Pinkwashing: Pride-Liebe als PR-Schmäh
Unternehmen sind gerne politisch, wenn sich eine neue Zielgruppe erschließen lässt. So auch bei LGBTIQ-Rechten. Natascha Strobl anaylsiert wie Unternehmen durch Pinkwashing ihr Image aufpolieren.
Pinkwashing: Wie Unternehmen ihr Image aufpolieren
Unternehmen sind gerne politisch, wenn es
- sozial nicht viel kostet und
- eine neue Zielgruppe erschließen lässt.
So ist es auch bei LGBTIQ-Rechten: Angefangen hat alles mit Lesben und Schwulen die mutig für ihre Recht auf Selbstbestimmung eingetreten sind. Angefangen von den Stonewall Riots über die Abschaffung diskriminierender Gesetze bis zu der Implementierung der Ehe für Alle gibt es viele Rückschläge und Niederlagen, aber eben auch viele Erfolge. Dabei ging es nicht darum, lediglich „ein Zeichen“ zu setzen, sondern real die Leben der Betroffenen zu verbessern. Diese vielen Kämpfe werden im Pride Monat honoriert, gezeigt gefeiert.
Von Regenbogen-Ketchup bis Pride-Sportswear
Mittlerweile machen viele große Konzerne mit: Sie färben die Unternehmens-Logos ein, bieten spezielle Editionen ihrer Produkte. Regenbogen-Ketchup und Pride-Sportswear, alles ist dabei. Auf einer prinzipiellen Ebene kann man natürlich sagen: Ja, sollen sie doch. Besser als das Gegenteil zu tun. Dass sie mitmachen zeigt, wie breit das Thema in der Gesellschaft verankert ist.
Mutig sind solche PR-Aktionen von Unternehmen eine leere Geste. Es kostet nicht viel, sich in einer sicheren Umgebung zu LGBTQI-Rechten zu bekennen.
Mutiger wäre es, man würde das Logo auch in Saudi Arabien und Russland bunt einfärben und dort den Pride Month feiern.
Das wäre ein sichtbares Zeichen für die Gruppen, die dort noch immer um ihre fundamentalen Rechte kämpfen.
Das Problem mit dem Wertekapitalismus
Aber darum geht es eben im Kern nicht. Es geht darum, den Value-Capitalism schmackhaft zu machen, also einen Kapitalismus mit Werten zu verkaufen. Strategisch tun Unternehmen so, als wären sie dein Freund oder deine Freundin, die dich unterstützen und gern haben.
Im Gegenzug sollst du die Produkte kaufen, denn schließlich zeigst du mit deinen Regenbogen-Sneakers, dass dir das Thema wichtig ist. Durch diese vermeintlich freundliche Art wird aber die oftmals nicht gerade ethische Produktion dieser Produkte verdeckt. Oder der Fakt, dass man eben doch auch Geschäfte mit und in Diktaturen machen möchte, die LGBTIQ-Personen verhaften lassen. Es geht eben um Profit. Dieser Profit bekommt ein schönes Mascherl.
Das nennt sich Pinkwashing – also eine oberflächliche vermeintliche Verbundenheit mit einem wichtigen Thema, um (eigene) Schweinereien zu verdecken und Produkte als ethisch, moralisch und politisch richtig zu verkaufen.
Es ist daher wichtig, sich daran zu erinnern: Unternehmen sind Unternehmen. Nicht deine Freund:innen. Nicht im Juni und auch sonst nicht.