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Ungleichheit
Fortschritt
Kapitalismus

Für Reiche geht noch mehr

Guten Morgen,
die Krise trifft uns alle. Halt, nein, doch nicht. Der Morgenmoment, heute in dein Postfach gebracht von Andreas Bachmann.

#1 Möchtest du das teilen?

In Davos startete das Weltwirtschaftsforum. Führende Politiker:innen, Wirtschaftsbosse und Wissenschafter:innen der Welt versammeln sich in einem Luxus-Skiort in der Schweiz, um… ja, was eigentlich? Hier erklären wir dir, was es mit dem Treffen auf sich hat, was da besprochen wird, wer daran (nicht) teilnimmt und welche Skandale und Kritik das Weltwirtschaftsforum begleiten.

#2 Grafik des Tages

 
Teuerungsraten in Österreich, Spanien und Frankreich seit 2022: Teuerung in Österreich weit höher.

Die Teuerung schnellte in Österreich Ende vergangenen Jahres auf mehr als 11 Prozent – und geht erst jetzt langsam zurück. Frankreich und Spanien bekamen schon im Sommer 2022 die Inflation unter Kontrolle. Sie lag dort zuletzt bei jeweils unter 7 Prozent, so niedrig wie in keinem anderen EU-Land. Beide Länder setzten im Kampf gegen die Teuerung stark auf Preisbremsen.

Das wirkte. „Sie bewahrten die Haushalte beim Heizen oder Miete vor einer zweiten Welle an Preissteigerungen der Unternehmen im Herbst, die in Österreich voll zugeschlagen hat“, so Alexander Huber, Inflationsexperte am Momentum Institut. Spanien etwa deckelte den Preis für Gas, mit dem Strom erzeugt wird. Die Regierung senkte die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas. Mieten dürfen nur noch um 2 Prozent pro Jahr erhöht werden. Seit September darf Spaniens Bevölkerung den öffentlichen Nah- und Mittelstreckenverkehr kostenlos nutzen. Frankreich fror den Gaspreis ein, Strom und Mieten durften im Jahr 2022 nur um wenige Prozent verteuert werden.

Österreich hat erst im Dezember mit der Strompreisbremse eine wirklich preisdämpfende Maßnahme eingeführt. „Weil Österreich so gut wie keine Preisbremsen hat, läuft die Teuerung ungehindert weiter“, sagt Momentum-Ökonom Huber. Vermietungen ziehen Mieten nach oben, Unternehmen erhöhen Preise nach der Teuerung, und Gewerkschaften fordern notgedrungen im Kampf gegen Wohlstandsverluste höhere Löhne, wenn die Inflation steigt wie zuletzt.

#3 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Wer während der Krisen der vergangenen Jahre am meisten profitierte? Die Superreichen. In den Jahren 2020 und 2021 hat das reichste Prozent der Menschheit fast zwei Drittel des weltweit neu dazu gekommenen Vermögens für sich verbucht. Um umgerechnet 24 Billionen Euro (24.000.000.000.000 Euro) stieg das Vermögen der oberen 1 Prozent. Auf die restlichen 99 Prozent entfielen 16 Billionen Euro. Die unteren 10 Prozent verloren sogar Vermögen. „Erstmals seit 25 Jahren haben sich extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig verschärft“, schreibt die Entwicklungsorganisation Oxfam in einem neuen Bericht.

Das Ausmaß der Ungleichheit ist schwer zu fassen. Beispiel: In den vergangenen zehn Jahren gingen von 100 Euro neu erwirtschaftetem Vermögen 54,40 Euro an das reichste Prozent – und nur 70 Cent an die untere Hälfte der Weltbevölkerung. Die Vermögen allein der Milliardär:innen steigen heute pro Tag um 2,5 Milliarden Euro.

Viele Unternehmen strichen ohne eigene Leistung Zufallsgewinne ein, sogenannte Übergewinne. Sie profitierten sogar von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen. Im Jahr 2022 stiegen die Gewinne der größten Energie- und Lebensmittelunternehmen um 256 Prozent. Das sind insgesamt mehr als 282 Milliarden Euro. 84 Prozent der Übergewinne schütteten diese Unternehmen an ihre Aktionär:innen aus – und das sind vor allem reiche Menschen. Zusätzlich wurden sie oft mit Staatshilfen unterstützt. Unter der Teuerung leiden weniger gut verdienende Haushalte stärker als die reichen.

Eine Ursache für die wachsende Ungleichheit sieht Oxfam in der Steuerpolitik der Staaten: Nur 4 Cent jedes Steuereuro kommt aus vermögensbasierten Steuern und nur 14 Prozent aus Gewinnen der Unternehmen. Steuern seien laut Oxfam aber auch der Hebel, die extreme Ungleichheit zu bekämpfen. Übergewinne sollten konsequent besteuert werden. Schon geringe Steuern auf Vermögen und Erbschaften könnten helfen, Ungleichheit zu verringern.

#4 Hast du das gesehen?

Wer Grund erwirbt, muss Steuern zahlen. Das will die ÖVP jetzt abschaffen. Dabei ist für die meisten Österreicher:innen die Grunderwerbsteuer gar kein Thema. Wer sich ohnehin kein Eigentum leisten kann, zahlt auch keine Steuer, erklärt Joel Tölgyes, Ökonom am Momentum Institut. In unserem Video verrät er, wer von der Abschaffung der Steuer profitiert. Um Wohnen wirklich wieder leistbarer zu machen, bräuchte es eine Mietpreisbremse, mehr sozialen Wohnbau und eine Steuererhöhung bei Wertanlagen und Spekulation.

@moment_magazin

Wer Grund erwirbt muss Steuern zahlen. Das will die ÖVP jetzt abschaffen. Wird Wohnen also jetzt billiger? Leider nein, denn für die meisten Österreicher:innen ist die Grunderwerbsteuer gar kein Thema. Wer sich ohnehin kein Eigentum leisten kann, zahlt auch keine Steuer. Wer profitiert dann von der Abschaffung der Steuer? Vor allem reichere Haushalte. Um Wohnen wirklich wieder leistbarer zu machen, bräuchte es eine Mietpreisbremse, mehr sozialen Wohnbau und eine Steuererhöhung bei Wertanlagen und Spekulation. #teuerung #wohnen #miete #mietpreis #mietpreisbremse #grunderwerbsteuer #övp #österreich #entlastung #armvsreich #steuer #steuerhöhung

♬ Originalton – Moment Magazin

#5 Webtipp

Wenn wir die Klimakrise wirksam bekämpfen wollen, müssen wir bei den Reichen beginnen. Privatjets, große Autos und Häuser, viel reisen und konsumieren: Mit ihrem Lebensstil produzieren sie besonders viel klimaschädliche Treibhausgase. Das reichste Prozent stößt weltweit weit mehr als doppelt so viel CO2 aus wie ärmere Hälfte. Das ARD-Magazin Panorama stellt das Problem in seiner aktuellen Sendung dar: Sehenswert!

Exemplarisch dafür, wie sehr die Reichen dem Klima schaden: Die Zahl der Flüge mit den Klimakillern Privatjets kletterte im vergangenen Jahr in Deutschland auf ein neues Rekordhoch, wie der Norddeutsche Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung recherchierten. Den Artikel dazu möchte ich dir ebenfalls ans Herz legen.

Einen schönen Tag wünscht Dir

Andreas

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