro Hektar und Jahr fünfmal so viel als beispielsweise in Deutschland. Geschützt werden Arbeitnehmer:innen meist gar nicht oder zu wenig. Sie sind nicht geschult, es fehlt an Schutzkleidung und oft werden die Gewächshäuser nicht oder zu kurz geräumt, wenn Pestizide versprüht werden. Die Menschen tragen gesundheitliche Schäden davon wie Kopfschmerzen, Schwindel, Augen- oder Atemwegserkrankungen, Ekzeme, Fehlgeburten oder Krebs.

Wie Schnittblumen der Natur schaden

Die Pestizide und Düngemittel schaden nicht nur den Menschen, sondern auch der Natur. Sie belasten die Böden, Gewässer und das Grundwasser. Der Wasserverbrauch für die Blumenproduktion ist enorm und führt dazu, dass in den betroffenen Regionen der Grundwasserspiegel zunehmend sinkt. Natürliche Wasserquellen versiegen und das ökologische Gleichgewicht wird schwer gestört. Hinzu kommen die weiten Transportwege, die meist mit Schiffen oder Flugzeugen zurückgelegt werden und so viel klimaschädliches CO2 verursachen.

In europäischen Ländern, allen voran Holland, haben die konventionellen Schnittblumen trotz kürzerem Transportweg eine noch schlechtere CO2-Bilanz. Denn die Gewächshäuser im kühleren Europa müssen beheizt und beleuchtet werden.

Faire Blumen als Alternative

Heimische Blumen, Gräser, Insekten und frische Luft. Ganz anders als in der konventionellen Schnittblumenproduktion sieht es auf den Feldern von thebloomingproject aus. In Auersthal und in Hochleithen in Niederösterreich bewirtschaften Hannah Krimmer, Katharina Neßler und Hanna Zürner seit Anfang des Jahres landwirtschaftliche Flächen von insgesamt rund 1.500 qm.

Die drei jungen Frauen haben sich an der Fachhochschule Wiener Neustadt im Masterstudiengang Green Marketing kennengelernt. „Wir hatten alle den Wunsch, neue Richtungen einzuschlagen und Veränderung zu schaffen“, erzählt Katharina Neßler und in der Blumenindustrie sei das Angebot noch besonders schlecht gewesen. Sie haben begonnen, sich zu informieren, mit Leuten aus der Branche auszutauschen und so habe eines zum anderen geführt, erzählt die 24-Jährige.

 

Faire Blumen: Vom Samen bis zum Blumenstrauß

Verwendet wird bei thebloomingproject Bio-Saatgut. Im nächsten Jahr sollen dann die eigenen Samen verwendet werden. Die Flächen, auf denen die Blumen gepflanzt werden, wurden von biologischen Landwirtschaftsbetrieben zur Verfügung gestellt. Für diese waren die Wiesen zu klein, um sie rentabel bewirtschaften zu können. Nun blühen dort heimische Pflanzen wie Sonnenblumen, Dahlien und Ringelblumen. Dadurch wird der Erhalt der Artenvielfalt unterstützt und der Boden durch bewusste Bepflanzung nach Saison aufgewertet. Gedüngt wird auf den Feldern auf natürliche Weise mit Kompost, Kaffeesatz und selbstgemachten Jauchen. Sind die Blumen dann so weit, werden sie am Feld gebunden und in Papier aus Gras oder Recyclingpapier verpackt. Vertrieben werden die Sträuße ebenfalls in kleinen Strukturen über Unverpacktläden und regionale Florist:innen. Damit man sich besonders lange an den Blumen erfreuen kann, gibt es eine Anleitung, wie sie getrocknet werden können.

Thebloomingproject setzt auf Kooperation statt Konkurrenz. “Für uns bedeutet das Projekt, die konventionellen Strukturen in der Branche zu brechen, eine Alternative anzubieten und Bewusstsein zu schaffen”, beschreibt Katharina ihr Ziel. Denn was die Produktion von Schnittblumen angeht, fehle das Bewusstsein über die Herstellung noch in weiten Teilen der Gesellschaft. Deshalb stehen sie in persönlichem Kontakt mit ihren Partner:innen wie biologische Landwirt:innen, Imker:innen, Florist:innen und auch Kund:innen. Auch wenn es noch an Bewusstsein mangelt, die Nachfrage nach sozial und ökologisch fair produzierten Blumen steige bereits.

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