Kinderarmut abschaffen? Jetzt aber mal ganz langsam.
Endlich gibt es eine Maßnahme gegen Kinderarmut von der Regierung in Österreich. 60 Euro im Monat pro Kind sind aber zu wenig. Barbara Blaha erklärt.
Die Regierung hat zwar ein Paket gegen Kinderarmut geschnürt. Aber das ist viel zu klein, um wirklich was zu bewirken. Moment mal!
60 Euro gegen Kinderarmut
Die Regierung versucht nun – endlich! – Familien mit wenig Geld unter die Arme zu greifen: 60 Euro pro Kind sollen helfen, die ärgsten Folgen der Teuerung abzufedern.
Nur: Die 60 Euro im Monat sind einfach nicht genug. Sie gleichen einer Alleinerzieherin nicht einmal aus, was sie an Mehrkosten für Essen, Wohnen und Energie stemmen muss. Denn das Loch, das ihr die Teuerung monatlich in die Geldbörse frisst, ist mittlerweile 180 Euro groß.
96% nicht aus Armut geholt
Also drei Mal so groß wie das Paket der Regierung. Logische Folge: Es holt knapp 50.000 Menschen aus der Armut. Das sind gerade mal vier Prozent der Betroffenen. Und nicht viel mehr, als im letzten Jahr in die handfeste Armut gestürzt sind: aut Statistik Austria waren das binnen eines Jahres 40.000 Menschen.
Das ist eine mittlere österreichische Stadt: Steyr, Bregenz oder Wiener Neustadt. Und 1,5 Millionen in Österreich leben in echter Armutsgefahr: Jeder Fünfte davon ist ein Kind.
Susanne Raab bleibt gelassen
Susanne Raab, Familienministerin, sorgt aber nicht wirklich um diese DREI-HUNDERT-TAUSEND Kinder. Wenn wir schon bei Städte-Vergleichen sind: Das ist einmal Graz – einmal Graz voller Kinder an der Kippe zur harten Armut.
Susanne Raab sorgt sich nicht wirklich darum, was sie tun könnte, um diese Kinder zu beschützen und alle Familien aus der Armut zu retten. Nein, da … muss schon jeder auf sich selber schauen!
“Auf den Faktor Arbeit darf man in der Debatte nicht vergessen, denn das beste Mittel gegen Armut ist und bleibt die Erwerbsarbeit.“ – Susanne Raab
Danke Susanne. Über diesen Tipp wird sich die alleinerziehende Mama sicher sehr freuen …
… die leider, leider nur Teilzeit arbeiten kann, weil der Kindergarten zu Mittag zusperrt.
… oder deren Mann ihr einfach den Unterhalt nicht zahlt.
Arbeiten? Super Tipp!
Dass sie da nicht von alleine drauf gekommen ist?! Die Erwerbsarbeit!
Auch die Mindestpensionistin, die mit knapp 1.000 Euro Pension auskommen muss jedes Monat, wird sich für den guten Ratschlag bedanken, doch endlich arbeiten zu gehen.
Womit wieder mal bewiesen wäre – diese Armen, denen kann man nicht trauen. Die muss man wirklich an alles erinnern. Dass sie es vielleicht mal mit ARBEIT probieren sollen.
Und selbstredend auch, dass sie sich bitte um ihre Kinder kümmern sollen:
““Das Zusatzgeld soll im Sinne der elterlichen Verantwortung auch zum Wohle der Kinder für diese gut eingesetzt werden.“ – Susanne Raab
Das ist ganz unverhohlene, offene Verachtung für arme Menschen. Und das ist in Österreich salonfähig. Auf SOLCHE darf man schimpfen. Die sind ja selber schuld. Hättest dich halt nicht scheiden lassen. Hättest den Job halt nicht verloren. Wärst halt nicht krank geworden.
Was man gegen Kinder-Armut tun könnte
Dabei wäre es nicht so schwer, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es braucht, um alle gegen Armut abzusichern. Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Notstandshilfe und Mindestpension könnten wir endlich dauerhaft über die Armutsgrenze heben.
Aber die Regierung tut in Österreich das Gegenteil. Schimpfen über die Armen … und zuschauen, wie manche Arme noch ärmer werden: Denn während manche Sozialleistungen seit Jahresbeginn mit der Teuerung mitwachsen, ist das bei Arbeitslosengeld und Notstandshilfe nicht der Fall.
Das kann man ganz leicht ändern: Und das Arbeitslosengeld mit den Preisen Schritt halten lassen. Das wäre schlauer als irgendwelche neunmalklugen Tipps für Leute, die wirklich besser aus eigener Erfahrung wissen, wie man jeden Euro dreimal umdreht.
Und wenn wir schon dabei sind: Im Gegensatz zu den 60 Euro würde eine echte Kindergrundsicherung alle Kinder in Österreich aus der Armut rausholen und vor Armut beschützen.