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Ungleichheit
Demokratie

4 Grafiken, die zeigen wie Vermögen in Österreich verteilt ist

Die Nationalbank untersucht regelmäßig wie es um die Vermögensverteilung in Österreich steht. Die Ergebnisse werden in der Household Finance and Consumption Survey (HFCS) veröffentlicht. Der Bericht zeigt, wie ungleich Vermögen hierzulande verteilt ist.

Die Corona-Krise bringt zum Vorschein, was wir schon lange wissen: Vermögen ist in Österreich ungleich verteilt und das wirkt sich direkt auf das Leben aller Menschen aus. Vermögen bringt nämlich Sicherheit.

Ende März hat die Nationalbank die Ergebnisse des dritten Household Finance and Consumption Survey (HFCS) veröffentlicht. Der Bericht zeigt, wie Vermögen hierzulande verteilt ist. Die spannendsten Ergebnisse haben wir in 4 Grafiken aufbereitet:

#1 Wer besitzt wieviel?

Die erste Grafik zeigt die Verteilung des Nettovermögens  in Österreich. In Österreich liegt das Medianvermögen der Haushalte bei 83.000 Euro, das heißt die Hälfte der Haushalte hat mehr und die Hälfte der Haushalte hat weniger Vermögen. (Multi-)MillionärInnen finden sich erst in den obersten fünf Prozent der Verteilung.

#2 Was ist Vermögen überhaupt?

Die nächste Grafik zeigt, welche Art von Vermögen wo in der Verteilung einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Im unteren Bereich besitzen die österreichischen Haushalte vor allem Geld auf Gehaltskonten, Autos und andere Wertgegenstände. In der oberen Hälfte machen Immobilien den Großteil des Vermögens aus. Unternehmensbesitz nimmt erst für die obersten 10 Prozent einen wichtigen Stellenwert ein.

Auffällig ist allerdings, dass auch bei den untersten 10 Prozent Immobilien eine wichtige Rolle spielen. Das lässt sich vor allem auf hoch verschuldete BesitzerInnen von Eigenheimen zurückführen.

#3 Wie liegt Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern?

Die dritte Grafik zeigt die Vermögensverteilung in Österreich im Vergleich zum europäischen Durchschnitt. Im Median besitzen die europäischen Haushalte etwa 85.000 Euro, Österreich liegt mit 83.000 Euro leicht darunter. Das ärmste Viertel der österreichischen Haushalte liegt insgesamt leicht über dem Schnitt. In der Grafik ist das kaum zu erkennen, weil diese Haushalte überhaupt kaum Vermögen haben. Im zweiten Viertel liegt Österreich leicht unter dem Europa-Schnitt, die reichsten 50 Prozent wiederum etwas über dem europäischen Durchschnitt.

#4 Wie viel besitzen die reichsten 10 Prozent im EU-Vergleich?

Vergleicht man die Vermögensungleichheit in europäischen Staaten, ist sie in Österreich besonders hoch. Die reichsten 10 Prozent besitzen in Österreich etwa 56 Prozent des Nettovermögens. Die ärmsten 50 Prozent besitzen nur 4 Prozent. Dabei wird die Vermögenskonzentration in den HFCS-Daten tendenziell noch unterschätzt – weil die wenigen extrem reichen Haushalte in den Daten oft nicht enthalten sind.

Die Gründe für die besonders hohe Ungleichheit in Österreich analysieren mehrere Studien (siehe zum Beispiel Fessler und Schürz, 2018). Ein besonders wichtiger Faktor sind Erbschaften und Schenkungen. Reichere Haushalte erben zum Beispiel deutlich mehr und das mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, was die Vermögenskonzentration einzementiert und teilweise verstärkt. Ein zweiter Faktor ist der im internationalen Vergleich gut ausgebaute österreichische Wohlfahrtsstaat, welcher eine Absicherung für unvorhergesehene Ereignisse bietet. Da Menschen hier zum Beispiel im Krankheitsfall vom öffentlichen Gesundheitssystem aufgefangen werden, müssen sie insgesamt weniger für unsichere Zeiten sparen.

Der österreichische Sozialstaat ist also wichtig für die Sicherung einer hohen Lebensqualität für alle Menschen. Gleichzeitig erlaubt die hohe Vermögenskonzentration an der Spitze ihren BesitzerInnen einen größeren Einfluss  auf demokratische Entscheidungsprozesse. Es muss also auf beides geachtet werden: die Sicherung und den Ausbau des österreichischen Wohlfahrtsstaates als auch die Begrenzung der Ungleichheit.

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