
Greta Thunberg im März beim Besuch des EU-Klimarats in Brüssel. // Foto: EU
Greta Thunberg stieß mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" die Massenbewegung "Fridays for Future" an. Millionen gehen seitdem für Klimaschutz auf die Straßen. Passiert ist so gut wie nichts. In einem Offenen Brief fordert Thunberg die politisch Verantwortlichen auf endlich zu handeln.
Vor exakt zwei Jahren rief Greta Thunberg zum ersten Mal ihren „Schulstreik fürs Klima“ aus. Sie verweigerte, den Unterricht zu besuchen. Stattdessen setzte sich die damals 15-Jährige vor das schwedische Parlamentsgebäude. Mit dabei hatte sie ein Schild. „Skolstrejk for Kliimatet“ stand darauf. Zunächst für täglich drei Stunden und ab September 2018 jeden Freitag wiederholte sie diesen Protest.
Er entwickelte sich zu einer Lawine. Millionen Menschen weltweit schlossen sich den Protesten an. Sie riefen die „Fridays for Future“-Bewegung ins Leben und brachten so den Kampf gegen die Klimakrise endlich auf die politische und gesellschaftliche Tagesordnung.
Erneut haben wir durch politische Untätigkeit zwei entscheidende Jahre verloren
Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Anuna de Wever van der Heyden und Adélaïde Charlier
Doch was ist seitdem passiert? So gut wie nichts. „Erneut haben wir durch politische Untätigkeit zwei entscheidende Jahre verloren“, schreiben Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Aktivistinnen Luisa Neubauer, Anuna de Wever van der Heyden und Adélaïde Charlier in einem Offenen Brief, der die politisch Verantwortlichen aufrütteln soll.
Denn Unternehmen sprechen zwar über die Klimakrise, die Politik gibt Zusagen ab, doch: „Wenn es um konkrete Schritte geht, stellen wir fest, dass wir nach wie vor im Stadium der Verweigerung festhängen“, schreiben die Autorinnen. Die Klimakrise werde weiterhin nicht als Krise behandelt.
Angela Merkel soll sich der Klimakrise stellen
Die Aktivistinnen fordern konkret von Angela Merkel, sich der Klimakrise zu stellen. Am zweiten Jahrestag des Klimastreiks wollte Thunberg Deutschlands Kanzlerin persönlich treffen. Ganz Europa „steht in der historischen Verantwortung zu handeln“. Thunberg und ihre Mitautorinnen stellen konkrete Forderungen:
- Investitionen in und Subventionen für fossile Energien sollen beendet und bereits investierte Gelder abgezogen werden.
- Der sogenannte Ökozid „muss ein Straftatbestand des Völkerrechts werden“. Ökozid bedeutet die Ausrottung eines Volkes, weil deren natürliche Lebensgrundlagen ökologisch zerstört worden sind.
- Politik soll „ArbeitnehmerInnen und die Schwächsten der Gesellschaft“ schützen. Sie müsse die Demokratie bewahren und stärken.
- Dazu bräuchten wir „verbindliche Obergrenzen“ für die Menge an Emissionen, die jährlich ausgestoßen werden dürfen.
- Um die Erderwärmung noch auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, „müssen wir ab sofort unsere Emissionen drastisch senken, sie möglichst schnell auf Null bringen und anschließend negative Emissionen erreichen“.
- Die lebenserhaltenden Systeme des Planeten auszubeuten und zu zerstören müsse ein Ende haben. Wir müssten „eine vollständig dekarbonisierte Wirtschaft gestalten“.
„Es ist uns bewusst, dass die Welt kompliziert ist und unsere Forderungen nicht einfach zu erfüllen sind“, schreiben Thunberg, Neubauer, de Weaver und Charlier. „Doch anzunehmen, dass die Menschheit in der Lage wäre, die globale Erhitzung zu überleben, auf die wir aktuell zusteuern, ist um ein Vielfaches unrealistischer.“
PolitikerInnen müssen erklären, warum sie aufgeben, ohne es überhaupt versucht zu haben.
Falls die politisch Verantwortlichen weiterhin untätig bleiben, „müssen sie erklären, warum sie das Pariser Abkommen aufgeben, ihre Versprechen brechen und somit die Menschen in den am stärksten betroffenen Gebieten im Stich lassen“, heißt es in dem Offenen Brief. Und: PolitikerInnen müssten dann auch erklären, „warum sie aufgeben, ohne es überhaupt versucht zu haben“.