Ein reicher Konzernboss sagt uns allen: Hackelt, bis ihr 70 Jahre seid
Arbeiten bis 70, wie es IV-Chef Georg Knill will? Für über 6.000 Menschen im Jahr hieße das tatsächlich „Hackeln bis zum Umfallen“. Sie würden aufgrund des späteren Pensionsantritts keinen einzigen Tag ihrer Pension mehr erleben. Besonders Menschen mit niedrigen Einkommen sterben viele Jahre früher und werden auch früher krank. Vom verdienten Ruhestand bleibt da nichts mehr übrig.
Ältere Arbeitnehmer:innen schon jetzt oft arbeitslos
Noch für sehr viel mehr andere wiederum hieße das, mit Mitte bis Ende 60 arbeitslos zu werden, anstatt in Pension gehen zu dürfen. Die Arbeitslosenquoten sind jetzt schon hoch für ältere Arbeitnehmer:innen. Männer zwischen 60 und 64 Jahren etwa haben eine doppelt so hohe Arbeitslosigkeit wie ihre zehn Jahre jüngeren Kollegen.
Das liegt auch an der Altersdiskriminierung der Betriebe, die ältere Bewerber:innen systematisch von ihren offenen Stellen ausschließen. Ihnen gar keine Chance mehr geben. Angesichts des beschämend niedrigen Arbeitslosengeldes in Österreich – der Grundbetrag sind nur 55 Prozent des vorherigen Gehalts – würden dadurch viele ältere Arbeitnehmer:innen armutsgefährdet werden. Auffangen müsste das erst recht wieder die Sozialversicherung. Statt in der Pension würden sie dann ihr Leben einstweilen in der Arbeitslosen fristen.
Radikale Pensionskürzung: Umverteilung nach oben
Herr Knill möchte Milliarden umverteilen. Weg von den Pensionen. Die Lebens-Pensionseinkommen will er radikal kürzen, wenn alle erst mit 70 in Pension gehen sollen.
Pläne, wohin die eingesparten Milliarden gehen sollen, hat er auch. An die Betriebe. Genauer gesagt also in Richtung der reichen Unternehemensbesitzer:innen wie er einer ist.
Wunschkonzert der Industriellen
Die Lohnnebenkosten, welche die Betriebe ins Sozialsystem einzahlen, sollen um einige Milliarden sinken. Die Gewinne der Knill-Gruppe würden dadurch noch mehr steigen, schließlich ließen sich so Lohnkosten einsparen.
Dazu möchte er noch Steuererleichterungen und staatliche Subventionen für Investitionen, sowie staatliche Unterstützung gegen die hohen Energiepreise. Die Allgemeinheit soll also der Knill-Gruppe ihre Ausgaben bezahlen. Mehr staatliches Geld, das von Arm zu Reich wandert.
Knill ist überreich – dank Erbe
Bizarr an der Forderung nach Arbeiten bis 70 ist, von wem sie kommt. Herr Knill ist mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen. Er ist reich. Erbte eine 300 Jahre alte Unternehmensgruppe mit damals (2002) 90 Millionen Umsatz.
Es ist sicherlich sein Verdienst, dass sein Bruder und er das Unternehmen seitdem ausgebaut haben. Dennoch gilt: Wenn er wollte, müsste er keinen einzigen Tag arbeiten. Er könnte sich sein Leben „aus dem Bankomaten“ finanzieren lassen, wie es einst ein Namensvetter von ihm, „Georg aus Wien“ in der TV-Show Herzblatt formulierte.
Die Ausschüttungen aus seinem Betrieb würden ein Leben im Luxus problemlos finanzieren. Sein Bruder und er besitzen zwei Unternehmen. Das eine machte letztes Jahr über 25 Millionen Gewinn, das andere 6,4 Millionen. Zusammen 3,5 Millionen Euro schütteten sich die Brüder in nur einem Jahr aus. Das ist mehr, als ein Facharbeiter mit 5.000 Euro brutto im Monat in 45 Arbeitsjahren verdient, obwohl der auch jeden Tag arbeiten geht.
Herr Knill könnte also morgen in Pension gehen und einen Geschäftsführer anstellen. Die Leute, über die er spricht, können das nicht. Sie haben nicht reich geerbt. Ihre Ersparnisse würden – wenn überhaupt – maximal ein paar Jahre reichen. Sie brauchen das staatliche Pensionssystem. Ein System, dass Herr Knill attackiert.