Männer profitieren mehr von Steuerreformen, Gegenmaßnahmen bleiben liegen
Männer verdienen deutlich mehr als Frauen und arbeiten häufiger Vollzeit. Deswegen profitieren sie mehr von Lohnsteuersenkungen und damit von der Steuerreform.
Es ist nämlich so: Männer verdienen deutlich mehr als Frauen und arbeiten häufiger Vollzeit. Beinahe jede zweite Frau arbeitet hingegen Teilzeit. Sie haben weniger Einkommen und schaffen es weniger häufig über die Einkommensgrenze, ab der die Lohnsteuer fällig wird. Das sind 11.000 Euro. Wird bei einer Steuerreform vor allem die Lohnsteuer gesenkt, haben Männer also insgesamt mehr davon.
Dazu kamen Begünstigungen für Überstunden der Alleinverdienerabsetzbetrag. Letzterer kostet jährlich etwa 161 Millionen Euro und wurde zu 90 Prozent von Männern genutzt. Kein Wunder, sind es doch oft Männer, die Vollzeit arbeiten, während Frauen unbezahlt die Kinder betreuen. Verdienen beide Elternteile schlecht, so darf der besserverdienende Teil den Betrag von seiner Steuer absetzen. Und auch das sind in den meisten Fällen die Männer
Nur auf dem Papier neutral
Die Zahlen zeigen, dass diese Steuermaßnahmen nur auf dem Papier neutral sind. Die gesellschaftlichen Ungleichheiten schlagen sich nicht nur im Gender Pay Gap, sondern auch in einem “neutralen” Steuersystem nieder. In der Praxis ziehen deshalb vor allem Männer daraus Vorteile.
Der Rechnungshof empfahl also schon vor Jahren eine genaue Untersuchung und Anpassung der Vorgehensweise. Nun überprüfte er, wie viele der Empfehlungen aus dem Jahr 2017 mittlerweile umgesetzt wurden. Das Ergebnis ist schwach: Von elf Maßnahmen wurden nur zwei gänzlich umgesetzt, sieben zum Teil und weitere zwei überhaupt nicht. Immer noch fehlt eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie und eine Abstimmung der Steuermaßnahmen auf Geschlechtergerechtigkeit.
In der Zwischenzeit hat die aktuelle Regierung aus ÖVP und Grüne eine neue Steuerreform ausgearbeitet. Der erste Teil davon trat schon Anfang September in Kraft. Wieder handelt es sich um eine Senkung der Lohnsteuer und wieder zeigt sich, dass Männer stärker davon profitieren als Frauen. 6 von 10 Euro gehen an Männer, berechnete der Budgetdienst des Parlaments. Obwohl das Problem und die Empfehlungen des Rechnungshofs seit Jahren bekannt sind, profitieren auch von den neuen Maßnahmen Männer mehr als Frauen.