print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Demokratie

Bizarres Schauspiel im US-Wahlkampf: Mit getöteten Hunden zur Vizepräsidentin?

Bizarres Schauspiel im US-Wahlkampf: Mit getöteten Hunden zur Vizepräsidentin?
Kristi Noem bei einer Konferenz der rechtsradikalen Organisation "Turning Point" - Foto: Gage Skidmore / CC 2.0 BY-SA
Kristi Noem könnte bei der Wahl im Herbst Donald Trumps Kandidatin auf die Vizepräsidentschaft sein. Nun macht sie mit einem eigenwilligen Alleinstellungsmerkmal auf sich aufmerksam: Sie ist stolz darauf, ihren Hund getötet zu haben. Natascha Strobl analysiert ein bizarres Schauspiel.

South Dakota ist nicht der erste Bundesstaat, an den man denkt, wenn es um die USA geht. Er liegt ziemlich in der nördlichen Mitte und ist Heimat von Mount Rushmore. Hier wird quasi immer überzeugend republikanisch gewählt. Auch die aktuelle Gouverneurin  gehört zur rechten Partei. Sie heißt Kristi Noem und hat ein Buch herausgebracht, um sich für Höheres zu positionieren: Als “Running Mate” für Donald Trump wäre sie seine Vizepräsidentin – und wie aktuell Kamala Harris nur einen Herzschlag von der Präsidentschaft entfernt. Ist der amtierende Präsident nicht mehr in der Lage sein Amt auszuführen (krank, tot), dann wird nicht neu gewählt, sondern die Vizepräsidentin übernimmt. 

Traditionell sucht sich ein:e Präsidentschaftskandidat:in dafür jemanden aus, um sich für die Wählerschaft demographisch oder politisch zu ergänzen. Für Joe Biden war das Kamala Harris, die als jüngere schwarze Frau ein klares Zeichen an diese Wählergruppe war. Für Trump war es bei der letzten Wahl der erfahrene Mike Pence, der ihn abschwächen und ins System eingliedern und der frommen Wählergruppe ein Zeichen sein sollte. So ist es nicht verwegen, dass die 52-jährige Noem sich Chancen ausrichtet. Sie ist aus einem „Fly-Over-Country“, einer Gegend von der Trump politisch profitiert, weil er das Gefühl des Übersehenwerdens zur Kulturkampf-Waffe schmiedet.

Die „harten Wahrheiten“ der Kristi Noem

Noem schildert in ihrem Buch  “No going back: The truth on what’s wrong with politics and how we move America forward” (ungefähr übersetzt: “Kein Zurück: Was in der Politik falsch läuft und wie wir Amerika voran bringen”) eine besondere Szene. Sie hatte einmal einen Hund, der nicht und nicht folgen wollte. Eines Tages tötete er die Hühner vom Nachbarn. Daraufhin nahm Noem ihr Gewehr und erschoss den Hund – und einen Ziegenbock gleich mit, weil er schlecht roch. 

Diese Episode dient ihr als Beleg dafür, dass sie sich nicht scheue, harten Realitäten mit ebenso harten Maßnahmen zu begegnen. 

Wie unschwer zu erraten ist, erzeugte diese vorab veröffentlichte Stelle großen Aufruhr. Stolz darauf sein, einen Hund zu töten, kommt gar nicht so gut an, wie Noem dachte. Zumal es ein sehr junger Hund war, der noch dazu zu einer Rasse gehörte, die dezidiert auf Vogeljagd spezialisiert war. Es war die Aufgabe von Noem, diesen Hund für seine Aufgabe auszubilden und sicher zu gehen, dass er keine Gefahr für Andere ist. In der eigenen Inszenierung ist für solche Feinheiten kein Platz. Zu sehr sieht sich in der Rolle der Vertreterin eines harten Farm-Lebens, das sich nicht nach den weichen Befindlichkeiten der Küsten-Bewohner:innen richtet. 

Ganz wie Donald Trump

Sie hat mit einem Schlag erreicht, dass die ganze USA ihren Namen kennt. Das Buch war noch nicht mal erschienen, schon reden alle darüber. So kann man sich in echter “Make America Great Again” (MAGA)-Manier auch in Stellung bringen: Man kapert die Aufmerksamkeit aller Medien, ob gut oder schlecht ist zweitrangig. Das weiß niemand besser als Donald “Grab her by the pussy” Trump. 

Sie spielt damit auch eine Figur, die überzogener nicht sein könnte: Der unverstandene Bewohner des mittleren Westens, der Herr (oder Frau) über sein Land ist und über Leben und Tod entscheidet. Jemand, dessen Existenz komplett unverstanden ist und der keine Beachtung vom “Sumpf” in Washington findet. Diese Figur wird bei Noem von der Projektionsfläche zur Karikatur, die junge Hunde nach Laune erschießt. 

Nächster auf der Liste: Der Hund von Joe Biden

Die Verkaufszahlen und ihre Bekanntheitsgrade werden es ihr danken. Und vielleicht sieht ja Trump etwas, das ihm gefällt: Nämlich sich selbst in ihr. Zurückrudern kommt nämlich nicht in Frage. Noem ließ schon wissen, dass man den Hund von Präsident Joe Biden auch gleich erschießen sollte. Schließlich gibt es schon etliche Vorfälle, wo er nach dem Secret Service schnappt. 

Die Marschroute ist klar: Immer noch eins drauf setzen. Immer noch weiter gehen. Egal wie absurd die Situation schon ist. Schafft sie es wirklich, Kandidatin zu werden, hätte man dann einen Trump neben Trump, der es schafft, noch trumpiger zu sein. Auch das kann man als bizarre Leistung sehen.

 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!