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Demokratie

Kulturkampf zu Weihnachten: Der Nikolaus darf auch dieses Jahr kommen

Ein Bild aus der guten alten Zeit? Von wegen: Jedes Jahr machen Rechte Weihnachten zum Kulturkampf. Und jedes Jahr kursieren dieselben falschen Geschichten.
Jedes Jahr wieder gibt es zu Weihnachten den Kulturkampf von rechts. Es werden empörte Meldungen geteilt, dass der Nikolaus nicht mehr in den Kindergarten kommen darf und man nicht mehr "Frohe Weihnachten" sagen darf. Wahrer werden diese Meldungen deswegen nicht. Was steckt hinter dem Kulturkampf zu Weihnachten?

Lasst uns das Ganze abkürzen und dieses Spiel einfach nicht mehr mitmachen. Es folgt ein Best-Of der Empörungsmeldungen und was dahintersteckt.

Der Nikolaus darf weiterhin kommen

Der Nikolaus kommt selbstverständlich in die Kindergärten. Manchmal persönlich – manchmal lässt er auch nur ein Sackerl da. Es ist nicht der Untergang des Abendlandes, wenn er nicht persönlich kommt. Es nimmt Rücksicht auf kleine Kinder (in Kindergärten und Krippen), die Angst vor einem fremden Mann in ihrem gewohnten Umfeld haben. Oder es hat pragmatisch, logistische Gründe. Niemand cancelt den Nikolaus. Alle Kinder lieben Süßigkeiten und Schokolade, ganz egal, ob sie christlich, atheistisch, muslimisch, jüdisch oder sonstwas sind. Der Nikolaus muss nicht gerettet werden.

Und was ist mit dem Krampus? Wer auf den Krampus in Kindergärten besteht, dem geht es ums Prinzip und nicht um das Wohl der Kinder.

Dürfen wir nur mehr „Frohe Feiertage“ sagen?

Zur Weihnachtszeit gibt es viele, viele Feiertage. Manche sind staatliche Feiertage (etwa Silvester), manche sind religiös, manche sind beides. Manche religiösen Feiertage sind christliche, etwa Weihnachten oder Maria Empfängnis. Manche Feiertage sind jüdisch, etwa Chanukka. Und manche sind hinduistisch, wie Diwali. 

Man könnte meinen, dass die Mehrheit nur die christlichen Feiertage begeht. Aber warum sollte man so ignorant gegenüber religiösen Minderheiten sein? Und selbst das Christentum kennt mehrere Feiertage im Dezember, als nur Weihnachten? Und zudem gibt es eben auch staatliche Feiertage. Mit „Frohe Feiertage“ ist wirklich alles abgedeckt und diese Grußformel ist ebenfalls kein Indikator für den drohenden Untergang des Abendlandes. Jede und jeder die oder der möchte, kann zu Weihnachten “Frohe Weihnachten” wünschen. Verboten ist es nämlich nicht.

Es gibt nur mehr Wintermärkte und keine Weihnachtsmärkte!

Christkindlmärkte, Adventsmärkte, Weihnachtsmärkte und Wintermärkte: Viele Namen für Standln, die Punsch, Glühwein und Weihnachtskitsch verkaufen. Nikoläuse, Christkindl, Weihnachtsmänner, Engerl, Krippen und alles, was dazu gekommen ist. Abendland gerettet!

Die unterschiedlichen Namen sind entweder eine lokale Besonderheit oder das Ergebnis findiger Geschäftstüchtigkeit. So können Wintermärkte guten Gewissens bis in den Jänner offen haben und können direkt von Rauschgoldengerl auf Glücksschweindis wechseln. Und alles abseits von Adventmärkten kann auch schon im November offen haben und die Zeit bis Silvester gleich mitnehmen. Das Christkindl wird nicht gecancelt, sondern erfreut sich bester Gesundheit.

Rabimmel, rabammel, rabumm um das Laternenfest

Ein paar Wochen früher im Jahr findet das Laternenfest statt, das übrigens auch schon vor 30 Jahren Laternenfest geheißen hat. Keine Bange, die Kinder singen trotzdem von diesem wunderbaren Mann, der von einem Bettelmann traurig angesehen wurde.

Was macht Martin dann? Rabimmel, rabammel, rabumm, er zerschneidet seinen Mantel, weil Teilen glücklich machen kann. Welch schöne Lehre Kinder in Kindergärten und Volksschule mitbekommen, wenn sie auf den Straßen auf und nieder mit ihren Laternen gehen, während da oben die Sterne leuchten.

Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, den Untergang des Abendlandes herbeizureden, weil die einen Laternenfest und nicht Martinsfest sagen. Ja, auch darüber regen sich Menschen auf. Vielleicht geht das Abendland unter, weil der heilige Martin dieser Tage als woker Gutmensch gecancelt werden würde.

Kulturkampf zu Weihnachten: Das Abendland geht deswegen nicht unter

Weihnachten ist gerettet. Sparen wir uns die Sorgen, die Aufregung und die Empörung vielleicht für reale Krisen von Armut, Krieg über Inflation bis zur Klimakrise. Und vielleicht können die kommenden Feiertage einen Beitrag leisten, damit wir uns wieder daran erinnern, was wirklich wichtig ist.

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