Gender Pay Gap: Warum es GUTE GRÜNDE für die Lohnschere gibt

/ 20. Oktober 2019

Am "Equal Pay Day" am Montag sprechen wir wie jedes Jahr über den "Gender Pay Gap": Frauen verdienen um 36,7 Prozent weniger als Männer. Jaaa, aber dafür gibt es doch gute Gründe: Sie werden halt einmal schwanger, arbeiten Teilzeit und suchen sich die falschen Berufe aus, Leute! Stimmt schon, Frauen verdienen weniger, aber das kann man doch alles erklären!

Aha. Dann mal los.

Moment mal mit Barbara Blaha.

Kommentare

Hallo Frau Blaha,

Ich habe eine Frage und zwar was sind die notwendige Forderungen für die Zukunft?

Liebe Grüße,
Maryam

Hallo Frau Blaha,

ich finde Ihr Video gut gemacht. Leider finde ich das einige Punkte aufgrund der notwendigen Simplifizierung (ist ja auch ein komplexes Thema) für mich einiges an wichtigem Hintergrund verliert.
Interessante Punkte:
- Die Darstallung "Es gibt Gründe" wir etwas "verteufeln". Als würden die Männer sich nur rechtfertigen wollen. Aber wir müssen die Gründe zuerst verstehen, bevor wir etwas nachhaltig verändern können.
- Einige Punkte verwechseln "Gleichberechtigung der Möglichkeiten" mit "Gleichberechtigung des Ergebnises". Ist es ein wünschenswerte Ziel zu erreichen das beide Geschlechter die selben Chancen haben (ob sie diese Wahrnehmen ist ein anderes Thema) oder das sie am Ende das selbe bezahlt bekommen (unabhängig ob sie bevorzugt werden mussten um dorthin zu gelangen). Beides gleichzeitig ist nicht möglich.
- Die Lösungen die sie anbieten, tragen zu einer besseren sozialen gerechtigkeit bei, lösen aber nicht den gender pay gap (z.B.: beim Mindestlohn, den gibt es ja, bloß zu niedrig)
- falsche Implikationen; nur weil wir Pflegekräfte brauchen heißt das nicht das Frauen sich für diese entscheiden müssen. und selbst wenn viele Frauen sich dafür entscheiden wollen, wie wirkt sich das auf den gederpay gap aus? (Seriöse Berechnungen bereinigen den pay gap unter anderem nach job profil)
- das selbe gilt für Teilzeit. Ja diese ist of schlechter bezahlt, aber eben auch für Männer. Auch das muss in der Rückrechnung auf Vollzeitequivalente berücksichtigt werden.
- Die meisten wissenschaftlichen Artiklen (die ich gefundeh habe) kommen auf einen bereinigten gap unter 6% (immer noch zu viel ich weiß, aber signifikant niedriger)
- Die selben Studien zeigen aber auch das sich der Gap alleine seit 2016 um 1-2 % Punkte verbessert hat (relativ heißt das um 33% gesunken)
- Wir befinden uns also auf dem richtigen Weg (ja man kann/muss mehr tun), aber die Botschaft ist für mich trotzdem die falsche (und damit leidet die Glaubwürdigkeit)

Zum Video selbst:
Es bekommt durch den Humor leider einen Stempel aufgerückt der Frauen (zumindest für mich) in einer Opferrolle darstellt und einige Seitenhieben in Richtung Männer austeilt. Das finde ich insofern schade, da Sie so mit diesem Video vor allem Frauen die mit Ihnen solidarisieren erreichen. Aber viel wichtiger wäre es Männer mit dieser Botschaft zu erreichen anstatt Sie zu "verstören" oder zumindest in die defensive zwigen anstatt sich seriös mit dem Thema zu beschäftigen.

