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Ungleichheit
Kapitalismus

Erben – Reich geboren, reich geblieben

In Österreich wird Ungleichheit vererbt: Die meisten Überreichen haben ihr Vermögen nicht erarbeitet, sondern geerbt. Sieben der zehn reichsten Österreicher:innen sind schon reich zur Welt gekommen. Während die Top-2 % im Schnitt 1,5 Millionen Euro steuerfrei erben, gehen die ärmsten 20 % fast leer aus: Wenn dort überhaupt geerbt wird, dann rund 33.000 Euro. Das Ergebnis: Vermögen und Macht konzentrieren sich weiter oben. Eine faire Lösung? Eine Erbschaftssteuer. OECD und IWF fordern sie seit Jahren. Doch politisch wird das blockiert – zum Vorteil jener, die Milliardenvermögen, Großgrundbesitz und Medienmacht weiterreichen.

„Große Vermögen gewinnt man - mit der Geburt.” Klassenkampf von oben beginnt nämlich oft schon in der Wiege. Reich geboren, reich geblieben – wer in eine wohlhabende Familie hineingeboren wird, hat im Leben massive Vorteile. In Österreich wird die Ungleichheit durch Erbschaften einzementiert. Die richtig großen Vermögen sind überwiegend nicht erarbeitet, sondern geerbt. Von den zehn reichsten Österreicher:inn en haben sieben ihr Vermögen geerbt. Jede:r einzelne dieser Top Ten besitzt übrigens mehr als das gesamte untere Fünftel der Bevölkerung zusammen.

Wie ungerecht Erben unser Gesellschaftsspiel beeinflusst, zeigen die Daten: In den reichsten 2 % der Haushalte bekommt so gut wie jeder eine Erbschaft – sie erben dort im Schnitt unglaubliche 1,5 Millionen Euro. Und das steuerfrei, denn Österreich hat seit 2008 keine Erbschaftssteuer mehr. Erben spült also Millionen in die Hände  ohnehin bereits vermögender Personen, ohne dass auch nur ein Euro ans Gemeinwesen geht. Im Gegensatz dazu sieht es unten düster aus: Bei den ärmsten 20 % der Haushalte erbt nicht mal jede fünfte Familie überhaupt etwas. Und wenn, dann sind es durchschnittlich nur 33.000 Euro – gerade mal 2 % von dem, was ein Top-Erbe erhält. Mit 33.000 Euro lässt sich vielleicht ein Autokredit abzahlen. Wer 1,5 Millionen erbt und ohnehin schon reich ist, kann in aller Ruhe daran arbeiten noch reicher zu werden. Du kannst mehrere kleine Wohnungen kaufen, investieren - wer es klug anstellt, braucht sodu bald nicht mehr arbeiten. 

Erbschaftssteuer

“Reich geboren, reich geblieben” bedeutet auch, dass die Vermögensungleichheit immer weiter verfestigt wird. Ohne Erbschaften sähe Österreich viel gleicher aus. Internationale Organisationen wie die OECD und der IWF empfehlen deshalb seit Jahren, die Erbschaftssteuer wieder einzuführen. Sie würde in moderater Form nur die reichsten paar Prozent treffen. Doch politisch wurde das bisher blockiert – sehr zur Freude jener Familien, die Großgrundbesitz, Firmenimperien oder Milliardenvermögen weiterreichen. Klassenkampf von oben heißt hier: Das Spiel ist von Anfang an manipuliert – einige bekommen die Millionen in die Wiege gelegt, während der Rest ein Leben lang darum kämpfen muss, wenigstens ein bisschen Vermögen aufzubauen. Und demokratiepolitisch ist das brisant: Extreme Vermögenskonzentration bedeutet auch konzentrierte Macht – denn wer Milliarden erbt, erbt oft Einfluss auf Medien, Politik und Wirtschaft gleich mit.

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