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Demokratie

Die FPÖ ist nicht übermächtig, hat es jemand gemerkt?

Die FPÖ ist nicht übermächtig, hat es jemand gemerkt?
Flaschen.
Selbstmitleid und Rätselraten herrschen vor, wenn es darum geht, die Dominanz der FPÖ zu besprechen. Es wird schicksalsergeben so getan, als würde sie immer alles richtig machen. Dagegen sei kein Kraut gewachsen. Dieser Sommer beweist: Das stimmt nicht. Natascha Strobl kommentiert.

Die FPÖ hat den ganzen Sommer über eine riesige Kampagne gefahren. Die meisten haben es nicht mitbekommen, weil es wirklich erbärmlich schlecht war. Bis auf eine Boulevard-Zeitung ist niemand darauf eingestiegen. Es ging ums Pfand.

Seit Anfang des Jahres ist das Pfand auf Dosen und Plastikflaschen ausgeweitet. Etwas, das es für viele Glasflaschen seit Jahrzehnten gegeben hat. Von allen Problemen der Welt oder auch nur Österreichs hat die FPÖ just dieses Thema als Sommerkampagne ausgesucht.

Die Mythen über das Pfand

Da wird die skurrile Behauptung verbreitet, dass das Pfand Familien mehrere hundert Euro im Jahr kostet. Irgendwer hat die Information nicht bekommen, dass man Pfand zurückbringen muss und dann bekommt man das eingesetzte Geld zurück.

Oder es werden Schreckensbilder an die Wand gemalt, dass Abstellräume überquellen vor gelagerten Dosen und Flaschen. Als ob man nicht bei jedem Einkauf das Pfand wieder zurückgeben könnte und man es gar nicht horten müsste.

Das dritte Horrorszenario ist, dass Pfandautomaten ausfallen oder man manchmal warten muss, bis die Person vor einem fertig ist. In der Welt der FPÖ verursacht das fast tägliche Strapazen von mehreren Stunden. 

Nicht einmal FPÖ-Fans glauben das

Die eigenen Fans argumentieren übrigens fast durch die Bank so wie alle anderen vernünftigen Menschen: Ja, es ist eine Umstellung, aber so schlimm ist es nicht und außerdem liegt weniger Müll herum. Die FPÖ kommt mit dem Löschen der Kommentare, die sich über sie lustig machen, schon den ganzen Sommer nicht nach.

Selbst die bekannte Kooperation mit „Heute“ ändert daran nichts. Auch dieses Blatt hat sich mächtig ins Zeug gelegt gegen das Pfand zu schießen und irgendwie die Grünen damit anzupatzen. Es wirkt gar nicht. Auf den Social-Media-Seiten dieser Zeitung zeichnet sich dasselbe Bild wie bei der FPÖ: Wir haben gerade echt andere Probleme, es nervt, wenn Probleme dazu erfunden werden. 

FPÖ greift daneben

Das alles zeigt eins sehr gut: Die FPÖ haut auch mal daneben. Sie ist nicht unschlagbar und keine immer perfekt funktionierende Kampagnen-Maschine. Die Pfandsache hat wirklich die Wenigsten interessiert.

Es zeigt sich auch, wie hilfreich es ist, wenn (fast) alle Medien nicht über jedes Stöckchen springen und kein aufgeregtes Pro & Contra machen, es nicht zum Thema einer Sonntagsabend-Diskussion adeln und nicht auf sinnfreie Faktenchecks geben. (“Steht man wirklich täglich 4 Stunden an, um 100 Kilo Pfand zurückzugeben und muss man dafür 500 Euro im Jahr zahlen? Danke Grüne!” – “Diese Behauptung ist irreführend”). Man kann diese Kulturkämpfe auch einfach ignorieren und sie entwickeln dann auch nicht diese zerstörerische Wirkung, wie wir es nur allzu oft gesehen haben.

Die politische Konkurrenz vergibt die Chance

Die FPÖ ist den ganzen Sommer schon nicht in der Spur. Es wäre eine perfekte Gelegenheit für alle demokratischen Parteien gewesen, diese Schwäche auszunutzen. Leider hat keine die Gelegenheit auch nur erkannt, geschweige denn genutzt. Das ist das eigentliche Drama am Aufstieg der FPÖ. Selbst wenn sie schlecht ist, bleibt sie oben, weil die anderen zu viel Angst haben, den Kampf aufzunehmen.

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