Beste Grüße

Lieber namenloser Leser, liebe namenlose Leserin,

Vielen Dank für Ihren Kommentar, ich freue mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich so intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Zahlen zum Pay gap hat die Statistik Austria veröffentlicht. Und ganz egal, ob der bereinigte Pay gap jetzt 13, 10 oder 6 Prozent ist: Frauen haben38 Prozent weniger im Börsel. Mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Und klar, das liegt an Teilzeit und sogenannten Frauenbranchen, und noch ein paar anderen Dingen, die ich im Video ja auch jeweils anspreche. Wir tun eben so, als wäre das eine freiwillige Sache: Frauen müssen ja nicht Teilzeit arbeiten, sagen wir. Gleichzeitig gibt es für 7 von 10 Kindern in Österreich keinen Betreuungsplatz der mit einem Vollzeitjob vereinbar wäre.
Die angesprochenen Lösungen tragen zu mehr sozialer Gerechtigkeit bei, ja ,davon profitieren überdurchschnittlich jene, die momentan schlechter bezahlt sind, das sind statistisch mehr Frauen. Ich plädiere außerdem nicht für einen Mindestlohn sondern für die Erhöhung des Mindestlohns - damit man später auch eine Pension beziehen kann, die ein Älter werden in Würde ermöglicht.
Mit dem Humor habe ich eher versucht, dem Thema die Bitternis zu nehmen, als absichtlich Männer zu verstören. Über den Hinweis will ich gern nachdenken.
Herzlichen Gruß, Barbara Blaha

Frauen und Männer sollten sich vielleicht die Familienplanung vorher überlegen. Ein Kind in die Welt setzen, es in eine "Kinderaufbewahrung" abschieben und mit der Matura zurück bekommen, ist nicht der Sinn eine Familie zu gründen. Wie war es früher? Der Mann verdiente das Geld für die ganze Familie, die Frau kümmerte sich um Haushalt und Kindererziehung - was auch ein Fulltime Job ist! Und das hat auch gut funktioniert. Bis angefangen wurde dieses Familienleben schlecht zu reden. "Hausfrau" ist heute schon eine abwertende Bemerkung, während es früher wie eine Berufsbezeichnung anerkannt war und auf behördlichen Formularen verwendet wurde. Man hält in guten wie in schlechten Zeiten zusammen und trennt sich nicht bei jedem Furz, wie die Generation X-Y-Z. Würde es nicht so viele allein erziehende Mütter geben, müsste man sich über deren Mindestgehalt und Pension keine Gedanken machen. Kinder mit intakten Familien hätten wieder Manieren statt ADHS... und jede Menge Arbeitsplätze wären wieder frei (wenn man das so böse sagt).
Und nein, ich bin kein griesgrämiger Pensionist, sondern Einzelhandelskaufmann, BJ 1974 mit zwei Kindern und einer Frau mit der ich seit 13 Jahren verheiratet bin. :)

Lieber Leser,

ich finde es - ganz ohne Zynismus - toll, dass du und offenbar auch deine Frau einen Lebensentwurf für euch gefunden habt und auch alles dabei gut zu funktionieren scheint. Ich hoffe auch, dir passiert nie was und deine Frau muss dann plötzlich nach 20 Jahren Hausfrauendasein eine Karriere mit 50 starten.

Gleichzeitig ist auch das konservative Familienleben aber nicht für jeden was. Und oft nehmen sich Leute auch etwas sehr Ähnliches wie du vor, scheitern aber daran, weil das Leben ziemlich schwer zu planen und vorauszusehen ist. Niemand legt im Leben los und plant sich bewusst eine nicht-intakte Familie, sieht einen tödlichen Krankheitsfall eines Partners oder einer Partnerin vor, will in der Karriere nicht vorankommen oder landet zum falschen Zeitpunkt inmitten einer Wirtschaftskrise im falschen Job. Wie auch immer es dazu kommt: Das sollte nicht dazu führen, dass Frauen weniger Geld verdienen oder in der Altersarmut landen.

Was dazu kommt: Dieser Lebensentwurf, wo die Frau (oder auch der Mann) zuhause bleibt und sich um Haus und Kinder kümmert, setzt auch wenn man ihn sich wünscht (und ganz ehrlich: sei da beim was du sagst vielleicht einen Tick offener für Leute, die anders leben wollen) voraus, dass der eine Partner genug für die ganze Familie verdient. Nach 40 Jahren stagnierender oder sogar sinkender Löhne (im unteren Einkommensviertel) ist das aber für immer weniger Menschen realistisch machbar. Wenn du das schaffst, sollte dir klar sein, dass das auch ein Privileg ist.

Was am Ende übrig bleibt: Egal welchen Lebensentwurf man für sich hat und was schief geht, es sollte nicht ein Geschlecht dabei übrig bleiben. Und andere Länder kriegen das viel besser hin, als wir in Österreich.

lg
Tom

Wunderbares Video mit Barbara Blaha! Sie ist einfach eine tolle junge Frau, die zu aller Freude ihr Potential gut öffentlich macht!

