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Klimakrise

Herr Kanzler, die Klima-Kipppunkte gibt es wirklich

Kanzler Nehammer ärgert sich über die "Untergangs-Fantasien" der Klimaschützer:innen. Dabei sind sich alle seriösen Wissenschafter:innen einig: Klima-Kipppunkte sind real, nicht umkehrbar und viel zu nah. Höchste Zeit also, Maßnahmen zu setzen.
 

Die Welt heizt sich deutlich schneller auf als gedacht. Die logische Konsequenz: Wir müssen auch schnell handeln. Und ja, das tun wir auch! Aber leider nur, wenn es darum geht, Klimaschützer zu verräumen.

Na gut, die sind ja auch nervig! Nur am Jammern und Apokalypse schreien. Die müssen wir zum Schweigen bringen. Nicht, dass die am Ende noch wen aufwecken: die Politik zum Beispiel. Denn die geht das Thema ja lieber gemütlich an. Äh.. Moment mal. 

1,5-Grad-Erhitzung 10 Jahre früher, als gedacht

Vor 15 Jahren haben wir geglaubt, wir hätten noch 70 Jahre Zeit um beim CO2-Ausstoß auf Null zu kommen. Vor 5 Jahren haben wir gedacht, dass wir die 1,5-Grad-Marke 2040 überschreiten. Seit letztem Jahr wissen wir: Die Erde wird sich schon bis 2030 um 1,5 Grad erhitzt haben. 10 Jahre früher als gedacht.

Weil wir zu viel CO2 in die Luft blasen. Das CO2-Budget, das funktioniert nicht anders als jedes Geld-Budget: Wenn wir am Monatsanfang zu viel ausgeben, dann heißt es das restliche Monat eisern sparen – sonst rutscht unser Kontostand ins Minus. Und je später wir mit dem Sparen anfangen, desto drakonischer das Sparprogramm.

Beim Klima ist es genauso: Wir haben CO2 verprasst – als gäbe es kein Morgen. Und jetzt haben wir das Problem, dass es WIRKLICH kein Morgen gibt, wenn wir nicht die Notbremse ziehen. Ok, ok, was können wir da tun?

Kanzler Nehammer sagt in seiner Rede: “So wie da der Untergang behauptet und inszeniert wird, dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis.”

Es gibt genug wissenschaftliche Beweise

Am sogenannten IPCC Sonderbericht arbeiten weltweit über 600 Wissenschaftler:innen. Sie fassen ALLE Studien zum Klimakollaps zusammen. Weltweit. Mehr Wissenschaft geht nicht. 

Während Kanzler Nehammer meint: „Aber es gibt herausragende Autoren, die zeigen, dass uns dieser Untergangs-Irrsinn nirgendwo hinführt.“ 

Der Autor, Michael Shellenberger, auf den sich unser Kanzler da bezieht, ist vor allem eins: herausragend umstritten. Als Klimaschwurbler. 

Der Untergangs-Irrsinn, also. Der stört den. Nicht, dass das Klima kollabiert und die Welt bald verdammt ungemütlich wird. Nicht die Öl-Multis, die unsere Zukunft verheizen für ihre Profite. Die Kinder und Jugendlichen, die dafür protestieren, dass wir einhalten, was wir ohnehin versprochen haben … die “nerven” mit ihrem ewigen Gejammer vom Untergang.

Chillen ist keine Option und Kipppunkte gibt es wirklich

Wie Lanz, der in seiner Sendung zu einer Klimaschützerin sagt: „Sie als junge Frau, schauen sie doch positiv in die Zukunft.“

Das bisschen Klima-Katastrophe, wer wird da gleich schlechte Laune kriegen? Chillt mal ein bissl, Kinder.  

Psychologie-Professor Konrad Paul Liessman zweifelt im Ö1 Journal: „Der Mythos der Kipp-Punkte, nach deren Erreichen sofort alles zusammenbricht, ist ja mittlerweile von der Forschung widerlegt worden.“

Okay, Leute. Entwarnung! Der Professor Liessmann sagt, wir sollen uns mal nicht so anscheißen. Die Wissenschaft habe schon Entwarnung gegeben. 

Was sind Klima-Kipppunkte?

Mal der Reihe nach: Was ist überhaupt ein Kipp-Punkt? Das sind Punkte in einer Entwicklung, an denen etwas passiert, das sich nicht mehr rückgängig machen lässt … und das die nächste Stufe der Eskalation dann anstößt.  

Für das Klima hat die Wissenschaft 9 solcher Kipp-Punkte gefunden. Ein Beispiel: Die Dauerfrostböden in Sibirien und in Nordamerika speichern riesige Mengen an Kohlenstoffdioxid und Methan. Allein in den obersten drei Metern sind um die tausend Milliarden Tonnen Kohlenstoff eingelagert.

Wenn sich die Erde erhitzt, tauen diese Böden auf und das CO2 geht in die Atmosphäre. Dadurch erhitzt sich die Erde noch schneller, das bedeutet, die Böden tauen noch schneller auf. Ein Prozess, der sich selbst verstärkt, immer schneller und schneller.  Wenn einmal der Grenzwert erreicht ist, läuft das Ding von alleine.  Wir wissen von den Kippelementen in der Regel, dass es einen solchen kritischen Grenzwert gibt, aber nicht genau, wo er sich befindet bzw. wie weit wir davon entfernt sind.

Kipp-Punkte sind kein Mythos und jedes Zehntelgrad zählt

Aber das ist auch nicht wichtig. Dann wissen wir eben nicht genau, WANN wir sie erreichen! Was wir wissen: WENN wir sie erreichen, sind die Folgen so drastisch, dass wir alles tun sollten, um nicht einmal in die Nähe der Schwelle zu kommen.

Worüber sich alle SERIÖSEN Wissenschafler:innen einig sind: Die Kipp-Punkte sind kein Mythos. Und jedes Zehntelgrad Erderhitzung, das wir verhindern – hilft uns, die Klimakrise zu verlangsamen. Also, was können wir tun?

Liessman meint dazu: “Wir brauchen Erfindungskraft, wir brauchen Innovationsgeist, aber wir brauchen keine apokalyptische Rhetorik.”

Äh, nein. Wer heute noch allein mit „Technologieoffenheit“ oder “Innovation” die Klimaziele erreichen will, hat die Krise Klimaproblem entweder nicht kapiert oder will unser Klima nicht retten. 

Was zu tun ist: 

  • Raus aus Öl, Kohle und Gas, rein in Sonne, Wind und Wasser.
  • Gebäude so dämmen und mit Wärmepumpen ausstatten, dass wir kaum noch Energie brauchen, um sie warmzuhalten.
  • Öffis bauen statt Straßen, raus aus den veralteten Verbrenner-Autos. Keine Privatjets und Kurzstreckenflüge mehr, Ausbau des Schienennetzes.

Das Beste daran: All das hilft dem Klima, aber es macht auch unser aller Leben besser.

 
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