Ich mache ein Freiwilliges Soziales Jahr: „Das braucht mehr Aufmerksamkeit“
Bis zum 31. Juli habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Sozialeinrichtung gemacht. Über diese Möglichkeit habe ich nur über Umwege erfahren. Bei meiner Stellung wurde mir zwar gesagt, dass ich neben dem Zivildienst auch ein freiwilliges soziales Jahr beim Roten Kreuz absolvieren kann. Doch dass es daneben noch zahlreiche andere Möglichkeiten gibt, das wurde überhaupt nicht erwähnt.
Freiwilliges Soziales Jahr kann statt Zivildienst gemacht werden
Dabei gibt es in Österreich sieben Trägerorganisationen, die bundesweit an über 800 Einsatzstellen ein freiwilliges soziales Jahr anbieten. Das Freiwillige Soziale Jahr kann den Zivildienst ersetzen und gilt als Ausbildungsverhältnis.
Bei den meisten Trägerorganisationen außer dem Roten Kreuz sind die Wochenstunden auf 34 Stunden gedeckelt. Außerdem gibt es normalerweise 150 pädagogische und fachliche Bildungsstunden, die beim Roten Kreuz auch nicht angeboten werden. Auch deshalb hat es mich geärgert, dass mir nur vom Freiwilligen Sozialen Jahr beim Roten Kreuz erzählt wurde, nicht aber von den anderen Möglichkeiten.
Das Freiwillige Soziale Jahr hat mich sofort angesprochen
Mich hat die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres sofort angesprochen. Ich hatte vorher schon durch die Arbeit in einem Flüchtlingsprojekt ein bisschen in dem Bereich gemacht. Ich habe das Jahr auch im Flüchtlingsbereich absolviert.
Ich finde, es sollte jeder einmal machen. Wir alle tragen einen kleinen Teil dazu bei, Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, Menschen Schutz und Hilfe anzubieten, Menschen zu unterstützen, denen es alleine schwerfällt. Und wir sind sehr stolz darauf!
Zu wenig Wertschätzung und Lohn
Doch es gibt das Problem mangelnder Wertschätzung. Während über die Verbesserung der Bedingungen für Zivildiener und Wehrdiener eine breite öffentliche Debatte in der Politik geführt wird, kriegen Freiwillige überhaupt keine Aufmerksamkeit.
Bis vor kurzem hatten wir keinen Anspruch auf ein Klimaticket, wie es die Zivildiener haben. Im Mai wurde immerhin die Einführung des Klimatickets auch für Freiwillige beschlossen. Auch wurde unser Taschengeld von 270 auf 500 Euro im Monat erhöht. Zuvor haben wir weniger verdient als Zivildiener. Ich finde, es ist aber immer noch zu weniger Geld, für die wichtige Arbeit, die wir machen.
Das FSJ hilft bei Berufseinstieg
Das Freiwillige Soziale Jahr ist eine tolle Möglichkeit für den Berufseinstieg. Es dauert zwischen zehn und elf Monate. Wir besuchen Fachseminare, Workshops, Teambuilding-Events und tauschen uns auf Seminaren mit erfahrenen Sozialarbeiter:innen aus.
Laut einer Studie 2022 wollen sieben von zehn Freiwilligen nach Abschluss ihres sozialen Jahres beruflich im Sozial- und Gesundheitsbereich bleiben. Fünf von zehn Freiwilligen wollen sich weiter ehrenamtlich im Sozial- und Gesundheitsbereich engagieren. Neun von zehn Freiwilligen sind mit ihren Einsatzstellen zufrieden oder sehr zufrieden.
Der Sozial- und Pflegebereich sucht händeringend nach Fachkräften. Unter den Teilnehmer:innen des freiwilligen sozialen Jahres – die meisten von ihnen sind übrigens Frauen – sind sie zu finden. Mir ist deshalb völlig unverständlich, warum das freiwillige soziale Jahr nicht viel offensiver gefördert und beworben wird.
Infobox zum Freiwilligen Sozialen Jahr:
Ein FSJ kann ab dem 17. Lebensjahr absolviert werden und zwischen 6 und 12 Monate dauern. Es verbindet soziales Engagement mit Ausbildung. Teilnehmer:innen arbeiten gemeinnützig für maximal 34 Stunden pro Woche und bekommen 150 Ausbildungsstunden. Während des FSJ bekommt man ein Taschengeld bis maximal zur Geringfügigkeitsgrenze. Ein FSJ kann von jungen Männern auch statt des Zivildienstes gemacht werden oder darauf angerechnet werden.
Es kann derzeit bei sieben Organisationen in Österreich gemacht werden, bei denen es 2022 zwischen 8 und 540 Stellen dafür gab:
- Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste (VFSJ)
- Arbeiter Samariterbund Österreich (ASBÖ)
- Arbeits- und Weiterbildungszentrum Soziales Wien (AWZ)
- Diakonie Österreich
- Österreichische Rote Kreuz (ÖRK)
- Soziale Berufsorientierung Vorarlberg (SBOV)
- Volkshilfe Oberösterreich.