Liebe Frau Ebermann, ihr Kommentar ehrt mich sehr! Vielen Dank!
Herzlichen Gruß,
Barbara Blaha

Liebe Frau Blaha,

vorweg: Männer und Frauen gehören auf den Cent genau gleich bezahlt. Das steht für mich außer Frage! Gleiche Entlohnung für gleiche Leistung.

Ich finde Ihren Beitrag in vielen Punkten trotzdem unsachlich und sehr polemisch.

0:39
Geschrieben: "jeder 3. Mann findet geringere Entlohnung von Frauen gerechtfertigt" (33%)
Gesprochen: "und eigentlich ist es auch fair und gerecht so, finden Männer" (100%)

Sie sprechen weiters Lehrkräfte und Krankenpfleger an. In diesen Branchen verdienen Männer wie Frauen auf den Cent gleich viel (wenig). Ohne Differenzierung des Geschlechtes.

Wir brauchen ganz klar für JEDES Kind einen Betreuungsplatz, ganz bei Ihnen. Jedoch blenden Sie komplett aus, dass eine Großzahl der Mütter gerne und freiwillig nach der Karenz in Elternteilzeit gehen.
Da Sie den Spiegel als Quelle angeben, mache ich dies auch: https://www.spiegel.de/karriere/teilzeit-die-meisten-frauen-in-teilzeit-jobs-sind-zufrieden-a-1243712.html
75% wollen aktuell nicht Vollzeit arbeiten, 60% möchten gar bis zur Pension nicht mehr Vollzeit arbeiten gehen.

Für jene die wieder Vollzeit arbeiten möchten, müssen wir selbstverständlich alle Voraussetzungen schaffen. Aber auch hier verdrehen Sie meiner Meinung nach leider die Fakten und blenden den Wunsch dieser Frauen auf Teilzeit komplett aus.

Nach dem geltenden Pensionsrecht, werden 5 Jahre der Kindererziehung zu den 45 Jahren hinzugezählt. Ich hoffe, dass sie das ebenfalls berücksichtigt haben.

Dann wieder viel Polemik und ab 5:20 bin ich wieder voll bei Ihnen, jedoch für Frauen und Männer.

Liebe Grüße,
HRP

Lieber HRP,
Vielen Dank für ihre Nachricht, ich hab mich sehr gefreut, dass Sie sich so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Zu ihren Punkten im Detail:
1) Stimmt, ist eine Zuspitzung, die Quelle ist jedenfalls korrekt zitiert, die Pauschalierung mehr dem gesprochenen Text geschuldet. Da will ich gern präziser sein.
2) Der Kollektivvertrag ist der Mindeststandard, der nicht unterlaufen werden kann (so die Theorie) und der ist für Männer und Frauen bei gleicher Berufswahl gleich. Das stimmt. Nur: Frauen und Männer wählen eben nicht die gleichen Berufe. Frauen wählen oft soziale Berufe: Sie werden Kindergärtnerin oder Krankenpflegerin. Das sind Branchen, die generell schlecht bezahlt werden (auch die Männer in diesen Branchen werden schlecht bezahlt). Darüber müssen wir doch auch sprechen: Warum ist jemand, der einem Kind Lesen und Schreiben und Rechnen und sonst noch eine ganze Menge mehr beibringt, so viel weniger wert, als sagen wir ein Facharbeiter? Um das klar zu machen: Ich finde, wir sollten die sozialen Branchen besser entlohnen, nicht die anderen schlechter.
3) Nein, das blende ich nicht natürlich aus. 40 Prozent der Frauen in Österreich - so sagen Umfragen, geben an, dass sie Teilzeit arbeiten, weil sie jemanden betreuen ob Kind(er) oder ältere Familienmitglieder. Das zitiere ich ja auch. Ich rede auch nicht der Idee das Wort, dass bitte alle, ob Mann oder Frau sofort nach der Geburt eines Kindes 100 Stunden die Woche arbeiten gehen sollen. Darum ende ich ja damit, dass beide Elternteile ein Recht darauf haben, ihr Kind großwerden zu sehen: Wir müssen unsere Arbeitszeit neu denken und gerechter verteilen. Erste Ideen dazu gibt es ja bereits. Was spricht denn gegen eine 30 Stunden Woche?
Herzliche Grüße und vielen Dank für den Austausch!
Barbara Blaha

Gender Pay Gap: Warum es GUTE GRÜNDE für die Lohnschere gibt

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