„Aber China!“: Warum wir alle Emissionen sparen müssen

Wenn es darum geht, CO2-Emissionen einzusparen, heißt es schnell mal: “Aber China!” Ja, China verursacht einen beträchtlichen Teil der weltweiten CO2-Emissionen. Und ja, China muss CO2-Emissionen einsparen. Das heißt aber nicht, dass wir das nicht auch tun müssen. Im Gegenteil.

Vorab: Ja, man muss China und sein Regime für viele Dinge kritisieren. In diesem Beitrag geht es aber um ein Argument von Leugner:innen und Verharmloser:innen der Klimakrise. China tue zu wenig für den Klimaschutz. Bevor wir damit anfangen, sollen die doch erstmal was machen. Das können wir so nicht stehen lassen.

Der erste Punkt sind die Emissionen pro Kopf:

Es stimmt, dass China die meisten Treibhausgase verursacht. Nämlich rund 30 %. Und ja, in Österreich werden nur 0,2 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht. Wir machen aber auch nur 0,1 Prozent der Weltbevölkerung aus.

Dass China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen mehr CO2 verursacht als Österreich mit 9 Millionen, ist logisch. Aussagekräftiger ist der Pro-Kopf-Ausstoß. Und sieht man sich den an, stehen wir nicht mehr so gut da. Da liegen wir nämlich mit 6,96 Tonnen pro Kopf nur knapp hinter China mit 7,69 Tonnen.

China produziert CO2 – für uns

Damit kommen wir zu Punkt 2: Wir kaufen ganz schön viel Zeug. Und ganz schön viel davon kommt aus China. China produziert also, was wir konsumieren. Ein Teil der Emissionen in China geht also auf unsere Kappe. Rechnet man diese Emissionen auch auf unser Konto, liegen wir sogar vor China. Und das sind ehrlicheren Zahlen: Pro Kopf stoßen wir mit unserem Konsum jährlich mehr als 9 Tonnen CO2 aus. Chines:innen verursachen 7 Tonnen CO2. 

Bei Erneuerbaren hängt China alle ab

Punkt 3: China baut massiv erneuerbare Energie aus. Und hängt dabei den Rest der Welt ab. 

Kein Land der Welt gibt so viel Geld für Erneuerbare aus. 550 Milliarden Dollar waren es 2022. Das ist etwa die Hälfte der Ausgaben der ganzen Welt. Und mehr, als sich China selbst zum Ziel gesetzt hatte. 

Zwischen 2020 und 2022 baute China jährlich Erneuerbaren-Kraftwerke mit 140 Gigawatt Kapazität dazu. Das ist mehr als die gesamte EU, die USA und Indien zusammen. 2023 sollen es bis zu 154 Gigawatt mehr werden. Das ist wesentlich mehr, als die USA insgesamt an Erneuerbaren installiert haben. 

Sowohl bei der Windkraft als auch bei Photovoltaik erreicht China die für 2030 gesetzten Ziele wohl schon 2025. Bis 2060 wollte das Land CO2-neutral werden. Das könnte es so bereits 2050 schaffen.

Aber: Auch in China gibt es noch Probleme.

Das Land setzt noch immer auf fossile Brennstoffe. Es investiert weiter in neue Kohlekraftwerke. Das liegt auch an der Klimakrise. Die trifft China schon jetzt mit voller Wucht. 2022 litten die Menschen unter der schlimmsten Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen. Das führte zu Dürren und niedrigen Wasserständen. Die Folge: Wasserkraft lieferte weniger Strom. Gleichzeitig steigt der Strombedarf wegen der hohen Temperaturen. Der Pro-Kopf-Ausstoß ist auch in China viel zu hoch. Und 2050 statt 2060 klimaneutral sein zu wollen, ist immer noch zu spät. 

Trotzdem: China macht Fortschritte beim Klimaschutz und übertrifft seine selbst gesetzten Ziele. Andere Länder verfehlen ihre Ziele und rufen: “Aber China!”

Kein Land kann das Weltklima alleine retten.

Es braucht uns alle! Mehr als 180 Länder verursachen jeweils weniger als 1 Prozent der weltweiten Emissionen. 100 dieser Länder verursachen noch weniger als Österreich. 

Würden sich alle diese Länder auf ihre Größe herausreden, wären wir definitiv verloren. China hin oder her. Viele tun es trotzdem. Auch in Österreich tun das vor allem Mitglieder der FPÖ und der Regierungspartei ÖVP. 

Dabei haben sich mit dem Pariser Klimaabkommen 2015 nahezu alle Staaten darauf geeinigt, die Erderhitzung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Bestenfalls sogar auf 1,5 Grad. Auch China und Österreich. Davon sind wir jedoch weit entfernt. Wirklich auf Kurs der Pariser Ziele ist gar kein Land. 

Wir müssen aufhören, mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Sondern anfangen, alles dafür zu tun, unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Jetzt. Alle. Gemeinsam.