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Kapitalismus
Ungleichheit

Quasi alle finden: Das Vermögen in Österreich ist ungerecht verteilt

7 von 10 Leuten in Österreich sind überzeugt: Einkommen und Vermögen ist hierzulande ungerecht verteilt. Und das denken die Österreicherinnen übrigens unabhängig davon, ob sie selber viel Geld haben - oder wenig. Wer hält also an der Ungerechtigkeit fest? Barbara Blaha erklärt.

 

 

Dass sich die Vielen in Österreich um ein paar Bröserl streiten müssen, während die Reichen mehr Kuchen haben, als sie sich reinstopfen können, das spüren die Leute, oben und unten – zeigt auch eine neue Umfrage.

Aber gut, wenn das der Mehrheit echt wichtig ist, dann steht das ja ganz weit oben auf der politischen Agenda, oder? Moment Mal!

Vermögenssteuern sind eine reale Diskussion

Magnus Brunner hält Vermögenssteuern für eine „Phantom-Diskussion“ und ist da wohl einer Verschwörung auf der Spur. Der ÖVP-Finanzminister findet also, 7 von 10 Österreicher:innen sind Phantome … weil: 7 von 10 diskutieren SEHR gern über diese bizarr unfaire Verteilung von Reichtum. 

Das reichste Prozent besitzt die Hälfte – ja, richtig gehört – 50 % des privaten Netto-Vermögens gehören dem reichsten Prozent. 50 für 1. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung, also 4,5 Millionen Menschen, die unteren 50 %, haben nicht einmal 4 Prozent Vermögen. Und die Tendenz? Wird besser? Natürlich nicht. Die Schere geht immer weiter auseinander.

Das war schon mal anders. Eine Vermögenssteuer im engeren Sinn gab es in Österreich bis 1993. Die Erbschaftssteuer bis 2007. Die Grundsteuer liegt bei mageren 0,2 Prozent. 

Nur 4 von 100 Steuer-Euros kommen aus Vermögen

Von 100 Steuer-Euros kommen daher nur 4 aus dem Vermögen. In Summe nur 0,5 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts – ein extrem niedriger Wert. In anderen Ländern müssen die Reichen und Superreichen deutlich mehr fürs Gemeinsame beitragen.

In Österreich herrsche eine „bemerkenswerte Ungleichverteilung der Vermögen“. Das sagt nicht Karl Marx, sondern die EU-Kommission. Sie empfiehlt Österreich dringend, Erbschaften und Vermögen endlich stärker für die Gemeinschaft zu besteuern. Denn da ist was gekippt in Österreich; Arbeit wird im Vergleich zu Reichtum einfach übermäßig besteuert. Anders gesagt: Leistung lohnt sich in Österreich nicht. Erben schon.

Österreich als Steuerparadies für Reiche

Von allen Ländern in der OECD und EU müssen die Reichen in Österreich am wenigsten Steuern von ihrem Reichtum beitragen. Und das ist kein Zufall, das ist gewollt – denn das ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Politik: Seit Mitte der 60er-Jahre sinken die Steuern auf Vermögen in Österreich immer weiter: von 4 Prozent auf inzwischen nur noch 1,3 Prozent.

Und viele wissen auch, wessen Job es wäre, das zu fixen. 8 von 10 finden, dass die Politik zuständig ist, die Schere zwischen Arm und Reich wieder zu schließen. 

Aber die Politik, die tut so, remember, als wäre das eine Phantomdiskussion. Gut, das ist schon schlimm genug. Noch schlimmer ist: Wenn Politik die unfaire Verteilung weiter ignoriert; wenn sie aktiv mithilft, die Schere zwischen Arm und Reich aktiv weiter aufzureißen, dann verlieren wir das Vertrauen in sie. 

8 von 10 Menschen haben kein Vertrauen ins politische System

Von den Leuten, die sagen, das Vermögen ist ungerecht verteilt, sagen 8 von 10: Unser politisches System funktioniert nicht. Das Vertrauen in das politische System ist aber die härteste Währung unserer Demokratie. Wenn die nichts mehr wert ist, wird’s düster. 

Die gute Nachricht: Egal ob reich, arm oder irgendwas dazwischen: Alle wünschen sich ein faires und solidarisches Miteinander. Sie wünschen sich eine gerechte Besteuerung von Vermögen und Konzerngewinnen. Und dass Arbeitseinkommen weniger besteuert werden. Sie wollen, dass anstrengende Berufe anständig bezahlt werden und dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden. 

 

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