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Arbeitswelt
Fortschritt
Ungleichheit

Die Schlacht von Blair Mountain: Unterdrückte Geschichte eines Arbeiteraufstands

Vor hundert Jahren kämpften tausende ausgebeutete Kohle-Minenarbeiter gegen ihre Unterdrückung. Die Geschichte wurde lange unterdrückt.

Vor 100 Jahren fand einer der größten Aufstände der US-Geschichte statt – und fast niemand weiß davon. In der Schlacht von Blair Mountain erhoben sich 1921 tausende Minenarbeiter:innen gegen ihre widrigen Arbeitsverhältnisse und ihre Ausbeutung. 

Ihr Versuch einige Monate davor, sich gewerkschaftlich zu organisieren, führte zur Entlassung von fast 3.000 Menschen – die daraufhin von privaten Sicherheitskräften mitsamt ihren Familien gewaltsam aus ihren Unternehmens-Wohnungen geschmissen werden sollten. Dabei kam es auch zu Toten, was den Konflikt schließlich eskalieren ließ. 

Über 10.000 Menschen bewaffneten sich und marschierten in die nahegelegene Stadt. Ihr Aufstand wurde von Truppen des Sheriffs mit Unterstützung der Kohleunternehmen niedergeschlagen. Diese waren zwar zahlenmäßig unterlegen, aber besser bewaffnet. Sie hatten Maschinengewehren und warfen auch Bomben mit Giftgas aus Flugzeugen auf die Arbeiter:innen ab. 

Die Minenkriege: Aufstand der Ausgebeuteten

Schließlich marschierte die US-Armee ein und beendete die Schlacht. Der Aufstand soll hunderte Todesopfer unter den Minenarbeiter:innen gefordert haben. Er war Teil der „Minenkriege“, einer Reihe von Erhebungen und Streiks über 4 Jahrzehnte rund um die Jahrhundertwende, die insgesamt keinen prominenten Platz in der Geschichtsschreibung hat. 

Dass man wenig darüber weiß, hat auch damit zu tun, wer hier niedergeschlagen wurde: es waren arme Arbeiter:innen, darunter viele Migrant:innen und Schwarze. Sie hausten in Unternehmensquartieren, wurden bewaffnet überwacht und mies bezahlt. Angesichts der objektiven Größe und Bedeutung des Aufstands „scheint es fast unmöglich, dass niemand etwas darüber weiß – außer es wird den Menschen bewusst verschwiegen“, sagt Cecil Roberts gegenüber der New York Times

Viele landeten im Gefängnis

Er ist nicht nur Gewerkschafter, sondern der Großneffe des Anführers des Aufstands. Der, ein Mann namens Bill Blizzard, wurde schließlich des Verrats freigesprochen, weil er eine nicht explodierte Bombe als Beweis bei seinem Verfahren vorlegen konnte, die die enorme Brutalität der Sheriff-Truppen belegte.

Knapp 1.000 Arbeiter:innen wurde nach der Schlacht um Blair Mountain der Prozess gemacht. Sie wurden wegen Mordes und Verschwörung angeklagt. Viele landeten jahrelang im Gefängnis. Der letzte wurde 1925 entlassen.

Geschichtsschreibung aufseiten der Unternehmen

Und Historiker:innen geben Cecil Roberts recht. Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts wurden Berichte und Geschichtsschreibung über den Konflikt bewusst von den Kohlekonzernen und ihrer politischen Helfer:innen unterdrückt. Nach dem Aufstand verloren die Gewerkschaften der Branche 80% ihrer Mitglieder.

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