Große Teile von Polen erklären sich zu “LGBT-freie Zonen”
Der schwule Aktivist macht so auf die Orte aufmerksam, die sich in den Monaten zuvor frei von queeren Menschen erklärt haben.
View this post on Instagram
Mittlerweile haben fast 100 Orte, Bezirke und Provinzen in Polen eine Anti-LGBT-Ideologie angenommen. Das betrifft fast ein Drittel des Landes – vor allem im Südosten. Das zeigt der „Atlas des Hasses“, eine Grafik von drei polnischen Aktivisten, die selbst in diesen Zonen leben und diskriminiert werden. Auffällig ist: Es sind hauptsächlich Gebiete, die Hochburge der rechtextremen PiS sind.
Wie es dazu kam? Eigentlich mit einem positiven Schritt. Im Februar 2019 erklärte Warschaus liberaler Bürgermeister Rafał Trzaskowski, LGBTQ-Rechte zu unterstützen. So wollte er etwa LGBT-Themen im Sexualunterricht in den Schulen der Hauptstadt integrieren.
Demagogen gegen Toleranz
Das war aber vor allem der nationalistisch-konservativen Regierungs-Partei PiS ein Dorn im Auge. Deren Parteichef Jaroslaw Kaczyński wetterte gegen eine angebliche „LGBT-Ideologie“, welche eine „Bedrohung“ für die traditionelle polnische Familie darstelle und Kinder “demoralisiert”.
Auch Medien machen an dieser Hetze mit. Die rechte Wochenzeitung „Gazeta Polska“ rief zu homophoben Aktionen auf verteilte Aufkleber mit „LGBT-freie Zone-Aufschrift. Zusätzlich nimmt die Kirche in Polen eine zentrale Rolle im Kampf gegen die LGBT-Community ein. So bezeichnete der Erzbischof von Krakau Marek Jedraszewski die LGBT-Community als „Seuche in den Farben des Regenbogens“.
Homophobie in Polen kein Hassverbrechen
Eine der wichtigsten LGBTI-Organisationen in Polen, «Campaign against Homophobia», hat allein 2014 mindestens 120 homophobe oder transphobe Übergriffe registriert. Deren ehemaliger Vorgesetzter ist Robert Biedron. Als erster offen schwuler Kandidat wird er für die Linke Partei in Polen als Präsidentschaftskandidat antreten.
Offizielle Zahlen zur Gewalt gegen die queere Gemeinde in Polen gibt es unterdessen nicht. Denn die sexuelle und geschlechtliche Identität wird im Gegensatz zu Herkunft oder Religion nicht als Motiv für Hassverbrechen in den Statistiken berücksichtigt.