Wer war Oscar Wilde? Irischer Schriftsteller der an Folgen gesellschaftlicher Homophobie starb
Oscar Wilde war ein irischer Schriftsteller. Er musste wegen seiner Homosexualität ins Gefängnis und starb später an den Folgen seiner Behandlung dort.
Juni ist Pride Month. Wir stellen deshalb täglich eine bemerkenswerte LGBTQIA-Persönlichkeit vor. Heute: den Schriftsteller Oscar Wilde. Weitere wichtige Personen der Community findest du hier.
Wilde wurde 1854 als Sohn einer Übersetzerin und eines Arztes in Dublin geboren. Er hatte schon in seiner Kindheit viel Kontakt mit KünstlerInnen und SchriftstellerInnen und studierte schließlich Literatur.
Der scharfzüngige und humorvolle Ire schrieb Gedichte, Theaterstücke, Geschichten und auch Essays, die teils seine Sympathien zum Sozialismus zeigen. Er bezeichnete sich auch als Anarchist.
Wilde schrieb „Das Bildnis des Dorian Gray“
Mit „Das Bildnis des Dorian Gray“ verfasste er auch einen Roman. Wilde behauptete, er hätte das Buch nur schnell geschrieben, weil ein Freund behauptet habe, er könne keines schreiben. Über die Deutung in Bezug auf Homosexualität gab es im Lauf der Jahre viele literaturwissenschaftliche Debatten. Zu seiner Zeit galt der Roman jedenfalls als anrüchig.
Wilde galt als dekadent, aber auch als wortgewandte, geistreiche und schillernde Figur – als Dandy. In seiner Zeit in den USA in seinen 20ern wurde er für sein Auftreten in Medien geradezu verachtet. Er war vermutlich bisexuell. Sein öffentliches Auftreten prägt aber zum Teil bis heute Vorurteile über Homosexuelle. Wilde war bis zu seinem Tod mit einer Frau verheiratet und hatte auch Kinder. Die Ehe galt als glücklich. Etwa ab seinen 30er-Jahren hatte Wilde vergleichsweise offen auch Beziehungen und Affären mit Männern, die zumindest zum Teil deutlich jünger als er waren.
Sexuelle Handlungen zwischen Männern waren im viktorianischen England aber zu dieser Zeit unter Strafe verboten. Nach einigen Verfahren, in denen auch sein Roman zur Sprache kam, wurde Wilde vor allem wegen seiner Kontakte zu männlichen Prostituierten verurteilt. Er musste wegen „Unzucht“ zwei Jahre ins „Zuchthaus“. Dort musste er schwere Zwangsarbeit verrichten. Diese Zeit machte ihn krank, wovon er sich nie richtig erholte.
Oscar Wilde starb mit 46
Nach seiner Entlassung floh er vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris. Der Schriftsteller verarbeitete seine Kritik an den unmenschlichen Haftbedingungen in Gefängnissen in seiner letzten Arbeit „Die Ballade vom Zuchthaus in Reading“. Er starb 1900 mit nur 46 Jahren in Armut und Einsamkeit wohl an den Folgen einer Hirnhautentzündung oder von Syphilis. Sein Niedergang wurde jedenfalls durch seine Zeit im Gefängnis eingeleitet, war also eine Folge des unmenschlichen Umgangs der Gesellschaft mit Homosexualität. Der Kritiker Alfred Kerr nannte Wildes Tod eine „langsame Hinrichtung“ – sie sei der „letzte Akt des englischen Mittelalters“ gewesen.
Oscar Wildes letzte Worte zeigten jedenfalls noch einmal seinen Humor und Sinn für Ästhetik: „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich.“