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Klimakrise

Was sind Hitzeschutzpläne und warum braucht es sie?

Was sind Hitzeschutzpläne und warum braucht es sie?
Braucht Österreich einen Hitzeschutzplan? Foto Karolina Grabowska
Die Klimakrise bedroht unsere Gesundheit. Immer mehr Menschen sterben durch die zusätzliche Belastung hoher Temperaturen. Deutschland hat nun einen Hitzeschutzplan vorgestellt. Was ist ein Hitzeschutzplan und gibt es einen solchen eigentlich in Österreich?

 

Braucht es Hitzeschutzpläne?

Neue Zahlen bestätigen die Gefahr der Hitze mit neuen Zahlen. Über 60.000 Hitzetote gab es laut Berechnungen in Europa im Sommer 2022. 419 waren es in Österreich. Ohne entsprechende Maßnahmen dürften es bis 2050 doppelt so viele sein.

Wissenschaftler:innen appellieren an die Politik. Fehlende Maßnahmen gegen den Klimawandel könnten fatale Folgen haben. Betroffen sind vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen, Schwangere, Pflegebedürftige, Kinder und ältere Personen. Das Risiko ist stark von der individuellen Situation abhängig. Bestehende Vorerkrankungen, verminderte psychische und physische Fitness oder die Wohn- und Betreuungssituation spielen eine große Rolle.

Es braucht vorbeugende Maßnahmen und Strategien, unser Leben an Veränderungen anzupassen. Das sind unter anderem Hitzeschutzpläne.

Gibt es in Österreich einen Hitzeschutzplan?

2017 wurde ein gesamtstaatlicher Hitzeplan vorgelegt. Maßnahmen gegen die Hitzebelastung müssen jedoch die einzelnen Bundesländer liefern. Das liegt vor allem an geografischen und klimatischen Besonderheiten, informiert das Sozialministerium auf Anfrage von MOMENT.at. Zusätzlich gibt es die sogenannte Hitzeprävention. Dazu gehören städteplanerische Maßnahmen, um Hitzeinseln zu vermeiden, wie Begrünungen und Beschattungen sowie allgemeine Klimaschutzmaßnahmen. Dadurch sollen Hitzebelastungen seltener auftreten. 

Was steht im gesamtstaatlichen Hitzeschutzplan in Österreich?

Dieser setzt vor allem auf die Warnung sowie Information der Bevölkerung und zuständiger Stellen. Im Vorfeld festgelegte Einrichtungen sollen zeitgerecht durch die Länder vor anstehenden Hitzewellen gewarnt werden, um sich darauf einzustellen. Apotheken informieren über mögliche Risiken bei der Einnahme von bestimmten Arzneimitteln unter Hitzebelastung. 

Das Sozialministerium stellt auf seiner Homepage allgemeine Informationen über Hitzebelastung und das richtige Verhalten zur Verfügung. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) betreibt zudem ein kostenfreies Hitzetelefon (0800 880 800) in ganz Österreich. 

Wie bewerten Experten den österreichischen Hitzeschutzplan?

Hans-Petter Hutter ist Umweltmediziner und Facharzt der Med Uni Wien. Er beschreibt gegenüber MOMENT.at den gesamtstaatlichen Hitzeschutzplan als eher allgemein gehalten. Auch die einzelnen Hitzeschutzpläne der Länder ähneln sich in den grundlegenden Dingen zwar stark. Eine einheitliche Lösung wäre gegenüber dem Fleckerlteppich aber zu bevorzugen. Großes Lob erhält der steirische Hitzeschutzplan mit seinen 65 Seiten. Dieser sei ausgezeichnet.

Besonders wichtig sei die Kommunikation. Man müsse alle notwendigen Maßnahmen ständig wiederholen, sodass sie auch wirklich ankommen und umgesetzt werden. Er warnt aber auch vor einer gewissen Maßnahmen- sowie Katastrophenmüdigkeit. Man müsse die richtige Balance finden, um Menschen nicht abschrecken.
 

Welche Kritik gibt es am politischen Umgang mit Hitze?

Das ganze System sei eher reaktiv als vorbeugend, bedauert der Experte. Es sei besser als vor 10 Jahren. Da gab es gar keine Maßnahmen. Es würde aber alles sehr lange brauchen. Erst nach dem Jahrhundertsommer im Jahr 2003 habe sich das Rad langsam zu drehen begonnen. Beginne man mit umfangreicheren Änderungen jetzt, wären wichtige Maßnahmen wohl erst bis 2030 umgesetzt werden. Insgesamt brauche es vorausschauend mehr Überlegungen, wie sich unsere Gesellschaft den klimabedingten Temperaturveränderungen anpassen kann. 

Ist Österreich gut auf Hitze vorbereitet?

Hutter sagt: ”Das Problem ist, dass gewisse Teile der Bevölkerung die Hitze unterschätzen. Viele glauben, sie halten die hohen Temperaturen problemlos aus. Aber das stimmt nicht. Fakt ist, dass man früher müde und erschöpft ist. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab.” Dass viele das nicht so verstehen, sei für ihn auch eine Folge von falscher Bilder in den Medien, die Hitze oft mit Badespaß verbinden. 

Was empfiehlt der Experte bei extremer Hitze?

Es sei grundsätzlich “ganz einfach”. Die Leute müsse nur eine Regel befolgen und die laute: Alles ein bisschen ruhiger angehen. Alles ein bisschen herunterbrechen. Dann ist man auch nicht so erschöpft. Die Gesellschaft muss sich auch Veränderungen anpassen. In heute heißeren Ländern gibt es etwa Ruhepausen in der Mittagszeit. Das könnte man auch in Österreich zu einem üblichen Verhalten machen.

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