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Hätte, hätte, Lieferkette

Hätte, hätte, Lieferkette
Große Unternehmen haben sehr lange Lieferketten. Und es ist ihnen völlig egal, wen sie entlang ihrer Lieferkette rund um den Globus verletzen. Menschenrechte? Umwelt? Den Anstand?! Einerlei. Wie blöd, dass man nix dagegen tun kann. Nix. Ü-ber-haupt nix … Moment mal! Ein Lieferkettengesetz würde für die Einhaltung der Menschenrechten sorgen.
 

Eine Studie der EU-Kommission zeigt: Nur jedes dritte Unternehmen in der EU prüft überhaupt, ob auf dem langen Weg seiner Lieferkette von der Fabrik bis zum Verkauf, niemand verletzt wird. Weder die Umwelt – noch die Menschenrechte. Ein Lieferkettengesetz würde das schlagartig ändern.

Lieferkettengesetz schützt Regenwald

Laut WWF Deutschland ist in der Hälfte der Produkte im Supermarkt Palmöl drinnen. Von Nutella über Packerlsuppe bis hin zu Waschmittel. Immer mehr Palmöl, immer mehr Platz. Und dafür wird Regenwald abgefackelt und plattgewalzt, unwiderbringlich vernichtet. Palmöl, der Tod des Regenwaldes. Und das Grab schaufeln – natürlich – Menschen in fast schon sklavenhaften Zuständen. Schwere körperliche Arbeit im Akkord für einen Hungerlohn und in einer giftigen Wolke des Pestizids Paraquat.

In der EU und vielen anderen Ländern ist Paraquat seit vielen Jahren verboten, weil ja weil es ein ziemlich effektives Mittel ist, wenn man Menschen umbringen will: Schwindel, Erbrechen, Durchfall, Herzrasen und bei einer entsprechenden Dosierung Nierenversagen und Lungenfibrose. 

Lieferkettengesetz schützt Näherinnen

Ein T-Shirt um 2,99 Euro gibt es nicht. Natürlich, ich könnte jetzt in ein Geschäft gehen und eines um 2,99 Euro kaufen. Aber das ist nicht der echte Preis. Den zahlen andere. Die Frauen und Kinder in Bangladesch, die das Zeug zusammennähen müssen. Eine Näherin erhält durchschnittlich nur 46 Euro. Im Monat. Sie ist das schwächste Glied der Lieferkette.

Die Modeindustrie vergiftet die Luft und die Flüsse und knechtet die Menschen. In einem makaberen Wettlauf ermutigt sie uns, immer mehr und immer billiger zu kaufen, verschiebt dafür die Fabriken immer weiter dorthin, wo die Löhne noch lächerlicher sind und noch weniger nachgefragt wird, was da eigentlich in den Fluss gekippt wird. Nur so rechnet sich dieses  “Geschäftsmodell”: Ein Lieferkettengesetz würde dem einen Riegel vorschieben.

Und nicht nur weit, weit weg. Wenn nötig, dann auch vor unserer Haustür. Auf den österreichischen Gemüsefeldern, stechen Arbeiterinnen unseren Spargel zu einem Stundenlohn von 4 Euro. 

Lieferkettengesetz schlagkräftiger als freiwillige Selbstverpflichtung

Um das in den Griff zu kriegen, schlagen Unternehmen eine freiwillige Selbstverpflichtung vor. Freiwillig? Okay, dann montieren wir auch die Radarfallen ab und führen die freiwillige Selbstauskunft für Raser ein. 210 auf der Westautobahn?

Deutschland hat es mit der Freiwilligkeit ja sogar wirklich probiert: Ergebnis: Keiner macht mit. Wer hätte das ahnen können? Aber vielleicht sollten wir damit überhaupt warten jetzt. Corona, die arme Wirtschaft. Röchelt eh schon so. Menschenrechte? Bitte warten. Regenwald? Muss halt noch bisschen weiter sterben, damit die Wirtschaft leben kann. 

“Laut einer Studie der EU-Kommission würde das Umsetzen von Mindeststandards in der Produktion große Firmen im Schnitt nur 0,005 Prozent ihres Gewinns kosten.” Also fassen wir zusammen: 

Was es braucht? Ein Lieferkettengesetz.

Mit einem Lieferkettengesetz verpflichten wir Unternehmen, die Menschenrechte und unsere Umwelt in Ruhe zu lassen – und zwar überall, in allen Stationen der Produktion. Wer das nicht tut, muss dafür grade stehen – auf der gesamten Lieferkette.

Viele andere Länder sind uns da schon weit voraus: Frankreich hat seit 2017 so ein Lieferkettengesetz. Unternehmen ab 5000 MitarbeiterInnen müssen dort Pläne vorlegen, wie sie Menschenrechte in ihrer Lieferkette achten. Die Niederlande haben seit 2019 wenigstens ein Gesetz über die Sorgfaltspflicht bei Kinderarbeit. Deutschland, Finnland und Luxemburg prüfen derzeit die Einführung eines Lieferkettengesetzes. Österreich wartet mal lieber ab, statt Druck zu machen für die Einführung eines Lieferkettengesetzes auch auf europäischer Ebene.

 

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