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Ungleichheit

Erwachsenenbildung: “Wird immer wieder übersehen”

Die Bandbreite in der Erwachsenenbildung ist groß. Manche machen Weiterbildungen in ihrer Branche, sie lernen im Workshop Management oder bilden sich zum Thema Digitalisierung weiter. Für diese Personen sind Ausfälle ärgerlich. 

 
Die Krise trifft auch die Erwachsenenbildung. Zwischen Online-Kursen und Kinderbetreuung bleiben Menschen zurück, für die die Ausbildung besonders wichtig ist.

 

„Ich musste meine Ausbildung im Lockdown abbrechen“, sagt Danja. Sie ist 48 Jahre alt und hatte im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Bürokauffrau angefangen. „Vier Wochen lang ging gar nichts, erst danach wurden Online-Klassen angeboten.“ Für die Mutter von sechs eine schwierige Situation. Denn als die Pforten im Juni doch endlich wieder geöffnet wurden, musste Danja zwei ihrer Kinder beim Homeschooling betreuen. Einspringen konnte aus ihrem Umfeld niemand. Mit der Pandemie verlor sie ihren Praktikumsplatz, der Arbeitgeber schickte seine MitarbeiterInnen in Kurzarbeit.

Vor bald einem Jahr hat sie MOMENT erzählt, wie sie trotz Arbeit nicht über die Armutsgrenze kommt. Als sechsfache Mutter und bei schlechter Kinderbetreuung in Tirol stand ihr Erwerbsleben lange im Hintergrund. Und nun zieht sie wieder als alleinerziehende Mutter den Kürzeren.

„Die Erwachsenenbildung wird immer wieder übersehen“, sagt Bildungswissenschaftlerin Birgit Aschemann vom Verein Conedu, der die bundesländerübergreifende Info-Seite erwachsenenbildung.at betreibt. Dabei habe die Erwachsenenbildung jedes Jahr mehr TeilnehmerInnen als jeder andere Bildungssektor. Trotzdem muss man Medienberichte über die Auswirkungen der Pandemie mit der Lupe suchen.

Die Krise habe der Digitalisierung in diesem Bereich jedenfalls einen Schub gegeben. „Viele haben es geschafft, kurzfristig Online zu gehen“, sagt sie. Für den Herbst sollten alle Anbieter so gut wie möglich vorbereitet sein. Die größten Hürden: Fehlende Bandbreite bei den TrainerInnen zu Hause und TeilnehmerInnen, die ihre Kinder zu Hause unterrichten müssen.

Wie viele Anbieter ihr Programm online oder auf anderem Weg weiter anbieten und wie viele ihre Weiterbildungen ausgesetzt haben, ist noch nicht klar. Eine Studie dazu läuft gerade.

Erwachsenenbildung: Zwischen Management-Kursen und lesen lernen

Die Bandbreite in der Erwachsenenbildung ist groß. Manche machen Weiterbildungen in ihrer Branche, sie lernen im Workshop Management oder bilden sich zum Thema Digitalisierung weiter. Für diese Personen sind Ausfälle vielleicht ärgerlich.

Andere lernen erst als Erwachsene lesen, schreiben und rechnen. Für sie sind Online-Kurse manchmal keine Alternative. „Oft haben die Teilnehmenden keinen Computer, manche kein Smartphone“, sagt Aschemann. „Ich weiß, dass in Wien beispielsweise Unterlagen per Post verschickt wurde. Die TrainerInnen haben schnell reagiert und sind kreativ geworden.“

Für Menschen wie Danja ist die Situation denkbar schwierig. Sie muss für die Corona-Zeit Mindestsicherung beantragen. Diese geht einher mit großem bürokratischen Aufwand und regelmäßigen Kontrollen. Sie möchte ihre Ausbildung im November wieder aufnehmen. „Hoffentlich hat der Spuk bald sein Ende“, sagt sie.

 

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